Drei Wände im Licht Prolog zur 150-Jahr-Feier des Landestheaters Linz Du bist gemeint. Abgewandter dort rückwärts im Jähzorn, Trauernde die nicht weiß wie sie die Tränen verbirgt. Satter der lachen will. Hungernder der eins nur zu wissen begehrt, wie das ist: Leben! Euch alle spielen wir! Euer tiefletztes Wollen, euer Sehnen, dem wir, wie die Träume es tun, berauschende, jagende Bilder verleihn. Euch alle seht ihr, vor erleuchteten Wänden, drohend und fordernd. Seht die verschwiegene Angst, die erstickte Passion, Erinnerung die noch im Blut brennt, Hoffnung die nahn wiU, oh und hört Fragen, hört Fragen, die noch keiner gelöst hat. Wer stellt sie? Ihr! Und wer löst sie? Gemeinsam! Man muß es versuchen. Atemlos über das eigene Herz gebeugt spielen wir . . . schaut ihr . . . Hier wird Schuld und wird Unschuld gemessen und beides wiegt schwer. Und das Schachspiel der Wege zeigt Spuren von tieferer Ordnung, sie werden entdeckt und verlöscht und von neuem gefunden. Drei Wände im Licht, und es ist wie die Werkstatt des Schicksals, sein kleiner Probierraum. Und Masken zeigen dir lächelnd wie du dich beträgst, und was das heißt: Großsein am Rande der Nacht, und Zerstörtsein. Wie durch Ritzen, so fällt uns der Blick in das Wirkliche, das noch so weit ist, dorthin, wo der Kern ist, und wo es geschieht, das Dasein, das uns nur am Rand trifft, wie Zufall uns streift, wie ein Windhauch. Aber verdichtet im Kunstwerk wird das verstreute Geschick schwerer und wirklich; läßt ahnen, was bleibend gemeint war, wenn ein Ungefähres uns traf und fast schonte. Im Aufschrei der Masken erkennen wirs als das unendliche Leid, die verlorene Liebe, den Abgrund des Glücks auch, und Haß, der uns mitriß, wohin?! Dein ist dies Haus! Namenlos kommst du hierher und voller Neugier, aber du findest nur dich, sonst kein Fremdes. Nichts was dich verrät, nur was dich enträtselt, dich und den andern, den Nächsten; den Nachbarn vom Hausflur, den Fremden den du grüßt, den Fremden von jenseits der Berge, des Stroms und der Ebnen, der Meere. Vor der erleuchteten Wand, wenn der Vorhang sich aufhebt, im Räume des Schicksals, sind sie dir Brüder. Und wenn schon in Urzeit, in Arenen und Höhlen, beim Lichte der Fackeln, das Geheimnis des Lebens enthüllt ward, unter Opfern und Schweigen, weil man die Gottheit genaht glaubt': So haben dies Haus uns errichtet die Ahnen, weiterzuwirken an dem unendlichen Auftrag. Zu schwer fast. Aber Hilfen sind nah uns, auch heute. Wir, spielend den Traum euch, das erleuchtende Gleichnis, ihr, hörend und schauend . . . gemeinsam, so sind wir bemüht zu erkennen was immer im Land hier als groß galt und was uns die Welt erst zum Heim macht, zur Heimat, gemeinsam, so sind wir bemüht zu entfalten und leisten das Eine, das Schwerste, das Mensch-Sein. 89
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