Leuchterengel Kindchen, allerschönstes, das ich haben wollte, mit dem, den ich liebe und der fern ist; hölzernes Püppchen, - einmal sah ich ihn, und sein Lächeln galt andern. Und dann sah ich dich, rötlich und golden, sanft, hinter Glas, mit gebreiteten Armen. Dein Puppenlächeln - gemalt, veilchenblaue Augen, Flüglein aus Goldblech, die Krone Türkis und Schnee, gewunden aus Lilien. Und auf dem Haupt dir, achtsam getragen, oh Liebes, ein Licht. Wenn ich es anzünde, abends, ist er ferne wie immer, und alles Ersehnte. Und in stets tieferem Kummer, kenn ich die Leiden von allen; wirst du, kleiner Engel, dunkel unter den Flammen verzehrenden Lichtes, wirst du mir zur Welt, und die Welt mir, allerschönste, zum Kind. Mutter Donau Wie nenn ich dich. Schweigende, die du mit Atem der Weite die Herzen uns dehnst? Die du Verlassenen immer noch hold bist, und Kühle hauchest und Langmut . . . Aber reißend ins Schicksal, immer erneut in Bekennen und Tod und Erhebung, zur Freiheit, stürmische Mahnerin, drängst du sie alle, die deine Kinder sind. Abgezogene Besatzung Hier ist der Ort wo die Fremden sangen und mit Gittern abgrenzten ihr soldatisches Tagwerk; und wo am Abend die Mädchen standen, schmal, mit nackten Beinen, und rotbemalte Zehen nervös streckend und krallend im Holzschuh. Und die vorübergingen sahen vorbei - ist hier etwas? - wenn die Fremden brennend junge Gesichter erhoben, lallten und winkten. Ist hier etwas? Nein, nichts ist. Wer versteht ihre Sprache? Und sie nehmen und essen das Unsre. Sagt einer, sie sind Menschen, auch wir sinds, nur haben es alle vergessen. Jetzt ist das Haus leer, Wimpel und Schriften herabgenommen, das Gras wächst, der Kies liegt geglättet. War hier etwas? Fremde Herzen, dem Tod entronnen, um Zukunft bittend, schlugen neben den unsern, die das Hauchen des Untergangs zögernd, nur wie Dämmern vorm Wiederkehren der Sonne, nur zögernd verließ. War hier etwas?! Frühlichter und Hoffnung und Angst um Versäumtes? Nein, rüchts war. 87
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