Oberösterreich aktuell Die Stadt Enns und die oberösterreichische Landesausstellung „Severin zwischen Römerzeit und Völkerwanderung" Helga LItschel Schon in grauer Vorzelt machte sich der Mensch die gute schwere Erde am Zusam menfluß von Enns und Donau und die günstige Verkehrsiage an beiden Flüssen zunutze. Funde aus dem Neolithikum im Ennser Stadt museum beweisen es. Die Kelten gaben etwa um 400 V. Chr. die Namen für die Siedlungen; Lauriacum für Lorch und Anisa für Enns sind keltischen Ursprungs. Doch in das Blickfeld der Geschichte rückte der Raum Lorch-Enns erstmals, als die Römer aus dem keltischen Königreich die Provinz Norikum formten, zu nächst auf dem Ennser Georgenberg ein Erdkasteil und später weiter westlich die Ziviistadt und das Legionslager Lauriacum anlegten. Hier schützte die iegio II Italica als erstes ,,oberösterreichisches Hausregiment" den Limes und die Fiußübergänge. Kaiser Caracaiia erhob 212 n. Chr. die aufstrebende Zivilsiediung in den Status eines ,,municipium", wodurch Lauriacum zur jüngsten Stadt der Austria Romana wurde. Im selben Jahr erhiel ten alle freien Bewohner das römische Bürger recht. Die Nachkommen dieser Romanen waren es vor allem, denen Severinus im Wirbel der Völ kerwanderung und des zerberstenden Rö merreiches beistand und ihnen half, zu über leben und ihr Kultur- und Geistesgut hinüberzuretten bis zu einem geordneten Abzug in den Süden. Es gilt jedoch heute als sicher, daß etliche Bürger der Stadt und des Umlandes die Aufforderung auszuwandern negierten und in Lauriacum-Lorch auch nach dem Rückzug der Romanen ausharrten, so daß eine kontinuier liche Besiedelung bis zur bairischen Land nahme angenommen werden kann. Bereits im 9. Jahrhundert war Lorch - der Name wandelte sich von Lauriacum über Loriaca, Loracha und Larich zu seiner heutigen Form - ein wichtiger Grenzmarkt, und es nimmt nicht wunder, daß eines der bedeu tendsten Dokumente frühmittelalterlicher eu ropäischer Wirtschaftsgeschichte, die Raffeistettener Zoliordnung von 904/06, nächst Lorch an diesem wichtigen Schnittpunkt zweier Verkehrswege unterzeichnet wurde. In dem heute nahezu vergessenen Ort Raffel stetten traten die Vertreter der verschieden sten Völkerschaften zusammen, um den Han delsverkehr im donaunahen Raum zu regein. Blick auf Enns mit Stadtturm und Schloß Ennsegg. - Foto: Eiersebner t. ■■ fc / ... it* ^ - lA.V Ü ... ÜSIERREICfl . 1' J . "t V '• • ■■■' .. A-'iS -s 65
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