Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 1, 1982

Kunst der Gegenwart ■■ Oben: Prinzersdorf, Niederösterreich, Pfarrkirche, Kreuzwegstationen in Verbindung mit Giasfenster von Prof. Herbert Dimmei Kieinasien, wo er den Wurzeln nachspürt, ge dankenreich und einsatzfreudig. Die Wirkun gen werden in dem Variationsreichtum seiner Lösungen spürbar, in denen er mit kubischen Steinbiöcken oder auch lebendig durchform ten Hoizarbeiten Räume und Handlungen be stimmt. Ein Ort wird in den sechziger Jahren immer bedeutsamer: Die Friedhofskirche von EnnsLorch, in der 1966 die archäologischen Gra bungen abgeschlossen werden und auch schon wieder die Fußbodendecke des Lang hauses eingezogen ist. Sofort finden hier die ersten Beratungen für die Neugestaltung statt. Das Ziel ist eine Pfarrkirche nach dem Vatikanum Ii mit sichtbarer Erhaltung des traditionel len Bestandes, das heißt Schaubarkeit des er grabenen Kuitkontinuums von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Somit muß der Aitarraum westlich des Triumphbogens angelegt wer den, an die Steile des Hochaitares kommt der neue Taufort. Ein kleineres Sakramentshäus chen an der linken Seite des Triumphbogens steht in Zuordnung zum neuen Zeiebrationsaitar aus Sandstein, der in der Höhlung frei sichtbar den antiken Steintrog mit der Sammeibestattung der Reliquien der Märtyrer-Ge fährten des hi. Florian birgt. Das sind schwere Aufgaben, auch für einen erfahrenen Künstler. Rechts: Pfarrkirche Neukirchen bei Lambach, Bronzedeckel mit Darstellung der,.Taufe Christi" für ein gotisches Taufbecken Am 31. Oktober 1968 wird dieser Altar durch Diözesanbischof DDr. Franz Zauner geweiht, in dieses Jahr fällt auch die Errichtung des Tituiar-Erzbistums Lauriacum. Erzbischof Geroiamo Prigione, Apostolischer Nuntius in Gua temala und Ei Salvador, weiht ein Jahr später den von Peter Dimmei geschaffenen Altar in der alten Scherffenbergkapeiie. Bevor 1970 die Erhebung der alten Friedhofs kirche zur Basilika erfolgt, hat die Stadtge meinde Enns Peter Dimmei mit der Gestaltung des Südtores (Haupteingang) zum Thema des hi. Florian betraut, der auch im Jahre 1970 zum neuen Diözesanpatron wird. Die Schau der Legendenreiiefs ergibt eine eindrucksvolle Biidpredigt über den Heiligen, der mit dem späteren St. Severin zu den Grundpfeilern der jungen Kirche von Lauriacum gehört. Das Land Oberösterreich hat ein Jahr später das Tor der Severinsbotschaft für die Westwand gestiftet. Monsignore Marckhgott schildert das von ihm gestellte Programm dieser Heiiigeniegende in Bronze, von Peter Dimmei gut les bar gestaltet: „Das zentrale und beherrschende Thema ist die Räumung der römischen Provinz Ufernoricum. Die romanischen Bewohner der donauaufwärts liegenden Städte haben auf Severins Befehl ihre Wohnsitze verlassen und sind auf dem Weg in die große Festung von Lauriacum, wo sie vor den nachdrängenden Germanen Zuflucht finden. Severin steht mit weisender und schützender Geste vor dem Lagergeiände zu Lauriacum. Der Mitteistreifen des Tores zeigt andeu tungsweise das von Severin befriedete und beschützte Volk bei der Arbeit, durch die es sich den Lebensunterhalt verdient, in den vier Feldern, die den unteren Teil des Tores ge stalten, sind von links nach rechts folgende Szenen aus der ,Vita Severini' (Lebensbe schreibung von Eugippius) dargestellt: Aus dem Kapitel 7: Der Skirenfürst Odoaker besucht den hi. Severin und erbittet sich von ihm Rat und Segen für seinen Weg nach Itali en. Das Bild bringt zum Ausdruck, in weich ho hem Ansehen Severin nicht nur bei seinen Landsieuten, sondern auch bei den ,feindli chen' germanischen Fürsten und Heerführern stand, die in ihm einen Gottesmann sahen. Aus dem Kapitel 18: Die Bürger von Lauria cum hatten die vorgeschriebene Abgabe des Naturaizehents für die Betreuung der Notlei denden nicht geleistet. Trotz Severins Mah nung kamen sie ihrer sozialen Pflicht nicht nach, sondern vertrösteten auf die kommende Ernte. Da befiel die Felder ein Getreiderost, 62

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