Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 1, 1982

Kunst der Gegenwart Zug zur Ruhe in sich spürbar, Statik selbst in futuristischen Gebilden. Abstrakte Madonnen entstanden nicht nur in kleinen Bronzen, seine ,,Madonna" in Lindenholz ist ein Meditations bild von überzeugender Gestik und seltener Geschlossenheit in edelster Materialsprache. So wie die ,,Tröstung" durch das menschliche Du. ,,Spielende Kinder" der Europaschule Linz sind bieibende Zeugnisse der Generation des Atemhoiens nach der zeitgeschichtlichen Verirrung. Die Säule mit dem Nibelungenschiff auf der Ostterrasse des Linzer Schiosses hebt die schon genannte Ruhe in den Himmei, der Wogenschwail wird zum Weilenornament. Zu erwähnen sind aus der früheren Zeit auch die Marmormedaillons an der Fassade des Linzer Rathauses mit den Biidnis-Steinschnitten historischer Persönlichkeiten, die mit die ser Stadt in Beziehung standen; Kaiser Fried rich III., Peter Hoffmandl, Johannes Kepler, Johann Adam Pruner, Anton Bruckner. Einzelne christliche Themen sind schon aufgekiungen, von Hoizplastiken des hl. Martin und des hl. Georg, die das Menschenbild zur Ikone des Göttlichen steigern, muß noch die Rede sein. Den ersten großen Auftrag auf dem Gebiet der kirchlichen Kunst bekommt Peter Dimmei im Jahre 1960 auf Grund eines Wettbewerbes für die Ausstattung der von Architekt Gottfried Nobi erbauten St.-Konrad-Kirche auf dem Froschberg zu Linz. Zur Kirchweihe 1961 sind die Portaie und auch der Kreuzweg in Bronze relief fertiggesteilt. Beide Werke finden eine sehr gute Aufnahme, sowohl bei der Ge meinde als auch in der Presse. Im Hauptportal erscheint das Gieichnis vom verlorenen Sohn, die Seitenportale künden in eindrucksvoller Bildsprache vom Wesen der Kirche (Nachfolge Christi - Sakramente, Kir che als Weinstock, Fischernetz des Gottesrei ches). Der zeichenhafte Kreuzweg wird im Vergleich zur sentimentalen Frömmelei so mancher Nazarener-Kreuzwege als ehrliche Aussage ei nes Künstlers unserer Zeit empfunden. Die Er füllung dieses Auftrages ist der Ausgangs punkt für weitere innenraumgestaitungen neuer Kirchenbauten. Neben Linz-St. Severin (Architekt Franz Wiesmayr) bekommt Peter Dimmei von Architekt Anton Zemann, Frei stadt, den Kirchenbau zu Eisentratten in Kärnten in Zusammenarbeit mit Rudolf Kolbitsch zur Gestaltung übertragen. Zwei Jahre nach Linz-St. Konrad läßt die Pfarre Windischgarsten das Hauptportal ihrer Pfarrkirche durch Peter Dimmei neu schaffen: Unter dem ab strakten Betonfenster von Rudolf Kolbitsch er scheinen auf den Bronzetürflügein die Sym bole der Dreifaltigkeit und der Evangeiisten über dem Schöpfungsauftrag des Menschen, auf Landwirtschaft und Technik reduziert. Plastik ist vor ailem für die Denkmalkunst not wendig. 1964 wird auf dem Kirchenplatz vor der Wallseerkapelle der Stadtpfarrkirche Enns das neue Mahnmal geweiht mit dem Kern stück eines Altares, der rechtwinkelig zur Kir chenfassade auf einer großzügigen Stufen ordnung steht, eingebettet in gärtnerische An lagen. Heimisches weißes Nagelfluh-Kongiomeratgestein ist für die ganze Aniage ver wendet worden. Die Schauseite des Altares trägt ein Bronzereiief mit der Darstellung der vier apokalyptischen Reiter nach der geheimnisvolien Vision des Evangelisten Johannes, die im 6. Kapitel der Apokalypse im Neuen Te stament geschildert wird. Die Zeichen des Grauens und der Vernichtung erscheinen in der Hand seelenloser Schemen: Pfeil und Bo gen, Schwert, Sichel und Sanduhr, und die Waage ais Hungersymbol, weil es in solcher Bedrohung nicht mehr die notwendigsten Dinge zu wägen gibt. Auf dem Obelisken ne ben der Opferstätte zeigt ein Steinschnitt die Gestalt einer Witwe mit ihrem Kind, die sich trauernd dem Altar zuneigt. Dechant Dr. Marckhgott hat bei der Einweihung am 7. No vember 1964 zu diesem Werk gesagt: ,,Viel Blut floß von den Opferaltären der Mensch heitsgeschichte, bis einer kam, der das Kreuz zum Altar machte und sich selbst darauf süh nend zum Opfer brachte." Die irdische Trauer ist somit durch den christlichen Opfergedan ken überhöht. Kündigt sich an, daß dieser Künstler einer der Altarbauer unserer Zeit wird? Enns, Kriegerdenkmal auf dem Kirchenplatz vor der Wallseerkapelle der Stadtpfarrkirche, Bronzerelief mit Darstellung der vier apokalypti schen Reiter 59

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