ist. In allen Fällen ist auf die relativ geringen Zatilen aufmerksam zu mactien. Man wird dies nicfit nur dadurcfi erklären können, daß die Fundumstände außerordentlicti ungünstig gewesen sind, sondern wird immer mit der Vorstellung reclinen müssen, daß die betref fende Bevölkerung von setir geringer Zafil und Dicfite gewesen sein muß. Die Problematik: Baiern und Slawen, die in diesen Randgebie ten immer wieder auftauctit, tiat in jüngster Zeit eine wieder aufgelebte Befiandlung erfatiren und wird die Wissenscfiaft noch längere Zeit beschäftigen. Die eigentliche Problematik der bairischen Gräberfelder besteht darin, daß sie mit den äl testen Siedlungen, deren Hauptgruppen wir aus den Namensformen erschlossen haben, zwar parallel gehen, aber letzten Endes doch nicht damit übereinstimmen. Auch sind bisher länger dauernde Belegungen nur in wenigen Fällen beobachtet worden. Mehrfach, z. B. in Schlatt und Weis, sind die bairischen Gräber in die Überreste von römischen Bauten hinein gelegt worden, ohne daß wir eine sichere Er klärung dafür wüßten. Dort, wo Gräberfelder bei moderner, d. h. jüngster Verbauung ange troffen wurden, wie in Linz-Zizlau, Marchtrenk oder Moostal, ist mit einer vorausgehenden Verbauung nicht zu rechnen. Andererseits ist meist die Situierung dieser Gräberfelder an Geländestufen und vorwiegend in der Nähe von gegenwärtigen oder alten Gerinnen zu beobachten, ebenso liegen sie meist in nicht allzu großer Entfernung von Häusergruppen oder Weilersiedlungen, die vielfacli durch ^ -■ Georgenberg bei Micheldorf, von Osten gesehen, Aufnahme 1952. Die prähistorischen Terrassen sind deutlich erkennbar. - Foto: K. Holter -ing-Namen oder sonstige alte Namen ge kennzeichnet sind. So liegt das frühe Gräber feld Hafeld östlich der Alm nahe einer Gruppe von -ing-Namen, wie Ornharting, Heitzing usw.; Moostai kann man zur Gruppe der Alt siedlungen am Grünbach einordnen, Rudelsdorf-Rutzing mit einer Anzahl von alten Sied lungen am Rande der Welser Heide in Verbin dung bringen. Obzwar ein sicherer Beweis und eine präzise Identifizierung nur seifen möglich sein werden, scheint die angedeutete Nachbarschaft doch eine ursprüngliche Ver bindung wahrscheinlich zu machen und uns dadurch auch chronologische Schlüsse auf das Alter der betreffenden agrarischen Sied lungen an die Hand zu geben. Für unsere Vor stellungen über die Landnahme ergeben sich daraus gewisse Schlußfolgerungen. Im Ge gensatz zu den Feststellungen im bairischen Nachbarbereich westlich des Inns, wo sehr umfangreiche Gräberfelder chronologisch bis In das 5. Jahrhundert zurückgehen, sind un sere Bodenfunde wesentlich jünger. Trotz ei ner nicht zu übersehenden Kontinuität der all gemeinen Verkehrslinien und etlicher nie ganz verlassener zentraler Orte, wird man die ziel bewußte agrarische, in gewissem Sinne planmäßige bairische Landnahme aufgrund des archäologischen und namenskundlichen Materials nicht zu früh, d. h. nicht vor das 6. Jahrhundert ansetzen dürfen. Die Vorstellung, das Gebiet des heutigen Oberösterreich wäre ein Kerngebiet des bairischen ,,Neustam mes", scheint aufgrund dieser Beobachtun gen nicht haltbar. Wir glauben anhand der Ortsnamen mehrere vom Westen her be stimmte Besiedelungsweiien, zum Teil unter schiedlicher sozialer Struktur, feststeilen zu können, deren Feindatierung mitteis der Grabbeigaben vielleicht noch genauer erar beitet werden kann. Die Christianisierungspe rlode unter den späten Agilolfingern brachte Neuansätze, die unter den frühen Karolingern noch deutlicher ins Licht getreten sind. Alle diese Feststellungen deuten darauf hin, daß die Struktur des heutigen Oberösterreich, wie sie sich von der Landnahme bis zum Ende der Karoiingerzeit entwickelt hat, während der Ungarneinfälle in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts zwar gelegentliche Einbußen er litten haben mag, daß sie aber in wichtigen Grundzügen bis heute erhalten blieb. Wäre dem nicht so, hätten die Feststeilungen der Ortsnamenforschung, wie wir sie in unserer Skizze verwendet haben, keinerlei Aussage kraft. Andererseits darf man nicht vergessen, daß in der Folgezeit starke soziale Umschich tungen stattgefunden haben, welche außer dem von verstärkten Rodungen begleitet wa ren. Das sind Themen, die in diesem Rahmen nicht angeschnitten werden können. Literatur: Die letzte Zeit hat eine Fülle von Aufsätzen und Sammelwerken hervorgebracht, die sich mit dem hier vorgetragenen Problemkreis beschäftigen. Grundlegend darf noch immer Ignaz Zibermayrs Buch: Noricum, Baiern und Österreich, München 1944, ^1956 angesehen werden. Im Laufe unserer Ausführungen wurden folgende Arbeiten genannt bzw. benützt, welche zum Großteil mit weiterführenden Literaturangaben versehen sind: Herbert Jandaurek, Das Alpenvorland zwischen Alm und Krems, Wels 1957 (Schriftenreihe der oö. Landesbaudirektion Nr. 15). Mitteilungen des Oö. Landesarchivs, 11. Bd., Linz 1974, mit den Vorträgen des Lorcher Symposions von 1970. Mitteilungen des Oö. Landesarchivs, 12. Band, Linz 1977: Cremifanum 777 bis 1977 (Festschrift zur 1200-Jahrfeier des Stiftes Kremsmünster). Die Anfänge des Klosters Kremsmünster, red. V. S. Haider, Linz 1978 (Ergänzungsband zu den Mitteilungen d. Oö. Landesarchivs 2), darin u. a. Verf., Kunstschätze der Gründungszeit. Hermann Vetters, Tutatio. Die Ausgrabungen auf dem Georgenberg und in Micheldorf (00.), Wien 1976 (Der römische Limes in Osterreich, H. XXViiI). Baiernzeit in Oberösterreich. Ausstellung im Schloßmuseum zu Linz, Linz 1977. Mit mehreren sachbezogenen Arbeiten, u. a. A. Slawik usw. Baiern und Slawen in Oberösterreich. Probleme der Landnahme und Besiedelung. Red. v. K. Holter, Linz 1980 (Schriftenreihe d. 00. MusealvereinsGeselischaft für Landeskunde, Bd. 10) mit archäoiog. u. philolog. Beiträgen. Bernhard Bischoff, Die südostdeutschen Schreib schulen und Bibliotheken der Karoiingerzeit. T. Ii. Die vorwiegend österreichischen Diözesen, Wies baden 1980. Das Mondseeland. Geschichte und Kultur. Katalog der Ausstellung Mondsee 1981, Linz ^1981. Mit Bei trägen zur Geschichte und zum Buchwesen des Klosters. Lorch in der Geschichte, Hg. v. Rudolf Zinnhobler, Linz 1981 (Linzer Philosophisch-theologische Rei he, Bd. 15). Siegfried Haider, Zum Problem karolingischer Pfal zen in Oberösterreich, Historisches Jahrbuch der Stadt Linz, 1980. (Linz 1981) S. 11-38. Heinrich Koller, Zur Gründung des Klosters Krems münster. 23. Jahrbuch des Musealvereines Wels. Festschrift Kurt Holter (Wels 1981), S. 69-113. Lothar Eckhart, Die Stadtpfarrkirche und Friedhofs kirche St. Laurentius von Enns-Lorch-Lauriacum in Oberösterreich. Die archäologischen Ausgrabun gen 1960 bis 1966. Teil I: Dokumentation und Ana lyse. Linz 1981. (Forschungen in Lauriacum Bd. 11, 1-3. 33
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