Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 1, 1982

Rechts; Homiliarfragment, Anfang 9. Jahrhundert, Stiftsbibliothek Kremsmünster, Fragment i/7 uufihur ,xpt VJl I V3VJV 1 '-■ ßoi 'Vi ■ se.Ru^ |l.;AO.tSc i%r6s;uB , i /CT>UB 0£ .üeReipi teÄfkJGIti ^ ' tnfcr^cui»i|^faHi mäler ist nicht übergroß, sie sind weithin ver streut, ihre Schicksale enthalten ein Gutteii europäischer Kulturgeschichte. Kremsmünster ist in dieser Epoche durch den Tassiio-Keich aus der 2. Hälfte des 8. Jahr hunderts und die vermutlich etwa 50 Jahre jüngeren, sogenannten Tassilo-Leuchter be rühmt geworden. Das Skriptorium tritt dage gen eher zurück. Jedoch beweist eine der in teressantesten Handschriften dieser Zeit, ein Evangeliar, der sogenannte Codex Miiienarius Maior, daß sich diese Mondseer Gruppe bis nach Kremsmünster ausgewirkt hat. Dabei ist letzten Endes nicht entscheidend, ob die of fene Frage: Entstehung des Miiienarius in Mondsee oder Kremsmünster in diesem oder in dem anderen Sinn gelöst werden kann. Daß sich die Schreibtätigkeit jedoch nicht nur auf das Haupt- bzw. das Nebenzentrum be schränkte, hat wiederum Bernhard Bischoff gezeigt, da er auf eine nicht unbeträchtliche Zahl von Codices hinweist, die im heutigen Oberösterreich entstanden sein dürften, ohne daß zunächst eine Lokalisierung möglich ist. in der Spätzeit der Karolinger tritt Kremsmünster in den Urkunden deutlich hervor. Aus dieser Zeit ist daselbst wiederum ein bedeutendes Evangeliar, der Codex Miiienarius Minor, er halten geblieben. Die kolonisatorische Rolle von Mondsee, das relativ bald in den Besitz 28 des Bischofs von Regensburg überging, fügt sich in eine zu vermutende bairisch-agiloifingische Planung einer kulturellen Durchdrin gung des nördlichen Alpenvorlandes westlich von Augsburg ein. Es würde zu weit führen, die Parallelen mit etlichen der alten bairischen Klöster, wie Wessobrunn, Benediktbeuren, Tegernsee usw., aufzuzeigen. Kremsmünster zeigt schon bei seiner Gründung eine weiter fortgeschrittene Stufe der bairischen Land nahme und wir möchten hier auf die Ausfüh rungen hinweisen, die Heinrich Koller im 23. Jahrbuch des Museaivereines Weis (1981) veröffentlicht hat. Die Erstausstattung von Kremsmünster belegt eine noch dünne Durchdringung des Nordostteiies des heuti gen Traunviertels. Dennoch waren die weit läufigen herzoglichen Forste schon von Ver kehrslinien durchzogen, wobei ein spätrömi sches Erbe sehr wahrscheinlich ist. Diezweite Blütezeit von Kremsmünster im späten 9. Jahrhundert zeigt uns ein Zusammenwir ken mit einigen der letzten Karolinger und da mit allem Anschein nach eine weit nach Osten ausgreifende Tätigkeit der agiloifingischen Kiostergründung, die damals auch den Zu gang zum Aipenübergang der Pyhrnstraße beherrscht hat. Die Erstausstattung von Kremsmünster, wie sie uns der,,Stiftbrief" von 777 und ein Diplom Links: Initiale P, Initiaischrift aus einem Mondseer Evangeliar, München, Bayerische Staatsbibliothek, CLM 27270 Mitte: initiale aus einer Mondseer Handschrift, Wien, Osterreichische Nationaibibiiothek, CVB ser. Nov. 2065 Kanonbögen aus einem Mondseer Evangeliar, um 820, Wien, österreichische Nationaibibiiothek, CVF 1193

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