Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 1, 1982

der obersten Drau bei Innichen. Dazwischen ist das Salzachtal bei Bischofshofen ein Grenzgebiet geblieben, wie es für die Zeit um 730 gait und die alpenslawische Brandschat zung der Maximilianszelle noch um 820 be zeugt. Das Pustertal hatte hingegen eine in tensivere bayerische Besiedlung erlebt; darauf deuten die Agilolfingernamen des Raums hin. Bozen ist noch vor 680 bayerisch geworden und dann wohl nicht wieder verlorengegan gen. Seit dem frühen achten Jahrhundert war der Bayernherzog nachweisbar zuständig nicht bloß für die Gebiete am Zusammenfluß von Eisack und Etsch, sondern auch im Vintschgau und jenseits der Wasserscheide bei den ,,Inntalern" eher oberhalb von Land eck als im eigentlichen Engadin. Der bayeri sche Besitz blieb freilich nicht unverändert. Kleinräumige Verschiebungen erfolgten in den letzten Generationen der AgilolfingerHerrschaft, wobei vor allem die langobardisch-bayerische Grenze zwischen - grob ge sprochen - Meran und Bozen umstritten blieb. Im Westen ist der Lech im achten Jahrhundert eindeutig als Grenze Bayerns bezeugt. Der Nordgau jenseits der Donau gehörte ungeteilt zum bayerischen Königreich Ludwigs des Deutschen. Das bayerische Ostland wird von Traungauer Grafen als königliches Mandats gebiet geleitet und umfaßt vor 828 das Donau land zwischen den Mündungen der Enns und eher der Raab als der Drau, sowie das Land der Karantanen. Die Karantanen führen wie alle slawischen Völker des Raums einen nichtslawischen Namen. Er kommt aus dem Lande und leitet sich wohl von dessen Kern gebiet um das Zollfeld her. Die Karantanen könnten rechtlich frühestens nach 828 als Bayern gegolten haben, während dies von slawischen Gruppen in Pannonien wie im heu tigen Niederösterreich noch im neunten und im beginnenden zehnten Jahrhundert auszu schließen ist. Innerhalb Karantaniens sind als eine sozial-gentile Gruppe die Kroaten nachzuweisen. Sie führen ebenfalls einen nichtslawischen Namen, der jetzt wieder turk sprachlich erklärt wurde. Demnach wären die frühmittelalterlichen Kroaten Innerösterreichs eine Schicht von Hirtenkriegern gewesen, die ursprünglich den awarischen Herren als Son dereinheit dienten und später vielleicht das Zentrum des Widerstandes gegen sie bilde ten. Die karantanischen Kroaten stellen ein äußerst kontroversielles und sensibles For schungsproblem dar, dessen Lösung durch seine Verbindung mit dem Edlinger-Komplex noch zusätzlich erschwert wird. Fraglos sind hingegen karantanische Vlahi-, Walchen- und Laschitz-Namen. Es gab also auch eine ro manische Kontinuität im Land. An der mitt leren Mur Im Raum von Radkersburg kommt Awarische Gürtelgarnitur (karantanisch), Ende 8. Jahrhundert, aus dem Gräberfeld Kirchdorf-Micheldorf, Schloßmuseum Linz. - Foto: Gangl 23

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