Abb. 12 Die Frühmittelalterkirchen I, II unter der St.-Laurentlus-Baslllka von Enns-Lorch ST. LAURENTIUS ZU ENNS-LORCH/OÖ. Die Kirchengrabungen 1960-1966 Frütimittelalterkirche I mit Erweiterungen zur Frühmittelalterldrche II (punlctiert) . □ R □ •in' I~1 n Sehr bewußt wurde die Entwicklungsreihe der St.-Laurentlus-KIrche von Enns/Lorch-Lauriacum, journalistisch gesprochen, zum ,.Auf hänger" eines chronologisch angepaßten, skizzenhaften Überblickes über die archäolo gischen frühchristlichen Zeugnisse Ober österreichs gemacht, die ganz überwiegend In Ihrer Bannmelle zu finden sind. Sie Ist selbst von Anbeginn das größte Zeugnis uralten Glaubenslebens unserer Elelmat, Wahrzei chen spätrömischer Orthodoxie, Strahl zentrum wahrscheinlich noch In Severins Tage zurückreichender Laurentlus-Patrozlnlen an der oberösterreichischen und bayeri schen Donau (Aschach an der Donau-Iovlacum, Künzing-Quintanls), und durch die Zel ten Elüterln, Denkmal und Schrein des wahr scheinlich einzigen authentischen Rellqulenschatzes der frühchristlichen Ökumene. Die Lorcher Kirchengrabungen 1960/66 sind nach Möglichkeiten, Durchführung und Er gebnissen die Inhaltsschwersten seit Beste hen der Fachdisziplin ,,Frühchristliche Ar chäologie". Sie dokumentleren In der Ge samtheit (Abb. 16) In bisher unbekannt voll kommener Welse ein dicht verzahntes und verklammertes, auf dem heidnischen Stadt tempel von Laurlacum fußendes christliches Bautenkontlnuum vom 4. Jahrhundert n. Chr. bis zur heutigen gotischen Basilika, das ein ebenso lange währendes Kultkontlnuum wi derspiegelt- den Kult namenloser lokaler Hei liger, der mit dem hl. Florian zu Tode gekom menen ,.Lorcher Märtyrer". Sie sind die Heili gen der ersten Kirche am Platze, In allen fol genden feiert man Ihr Gedächtnis, Ihren Reli quien erweisen alle weiteren KlrchenhelllgenLaurentlus mit Severin und Bischof Pllgrim von Passau - jeweils In besonderer Welse Ihre Reverenz. Gebeine der Lorcher Märtyrer ruhen In einer quadratischen Steinkiste, einer zweitverwen deten römischen Aschenkiste, Im Altar der Basilika I (um 370), kommen nach deren Ver wüstung durch die Hunnen (451/53) In dersel ben Kiste, aber In ein anderes Tuch gehüllt. In das quadratische Bodengrab vor dem neuen Altar der Basilika II (der jetzt durch Severin an die Donau gebrachte Reliquien des römischen Märtyrers Laurentius beinhaltet), werden In der Frühmittelalterkirche I zur Verehrung vom Apslsumgang aus erhöht (gegen die Mitte des 8. Jahrhunderts), bleiben es unter einem jetzt sicher nachweisbaren Baldachin In der Frühmlttelalterklrche II (ab dem Ende des 10. Jahr hunderts), und gelangen schließlich In den go tischen Hochaltar, wo sie am 12. Oktober 1900 anläßlich einer Kirchenrenovierung Im Ver wahrungszustand des 5. Jahrhunderts Ihre Wiederentdeckung finden. Heute umschließt die Reliquien der Lorcher Märtyrer der mo derne Hochaltar der Laurentius-Basilika, und 12
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