Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 1, 1982

Unten Abb. 7 Dreiteilige Giäsergarnitur aus einem spätantiken Grab von Lauriacum/Enns Abb. 4 Fingerringe mit Christusmonogramm aus zwei spätantiken Gräbern von Lauriacum/Enns Abb. 5 Toniampe mit Christusmonogramm aus Lauriacum/Enns Abb. 6 Rückseite eines Centenionaiis des Kaisers Gratian aus einem spätantiken Grab von Lauriacum/Enns Mit einem dritten und letzten Stück meidet sich Oviiava-Weis zum frühen Christentum in Oberösterreich zu Wort. Auf einem Ziegel bruchstück hat sich eine zweizeilige Ritzin schrift teilweise erhalten, die im Falle ihrer richtigen Ergänzung und Auflösung den Cha rakter einer christlichen Grabinschrift des, wie der Autor vorschlägt, späten 5./6. Jahrhun derts trüget. Was allerdings der (die?) Ziegel am Grab gewesen sein soii(en), bleibt offen. Damit ist Oviiava-Wels mit nur einem zweifels frei frühchristlichen Fund in Oberösterreich vertreten. Das ist wenig für die, wie man mit guten Gründen annimmt, seit der Wende 3./4. Jahrhundert zum Vorort der Provinz Ufernorikum aufgestiegene alte ,,colonia Aurelia An toniniana Oviiava", mag aber reiner Zufall sein; andererseits findet jedoch Oviiava In der 511 abgefaßten Lebensbeschreibung des hl. Severin keine Erwähnung mehr, so daß viel leicht eher an eine zunehmende Bedeutungs losigkeit der Stadt im Verlauf der christlichen Spätantike zu denken ist. Der sprachlich und gedanklich total verwilderte Grabstein der Ursa läge in dieser Richtung. Anders Lauriacum, das noch In fünf Kapiteln der Vita s. Severini als Wirkungsort des Heili gen genannt ist. Er - seiner Herkunft und sei nem politischen Rückhalt nach alles andere als ein Nur-Charismatiker- macht die Stadt in der Barbarennot zum Sammelpunkt der be drängten Donauromanen, und mit seiner Tä tigkeit hängt die zweite frühchristliche Kirche unter der Lorcher Laurentius-Kirche, die ,,Ba silika II", untrennbar zusammen. Die Basilika I erleidet während der Hunnen züge 451/53 schwere Schäden und ersteht unmittelbar darnach, zeitlich zusammenfal lend mit dem ersten Auftreten Severins an der oberen Donau, durch Adaptierungen im Inne ren neu zur Basilika Ii (Abb. 3): an Stelle des ersten, vernichteten Altares tritt ein bedeutend größerer, vor dem nun ein Heiiigengrab im Bo den quadratisch ausgemauert wird. Die Basi lika II ist die Kirche des in der Severinsvita ge nannten Bischofs Constantius von Lauriacum, auf Severin - jetzt zweiter Patron der Diözese Linz- geht aber die auffallende Neugestaltung der Altargegend zurück, denn er ist es, der Laurentius-Reliquien beschafft, für deren Auf nahme der nunmehrige mächtige Altar be stimmt ist. Die heutige Lorcher Basilika trägt also seit der Mitte des 5. Jahrhunderts das Patrozinium des römischen Märtyrers. Wohl spätestens zu Baubeginn der Basilika II hat in Lauriacum eine zweite Kirche gestan den, und zwar im Legionslager (Abb. 9)®. Um die Hälfte kleiner und grundsätzlich anders konzipiert als die Basiiiken I, II der Zivilstadt, stellt sie den Typ der sog. apsidenlosen Saal kirche dar, d. h. einem einfachen Mauerrecht eck ist freistehend eine halbrunde Klerusbank eingeschrieben, vor der sich der Altar erhob. Hier die Lagerkirche, dort die Stadt- und Bi schofskirche - das funktionelle und zeitliche Zusammenspiel beider ist ein noch nicht auf gegriffenes Problem; erstere als eine Art Er satz-Bischofskirche anzusehen, wenn, wie wir aus der Severinsbiographie wissen, die Be völkerung in Notzeiten hinter den Mauern des

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