Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Christian Maii, gebürtiger Holländer mit München als späterer Wahlheimat, ist gegenständlicher. Wir merken bei ihm die Tradition holländischer Land schaftsmalerei. Zur künstlerischen Steigerung sei ner Blätter höht er sie gerne mit Aquarellfarben. Der österreichische Leser findet bei ihm viele bekannte heimische Motive, so etwa Goliing, den Gosausee, Hallstätter See usw. Beide gehörten einer Generation an, die stadtflüch tig wurde. Deshalb auch unser neu erwachtes Ver ständnis für diese Kunstepoche. Ihr beliebtester Fiuchtort war die Landschaft um den Chiemsee und nahe Rosenheim, wo sie in den Ortschaften Aising und Fang ein Kunstzentrum schufen, das inzwi schen längst vergessen ist. Bei Auswahl der Texte bemühte sich der Herausge ber um größtmögliche Abstimmung mit den Bildern. Wir finden nicht nur poetische Landschaftsschilde rungen etwa eines Heinrich Heine oder Felix Dahn, sondern ebenso bemerkenswerte Sachtexte, die heute noch als gültige Aussagen gelten können. Osterreichische Leser finden manches Bekannte, so u. a. einen liebenswerten Brief Kaiser Franz Jo sefs I. an seine Mutter mit Schilderung einer Wande rung nach Hailstatt, einen begeisterten Brief von Hugo von Hofmannsthai, das oft zitierte ,,Traun stein-Erlebnis" von Nikolaus Lenau, eine kritische Anmerkung von Peter Rosegger, lehrhafte Texte aus den Reisebüchern von Franz Sartori, Joseph August Schultes und Johann Steiner. Ein ideales Geschenkbuch! Aberle's Wilderer-Album. - Rosenheim: Rosenheimer Veriagshaus Aifred Förg 1981, 184 Seiten mit 18 Farbtafein und 83 Schwarzweißabbiidungen, Ladenpreis S 302.50. Auch bei diesem Bilder- und Lesebuch ist es nütz lich, gleich zu Beginn der Lektüre den Text auf der Rückseite des Schutzumschlages zu lesen;,, Wilde rerdramen aus den bayerischen und österreichi schen Alpen in alten Erzählungen und Bildern aus Wirtshäusern und Bauernstuben." Der Herausgeber Andreas Aberle ist uns von ,,Lud wig Ganghofers Jagdbuch", einem der schönsten Titel des Rosenheimer Verlagshauses, bestens be kannt. Er ist mit dem gesamten Jagdwesen vertraut und schöpft aus einem reichen Wissensschatz. Über seine Neuerscheinung schreibt er selbst: ,,Es soll ein Aibum sein, eine unterhaltsame Sammlung von alten Bildern und Texten zu diesem Thema" (dem ,,Wlidererwesen oder -Unwesen"). Bei Realisierung seines Vorhabens hat er sich in vielen Sammlungen umgesehen, wie aus der ,,Dankseite" hervorgeht: Bayerische Staatsbiblio thek, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Bibliothek und Kupferstichkabinett der Akademie der bilden den Künste in Wien, Deutsches Jagdmuseum Mün chen, Tiroler Volkskunst-Museum Innsbruck, um nur die prominentesten zu erwähnen. Allerdings muß sich der Leser damit abfinden, daß ,,Krieg und Jagd eben rauhe Handwerke sind, und man nimmt es in beiden nicht so genau mit den an zuwendenden Mittein" (Anton Frh. v. Perfall, 1904). Es haben sich auch nur wenige wirklich gute Maler mit diesem Thema befaßt. Fabriksmäßig herge stellte Öldrucke lieferten das Hauptkontingent an Bilddarstellungen. Eine gewisse Skurrllität Ist also diesem Buch eigen. Aufmachung und Ausstattung auch hier vortrefflich I Irmgard Giert: Volkstümliche Maierei nach aiten Motiven. - Rosenheim: Rosenheimer Veriagshaus Aifred Förg 1977, 208 Seiten, davon 16 vierfarbige Kunstdrucktafein, 229 Abbiidungen mit zwei Schmuckfarben, Ladenpreis S 395.20. Es hat zeltlich etwas gedauert, bis diese ,,Rosen heimer Rarität" In unsere Hände gekommen ist. Diesem zeltlosen Buch schadet jedoch die verspä tete Besprechung nicht. Wir möchten vor allem die vielen Hobbykünstler darauf aufmerksam machen, die In den Kursen unseres Volksbildungswerkes und unserer Volkshochschulen mit der Weit der Volks kunst und ihrer Neubeiebung in Familie und Haus vertraut gemacht werden. Der Untertitel lautet:,,Motive für Möbel, Schachteln, Gläser, Hafnerware, Votivbilder und Schießschei ben". Damit ist der Inhalt des Buches umschrieben. Seine geistige Grundlinie erfahren wir gleich im er sten Satz des Textes: ,,Wie aus einem Märchen schimmert die alte Welt der bäuerlichen Kultur in un sere Zeit herüber, leuchtend in ihren Farben, be strickend durch ihre Phantasie und Ihre rührende Naivität. Es drängt uns. In diese Welt lächelnder Hei terkeit wie auf eine rettende Insel zurückzukehren." Die Autorin führt In jedes Kapitel knapp und sach kundig ein. Die österreichische Volkskunst wird dankenswert berücksichtigt, österreichische Bera ter standen zur Verfügung, so aus öberösterreich Hofrat Dr. Franz Lipp, J. Mader aus Ried (seit kur zem Doktor der Philosophie, wir gratulieren!), H. Muckenhumer aus Prambachkirchen, J. Payrhuber aus Meggenhofen, W. Pöttinger aus Grieskir chen, H. Wansch aus Galispach, H. Wascher aus Kremsmünster. Die Auswahl der Abbiidungen ergibt ein köstiiches Bilderbuch, das der Anschauung und der Anregung zu eigener volkskünstlerlscher Kreativität dienen kann. Nicht sollte es zu eigenständigen Restaurler versuchen herangezogen werden. Zu viel Ist schon auf dem Gebiet der volkskundllchen Denkmalpflege durch Laienhände gesündigt worden. Wer dieses Buch richtig nützt, wird dann auch in richtiger Form von den Kapitein über ,,Alte Maltech niken" profitleren. Ein Geschenkband für jeden Heimatfreund und Liebhaber unserer Volkskulturl irmgard Giert: Aite Mustertücher. - Rosenheim: Rosenheimer Veriagshaus Aifred Förg 1981, 128 Seiten mit 76 überwiegend zweifärbigen Muster zeichnungen, 8 Mustertücher, 8 Färb- und 7 Schwarzweißabbiidungen, Ladenpreis S 273.60. Mit diesem Buch erweist sich irmgard Glerl erneut als hervorragende Kennerin alter Volks- und Hand werkskunst. Sie beweist in dieser ,,Rosenheimer Rarität" aber auch In hohem Maß Ihre schriftstelleri sche Begabung. Reiches, fachlich fundiertes Wis sen kleidet sie in eine Erzähiform, die für jedermann verständlich ist und die Lektüre Ihrer Fachbücher zum Vergnügen macht. Gegenstand dieses Werkes ist die Stickkunst. Auf der Rückseite des Schutzumschlages findet sich der Untertitel, der wichtig für sein richtiges Verständnis ist: ,,Motive für Liebhaber der Stickkunst neu ent deckt." Wir erfahren, daß der Ursprung der Stickkunst im ,,Nahen Osten" anzunehmen ist, von wo aus der Zeit 500 bis 400 vor Christi aus Ägypten die ältesten bekannten Mustertücher überliefert sind. Das älte ste europäische datierte (und bekannte) Mustertuch stammt aus dem Jahr 1598. Was waren nun Mustertücher? Auf Leinentücher gestickte Vorlagen zur Ausführung von Stickereien verschiedenster Art. Wir erfahren, daß die Stickkunst seinerzeit von allen Ständen gellebt wurde. Adelige und bürgerliche Damen, Bäuerinnen und kleine Mädchen übten sich mit Begeisterung und viel Geduld in dieser haus fraulichen Kunst. Die Autorin beschreibt aus der Fülle des überliefer ten Materials, das in vielen Museen aufbewahrt wird - im Buch werden Beispiele aus dem Freilichtmu seum von Arnheim, dem Westfried-Museum in Hoorn, dem angesehenen VIctoria-und-Aibert-Museum In London und dem Rhätlschen Museum In Chur vorgestellt - Mustertücher aus Deutschland (1864), Holland (1750, 1765, 1777, 1798), England (1826), Spanien (1844) und der Schweiz (erste Hätte 18. Jahrhundert). Mit großem Interesse wer den die weiblichen Leser die Kapitel ,,Praktische Anleitung" und ,,Stickarten" studieren. Auch ein Hinweis auf die vorzügliche Ausstattung erscheint notwendig. Neben instruktiven Fotos sind ein besonderer Buchschmuck die vielen Stickmu sterzeichnungen von Ilse Schwaiger aus München. So ist dieses Werk über,,Mustertücher" im Endef fekt doch ein ,,Musterbuch", ein ,,Modellbuch" ge worden. Heinrich Noe (1835-1896): Seinerzeit in den Ber gen. Wanderfahrten in Südbayern, Nordtiroi und im Saizkammergut. Auswahl und Nachwort von Wil fried Feidhütter. - Rosenheim: Rosenheimer Ver iagshaus Aifred Förg 1981, 176 Seiten mit 40 Zeichnungen von Prof. Kart Schmid (1837-1871), Ladenpreis S 150.-. Der bayerische Bibliothekar und Reiseschriftsteiler Heinrich Noe gehört der Generation an, die Im vori gen Jahrhundert die Natur als Gesundbrunnen neu entdeckte. Er war ein Pionier der Alpinistik. Der Her ausgeber dieses Liebhaberbändchens, Wilfried Feidhütter, schreibt über ihn: ,,.. . Heinrich August Noe ergab sich den Bergen als unentrinnbarem Schicksal, das sein Leben bestimmte." Sein reiches literarisches Schaffen gipfelte In dem vierbändigen Werk ,,Deutsches Aipenbuch". Besondere Neigung faßte er u. a. auch zum Saizkammergut. Karl Schmid (1835-1871), dessen Zeichnungen dieses Buch schmücken, war Wiener, sein Lehrer war der bekannte Landschaftsmaler Anton Hansch. Auch dem Kenner der österreichischen Land schaftsmalerei des 19. Jahrhunderts ist dieser Name bisher wohl kaum begegnet. Seine Entdekkung ist also ein Verdienst des Verlages und des Herausgebers. Die ausgewählten ,,Wanderfahrten" ergeben eine köstliche Lektüre für Ferientage. Oberösterreich ist amüsant vertreten: Frühling im Salzkammergut, Ausflug zum Attersee, Unterwegs zum Wolfgang see, Hallstatt, Aufstieg zum Dachstein. Wünschenswert bei einer Neuauflage wäre eine Kommentierung der einzelnen Schilderungen, um Verwirrung eines historisch nicht erfahrenen Lesers zu vermeiden. Auch würde eine Bibliographie über das literarische Schaffen von Heinrich Noe nicht schaden.

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