Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Es gehört zu einer guten Tradition der Wirt schaftsförderung der oö. Landesregierung, daß sich der zuständige politische Wirtschafts und Fremdenverkehrsreferent in ständigen Betriebsbesichtigungen an Ort und Stelle infor miert, ,,wo der Schuh drückt'. Im Bild Landesrat Dr. Albert Leibenfrost auf Besuch bei einem Mühlviertier Weber. - Foto: H. Erhardt Es ist daher einer der Hauptgrundsätze der oberösterreichischen Landespoiitik, die Ein richtungen zu dezentralisieren, damit aber auch, vom Straßenausbau bis zum Schul- und Kulturbau, die Standortnachteile abzubauen. Gerade die schwach strukturierten Zonen brauchen eine starke Hilfe der öffentlichen Hand. Der gute Wille Ist da. Bei den Betrieben und den Unternehmern, und in der Landespolitik, die sich zunächst einmal Strukturprogramme für die einzelnen Gebiete erarbeitet hat (Dr. Leibenfrost war hier einst federführend tätig) und die dort hilft, wo es sinnvoll Ist. Das Motto lautet dabei nicht, neue Betriebe um jeden Preis oder sterbende Betriebe unbedingt zu erhalten, sondern man sieht eher einen Sinn darin, bestehenden Unternehmen beim Aus bau ihres Unternehmens zu helfen, wenn da mit Arbeitsplätze gesichert oder neue ge schaffen werden, und man fördert dann gerne neue Unternehmen, wenn ihre Produktion Aussicht auf Erfolg hat. Das hat sich bisher bestens bewährt. Oberösterreich ist das Bun desland mit der geringsten Arbeltslosenrate, dem höchsten Anteil am Export und mit bisher stets steigendem Arbeitsplatzangebot. Die Zeit Ist indes härter und schwieriger ge worden. Was Sorge bereitet, sind nicht nur große Insolvenzen, sondern es Ist die stets geringer werdende Eigenkapitalbasis. Im Schnitt ist sie von 30 auf 20 Prozent gesunken. Weniger Eigenkapital bedeutet aber auch im mer weniger Möglichkeit zu arbeitsplatzschaf fenden Investitionen und bringt mit dem sprunghaft angestiegenen Kreditzinsniveau rapid die Gefahr von Firmenpleiten. Vor allem in der Baubranche. ,,Viele Betriebe sind auf dem Schleudersitz", warnt Landesrat Dr. Lei benfrost. Die Sprechstunden machen es ihm Tag um Tag deutlich. Um die Anliegen der Be triebe direkt kennenzulernen, hat der Landes rat auch wöchentliche Sprechstunden im Lande und teilweise In den Bezirken einge führt. Das erspart den Unternehmern An fahrtswege und Zeit und das läßt noch mehr die Umwelt erkennen. In der sich die Betriebe entwickelt haben. Der 100-Stunden-Wochenjob, in den der Junggeselle (,,lch bin eigentlich ein Frauen freund, weil Ich es bisher keiner Frau antun wollte, daß sie einen Mann hat, den sie so we nig sieht!") hineingewachsen ist, scheint dabei den großgewachsenen, Initiativen Politiker ge rade durch die Arbeitsflut immer frischer zu machen. Das hat er von seinem Vorgänger, dem heutigen Kammerpräsidenten Rudolf Trauner übernommen, der das Superressort des Landes bei Dr. Albert Leibenfrost wohl überlegt in Obhut weiß. Wenn man fragt, welchen Wunsch der neue Landesrat gerne erfüllt bekommen würde, dann wäre es ein ,,Budget-Schaltjahr". Ein volles Zusatzbudget könnte von früher über nommene und neu hinzugekommene Kreditund Förderungsansuchen einigermaßen ab decken helfen. Ein Wunsch, der freilich in ei ner allgemein so schwierigen Zeit unerfüllt bleiben muß. Wenn als Bodensatz der bisheri gen Erfahrungen des Wirtschafts-Landesrates indes trotz allem die Zuversicht bleibt, dann deshalb, weil die Zusammenarbeit im Lande nicht nur mit den Parteifreunden in der Regierung, sondern auch mit allen anderen politischen Kräften seit Jahrzehnten gut ist. Es ist nicht Überheblichkeit, aber doch ein - be rechtigter-Stolz, wenn gerade die Wirtschaft, Fremdenverkehr und Energie Oberösterreich seit jeher ein ,,Ober-Österreich" war - und bleiben soll.

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