Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

"i-.: ^mmm Romanischer Männerkopf. Foto: Fr. Michalek von Haichenbach und ihr Sohn Rudiger für zu gefügtes Unrecht und ihr Seelenheil Güter und Geld dem Kloster „zur hl. Maria in Siag" (sancte Marie in Siage) „vor dem Altar in oft genannter Kirche zur hl. Maria" (coram altari in sepedicta ecciesia sancte Marie) vermacht haben. Der Altar muß in dieser Kirche gewe sen sein, da der Neubau der Stiftskirche unter Propst Heinrich I. (1242-1260) erst am 1. Mai 1261 geweiht worden ist^®. Erst nach dieser Konsekration wurde die Kirche zum heiligen Ort, wo an den geweihten Altären auch Got tesdienste gefeiert werden konnten^^. Walther Buchowiecki sieht den Biockbau als Voraus setzung für den geraden Chorabschluß an^®. Er führte überhaupt zur Bildung des quadrati schen Einstützenraumes, der dann auch im Steinbau beibehalten wurde^®. So ist auch der romanische quadratische Einstützenraum in Schlägl zu verstehen. Im gotischen Erweite rungsbau der Kirche des 15. Jahrhunderts wurde der gerade Ghorabschluß beibehalten. Für die weitere Baugeschichte von Schlägl ist ein Abiaßbrief des Papstes Aiexander IV. vom 13. Februar 1257 von Bedeutung®". Darin wird allen Gläubigen, die den Abt von Mühlhausen beim Schlägier Neubau unterstützten, ein Ab laß von 100 Tagen gewährt. Die neue Kirche, auf deren Ausführung der Abt von Mühlhau sen als Vaterabt bedeutenden Einfluß hatte, war nun über der ersten, kleinen romanischen Kirche erbaut worden®'. So ist es zu erklären, daß dieser erste romanische Raum nicht mehr fertig ausgestattet worden ist, wie schon bei seiner Beschreibung dargelegt wurde. Man brauchte ihn nicht mehr, denn man hatte eine neue Kirche, die mit großem Aufwand (opere sumptuose) errichtet worden war. Das mag auch der Grund gewesen sein, daß die eige nen Mitteln sowohl von Schlägl als auch von Mühlhausen zur Vollendung des Baues nicht mehr ausreichten und die Gläubigen zur Un terstützung aufgerufen wurden. Nur so erhält auch der Begriff,,Neubau" (de novo edificare ceperit heißt es in dem Ablaßbrief) seinen Sinn. Ich möchte hier noch auf eine gewisse Ähnlichkeit in Mühlhausen hinweisen. Auch hier war zuerst nur ein kleiner, romanischer Sakralraum errichtet worden, er wird heute als Sakristei benützt, und dann erst wurde die ro manische Stiftskirche erbaut®®. Die neuerbaute Kirche in Schlägl mit ihrem über dem ersten romanischen Raum gelege nen und dadurch stark erhöhten einjochigen Chor mit einem geraden Abschluß wurde am 1. Mai 1261 geweiht®®. Somit muß der Bau 1261 vollendet gewesen sein. Eine Urkunde vom 16. September 1263 zählt bereits den Tag der Kirchweihe (Dedicationis dies) zu den Festtagen, an denen Ablässe erworben wer den können®". Höchstwahrscheinlich gehört die 1307 in einer Urkunde erwähnte Marienkapelle bereits zum ersten Baubestand der 1261 geweihten Klo sterkirche, da jedes Kloster eine Marienkapeile besaß®®. In der 1307 ausgestellten Ur kunde®® vermacht Ulrich Wosner, Pfarrer von Friedberg, verschiedene Einkünfte für ein Be gräbnis in der Schiägler Klosterkirche. Aus drücklich heißt es in dieser Urkunde, daß er ,,wünsche, in ihrer Kirche vor dem Eingang der Kapeile der seligen Jungfrau einen Platz zu wählen und dort begraben zu werden" (. .. in ipsorum Ecciesia pre foribus Capelle beate virginis eligens ac sepeliri. ..). Schon 1305 hatte Ulrich Wosner für den Fall, daß er ohne Testament sterbe, seine Besitzungen an Schlägl vermacht für ein Begräbnis in der Kir che, wobei er sich den Platz seiner letzten Ru hestätte erst auswählen wolle®^. Das Oberösterreichische Landesmuseum be sitzt eine thronende Muttergottesstatue mit Jesuskind aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, die über den Kunsthandel 1966 erworben wurde®®. Maria in langem Ge wand hält das frontal sitzende Kind auf dem linken Oberschenkel und umfaßt es mit der rechten Hand. Der rechte Unterschenkel des Jesuskindes ist nach links gewandt. Die Köpfe beider Gestalten sind oval, Maria trug ur sprünglich eine Krone. Bei dieser Plastik thront das Kind nicht mehr feierlich in der Mitte des Schoßes der Mutter, gleichsam eine wie derholende Verkleinerung der Hauptfigur, sondern es ist aus der Symmetrieachse her aus auf die rechte Seite verdrängt, wodurch die Gruppe lebendiger wirkt®®. Aus dem Fun dort, es wird das obere Mühlviertel angege ben, vermutet Ulm, daß sie aus Schlägl stammt®", eine Ansicht, der ich zustimmen möchte. Die qualitätvoile Plastik könnte da her schon seit dem Bestehen des Klosters im Mittelpunkt der Marienverehrung gestanden sein, vielleicht in der Marienkapelie, bis sie, etwa in den Wirren der Bauernkriege, aus dem Kloster verschwunden ist. Beim weiteren Ausbau von Schlägl wird man sich an das für Kiosterbauten übliche Schema gehalten haben®'. Um den Kreuzgang, der sich südlich der Kirche befand, werden die verschiedenen Baulichkeiten des Klosters entstanden sein. War die Kirche bereits in Stein erbaut, so sind die übrigen Gebäude höchst wahrscheinlich zum Teil noch aus Holz gewesen, waren doch diese Holzbauten oft bis in das 14. Jahrhundert anzutreffen®®. Von dem ersten Kreuzgang erfahren wir durch eine Ur kunde aus dem Jahr 1307®®, in der das Refek torium erwähnt wird®". In dieser Urkunde ge hen einzelne Pfarrer der Umgebung mit Schiägi ein Bruderschaftsverhältnis ein. Jedes Jahr wollen sie am Dienstag nach dem Mar tinstag (annis singulis proxima tertia feria post Martini) in Schiägi zu religiösen Übungen zu sammenkommen. Die Einkünfte, die sich dar aus für die Brüder von Schiägi ergeben, sollen diesen an bestimmten Tagen im Refektorium (fratribus diebus singulis in refectorio) zugute kommen. Dieser erste Kreuzgang wird, wie Schuster annimmt, aus Holz gewesen sein®®. Vom ersten gemauerten Kreuzgang aus dem frühen 14. Jahrhundert sind nur wenige Teile erhalten. Im Ostflügel ist eine Säule mit Rip penansätzen erhalten, außerdem hat man zwei Säulen an der Südost und Südwestecke eingemauert. Schuster nimmt, an, daß es sich um Reste von Fenstern des Kreuzganges handelt. Bei den Grabungen von 1960 hat man noch Reste vom gotischen Fenstermaßwerk gefunden®«. Bei diesem Kreuzgang hat es sich nach Schuster um den geschlossenen Typ gehandelt, bei dem die Mauer nur durch klei ne, mäßig hohe Fenster durchbrochen war®®. Der spitzbogige Türstock im Westflügei stammt vermutlich aus dieser Zeit. Der Kreuzgang war von Anfang an Begräbnis stätte für die Schlägler Herren, wie die zahlrei chen Skelette und Totengebeine, die man bei den Grabungen 1960 gefunden hat, bestäti gen. Bei diesen Grabungen fand man auch ei nen Grabstein aus Granit, der dem 13. Jahr hundert zuzuschreiben ist und wahrscheinlich von einem der ersten Pröpste von Schlägl stammt®®. Unter Propst Andreas I. Rieder (1444 bis 1481) wurde die einschiffige Klo sterkirche zu einer dreischiffigen gotischen erweitert. Dabei wurde der nördliche Flügel des alten Kreuzganges in den Neubau der Kir che einbezogen und zum rechten Seitenschiff

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2