Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

erkennen, die schräg nach außen führten^". Es muß daher seinerzeit eine sehr wider standsfähige Tür gewesen sein, die sich nur nach innen öffnen iieß und deren gewaitsame Öffnung von außen schwer möglich war. Außerhaib des Türstockes, wo die vier Stein stufen zu erkennen sind, biidet heute auf der Nordseite die Grundmauer des Turmes den Abschluß, wobei ein Teil der Mauer auf der Steinstufe aufsitzt. Er wurde unter Propst An dreas Rieder (1444 bis 1481) im 15. Jahrhun dert im Zusammenhang mit dem Bau der goti schen Kirche errichtet^T Die seinerzeitige Si tuation außerhaib des oben erwähnten Ein ganges ist nicht mehr zu rekonstruieren. Teil weise findet sich nur feste Erde, wobei man an einigen Steilen an der Decke den Ziegelboden der barocken Gruft erkennen kann. Durch den Bau des Kirchturmes und der barocken Gruft ist die ganze ursprüngiiche Bausituation zer stört worden. Die barocke Gruft aber, die unter Martin Greysing errichtet worden ist (Propst von 1627 bis 1657, Abt von 1657 bis 1665), erstreckt sich im Westen des romanischen Raumes^^. In der Mitte des Stiegenabsatzes der Kirche zum er höhten Chor kennzeichnet eine Marmorplatte mit der Inschrift ,,Haec est Requies V. Conventus B. M. V, Plagae MDGLIV"^^ den Ein gang zur Gruft. Da sich eine Hebung der Marmorpiatte als zu schwierig erwies, wurde von der Westseite des romanischen Raumes in ei ner Höhe von etwa 1,30 m vom Boden seiner zeit die Mauer durchbrochen^". Das Tonnen gewölbe dieser Gruft ist aus Ziegeln und hat eine Höhe von etwas 2 m. Deutlich kann man die Marmorpiatte erkennen, die die Gruft zur Kirche abschiießt. Es führen aber keine Stufen hinab. Die Gruft hat eine Ost-West-Ausdehnung von etwa 3,50 m. Die Nord-Süd-Ausdehnung entspricht etwa der Länge des roma nischen Raumes. Durch eine Ziegelmauer, von der Südwand etwa 5 m entfernt, wird die Gruft in zwei Teile geteilt. Der Boden besteht aus quadratischen Ziegeln (0,18 x 0,18 m). Einige dieser Ziegei kann man an der Decke erkennen, die hinter dem 1970/71 bloßgeleg ten Eingang des romanischen Raumes zu se hen ist. An den Wänden der Gruft stehen in schwarzer Schrift Name und Todesjahr der Verstorbenen. Begraben wurden hier Schiägler Herren, die nach 1654 verstorben sind. Der Letzte war der am 7. Dezember 1783 ver schiedene Norbert Razesberger^s. Durch ein Hofdekret Kaiser Josefs II. wurden die Grüfte gesperrt und niemand durfte dort mehr beige setzt werden^®. Über die Errichtung dieser Gruft erfahren wir aus einem Vertrag, den Martin Greysing mit dem Baumeister Markus Spaz am 9. Mai 1633 zum Wiederaufbau von Schlägi geschlossen hatte, in dem „von den gottlosen, khezerlschen und rebellischen paurnschafft und de nen adherenten durch raub unndt prandt erlit tene euserste ruin" des Stiftes berichtet wird®^. Im Punkt 3 dieses Vertrages heißt es nun, ,,soil er, paumeister, die grufft in der kirchen vor dem chor abzutragen, das gewöib wieder unnd aiiso aufzurichten schuldig seyn, damit die stiegen von dem creuz altar hinauf umb vier stäffi nieder und solche stäffi vorher an das chorgätter angesetzt werden, aller maßen solches ordendiich abgemessen und abgeredt worden". Aus diesem Vertag ist ersichtlich, daß sich schon vor der barocken Gruft an dieser Stelle hinter dem Kreuzaltar eine andere befand. Da die Nachrichten über das Stiftergrab immer davon sprechen, daß es sich hinter dem Kreuzaltar befunden hätte, ist vielleicht hier das alte Stiftergrab zu suchen. So schreibt z. B. Franz Freisleben, der 1636 unter Martin Greysing im Stift Schlägi eingetreten ist und von 1666T)is 1677 Abt war®®, in seiner Ge schichte des Klosters über den Ort des Stifter grabes, daß es sich in der Kirche und beim Kreuzaitar befände (ad aitare S. Crucis)®®. Hoheneck schreibt über die Stifter von Schlägi, daß ,,beede aber in die von ihnen er baute Kirchen unter einem daselbst noch vor handenen Leichstein begraben worden""". Die Annahme von der Begräbnisstätte der Falkensteiner in der Stiftskirche scheint auch eine Urkunde vom 2. Februar 1322 zu bekräf tigen"'. Darin stiften Ortneid von Tannberg"® und seine Gemahlin Margaretha verschie dene Güter für ein ,,begrebness ebichiiche in dem munster vnser vrowen stiffte datz dem Siach" und wollen ,,zu der erde" neben ihren Falkensteiner Verwandten begraben wer den"®. Ein weiterer Beweis, daß sich die Begräbnis stätte der Falkensteiner in der Stiftskirche hin ter dem Kreuzaitar befand, scheint mir auch die Tatsache zu sein, daß im Mittelalter im Kreuzgang die Begräbnisstätte für die Schläg ler Herren war und nicht in der Kirche. Bei Ausgrabungen, die 1960 durchgeführt wur den, fand man zahlreiche Skelette"". Man fand auch einen Grabstein aus Granit im Ausmaß von 1,88 X 0,80 m. Er zeigt ein langes Kreuz, das mit seinem Längsbaiken in einem offenen Ring mündet. Das Ganze ist in einem Rahmen gefaßt, jedoch ohne Inschrift. Nach Eduard Macku ist er dem 13. Jahrhundert zuzuschrei ben"®. Somit haben wir es höchstwahrschein lich mit dem Grabstein eines der ersten Pröp ste von Schlägi zu tun. Es ist nun anzunehmen, daß bei den Zerstö rungen des Klosters und der Kirche durch den Bauernkrieg 1626 auch das Stiftergrab arg in Mitleidenschaft gezogen worden ist. So ist auch ein Brief des Grafen Hans Heinrich von Salburg vom 4. September 1631 an den Propst Martin Greysing zu verstehen, in dem er sich als Nachfahre der Falkensteiner über die Zerstörung ihrer Gräber beschwerte"®. Nach dem Marmorgrabstein an der rechten Seite des Choraufganges im Ausmaß von 1,90 X 0,90 m ist Kaihoch von Falkenstein, der Stifter von Schlägi, am 30. September 1238, seine Gattin Hedwig bereits am 30. Juli 1225 gestorben. Da aber die neue, unter Propst Heinrich I. erbaute Kirche erstem 1. Mai 1261 geweiht wurde"®, ist anzunehmen, daß das Stifterehepaar vorerst in der schon bestehen den ersten Kirche, das wäre der besprochene romanische Raum, und zwar in der Nähe des Aitares beigesetzt worden ist"®. Auf dem erwähnten Grabstein sind unter der Inschrift mit den Namen der Stifter und ihren Todestag in einem kreisrunden Aststab, durch eine Bandschieife verbunden, zwei zugeRechts: Romanischer Einstützraum. Links der Verbindungsgang zum Kreuzgang, rechts der 1970/71 freigelegte Eingang, daneben die recht eckige Öffnung mit der schiefen Ebene zum Herablassen der Fässer, seit 1974 hier eine Stiege. - Foto: Abt Dipi.-Ing. Florian Pröli

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2