Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 4, 1981

Anzenaumühle bei Bad Goisern, heute Freilicht museum. Eckfiurhaus, Wohnhaus eines ehemali gen ZWiehofes. Der Steinbau mit dem Sohopfwaimdaoh und den vier giebeiseitigen Ochsen augen weist auf die bürgerliche Verwendung als Mühle und Schwarzbäckerei, die bis 1965 betrieben wurde, hin. Der überbaute Eingang wird im Ausseer Land „Brückl" genannt. Foto: H. Pilz Schon im frühen 16. Jahrhundert regelten die sog. „Libelie", das sind Amtsordnungen, auch das Bauwesen. Der stete Ausbau der Salzge winnung erforderte immer mehr Arbeitskräfte, die nur zu halten waren, wenn ihnen Haus und Familie ermöglicht wurden. Da Holz und Haus untrennbar miteinander verbunden waren, ist es einleuchtend, daß die Überwachung der Bautätigkeit den ,,Waldmeistern" oblag, die dafür Sorge zu tragen hatten, daß der Forst möglichst geschont wurde. Die Interessen der Bewohner des Salzkammergutes standen mit denen des Saizwesens deswegen auch nicht immer in Einklang. Die Überlassung oft min derwertigen Grundes war an die Auflage ,,der arbeit peym sieden ihr lebentag getreulich zu dienen" (1. Libeil von 1524) gebunden. Ande rerseits durften die auf den Grundstücken er bauten Häuser innerhalb der Familie vererbt werden und ,,hausgesessenen" Kammerar beitern wurde es gestattet, zur ,,zuebuß ain vichi" zu halten. Mensch und Vieh, Futter und Gerät unter einem Dach; Einhoflandschaft. Andere Hofformen, wie der Zwiehof, der über Pötschen und Paß Gschütt bis gegen Eben see vereinzelt vordringt, oder der regelhafte Haufenhof, der aus dem Hausruck herüber wandert, haben ihre Stammgebiete außerhalb des Kammergutes und vermögen die Einhof szene wohl zu bereichern, nicht aber abzu lösen. Ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts galt schließlich die Bestimmung, die Häuser „ain oder zwai gaden (= Geschosse) hoch mauren zu lassen". Den Hausbauern wurde gerade nur soviel Holz erlaubt, als sie ,,zum überzimer, auch poden und dach bedürfen". Diese Vorschrift wurde auch auf den Stadel und Stailbau ausgedehnt. Dabei wurde verfügt, von der bisherigen Rundholz-Blockbauweise abzugehen und entweder ,,ain gaden hoch zu mauren" oder ,,seulen zu setzen" und ,,die gepeu mit aufgerichteten Laden bis gar hinauf under das Dach (zu)verschlagen". Das erklärt die bei Wirtschaftsgebäuden im Saizkammergut überall noch anzutreffende Ständerbauweise mit Senkrechtschalung. Vor diesem Hintergrund haben die karge Ein fachheit und das gediegen Handwerkliche der alten Saizkammergut-Wohnhäuser einen an deren Steilenwert. Das eng gewobene Ver ordnungsmuster schloß noch viele andere Be reiche bis hin zu den Zäunen mit ein, als we sentlichstem und eine Bauiandschaft so ent scheidend mitbestimmendem Element galten aber der Ausbildung des Daches besondere Vorschriften: Man zitiert gerne das Boden ständige, wenn es gilt, das Vertraute gegen das bedrängend Neue abzuschirmen, und vergißt dabei leicht, daß auch das Alte eine zwar, gemessen an heute, langsame, aber oft nicht minder augenscheinliche Entwicklung durchgemacht hat. Ist die Dachlandschaft des Salzkammerguts - mit Ausnahme der bürger lichen Bauten der größeren Orte - heute fast ausnahmslos durch das mittelsteile und steile Dach mit einer Neigung zwischen 38 und 48 Grad bestimmt, so war dieses Bild noch vor etwa 150 Jahren ganz anders. Bis dahin herrschten die flachgeneigten, durch Steine Rechts: Evangelisches Pfarrhaus und Mühienhäuser in Haiistatt. Das Pfarrhaus mit dem durch „Anschübiinge" geschweiften Voiiwalmdach und der achsialen Gliederung der Fassaden betont mit diesen typischen Baumerkmaien seinen „offizieiien" Charakter. Der mitten durch Haiistatt führende Mühlbach wurde zum Betrieb von Mühlen genützt, in denen das ,,Hofkorn" (Getreidedeputat der Salinenarbeiter) gemahlen wurde. Foto: M. Singer

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