=TrT,'!52.™-fÄ*''^— Türgewände mit Lebensbaum und Oberlichtgitter in Form eines Maskenkopfes aus Scharnstein. Foto: C. Hehenwarter zum Biß aufgerichteten Schiangen zu verste hen, vor deren Anbiick die Hand des Neiders und des Bösewichtes zurückschrecken soll? Andererseits steckt in der Form des Türklop fers der Hammer, jenes Instrument der vor christlichen Gottheit, durch dessen Wurf Se gen - aber auch Bestrafung - ausgelöst wer den soll. In den Vorstellungsbereich des Pferdes als Orakel- und Opfertier mit stark magischen Kräften gehören auch jene mit dem Hufeisen symbol versehenen Türklopfer und Türbe schläge, die aus St. Leonhard bei Pucking stammen, einem Ort also, der dem Roß brauchtum besonders verbunden war. Zu den ,,undichten" Stellen in der Türe zählt das Schlüsselloch, durch welches zauberi sche Mächte, Hexen und natürlich der Teufel Einlaß finden können. Deshalb wurde vielfach auch das Schlüsselloch bewehrt, sehr oft in Form eines Schlüssellochwächters in Lands knechtgewandung. Einem ebenfalls weltweit verbreiteten Glauben gehört die Vorstellung an, daß man das Böse mit seinem Abbild ver treiben könne. Als Beispiel für einen solchen Analogiezauber ist hier das in Form eines Teufelchens ausgeführte Schlüssellochblech zu erwähnen, das M. KIslinger in Prambachkirchen aufgezeichnet hat. Diesem Denken sind auch viele Wetterfahnen zuzuschreiben, z. B. die in Gestalt des Jägers - des ,,Wilden Jä gers" (= Teufel) - oder in Drachenform. Auch die Darstellung von Türken auf Türringen und Türklopfern entspringt diesem Glauben - ein berühmtes Beispiel dieser Art findet sich an den Türen der Basilika auf dem Sonntagberg, deren Vorläuferbau 1529 nur wegen des ,,Roßwunders" der Vernichtung durch die Türken entging. Sieht man also von rein kunsthistorisch be dingten Zierformen am Haus ab, ist doch die Mehrzahl der unter den Begriff „Volkskunst" eingereihten Bilder, Plastiken und bildnerisch gestalteten Werkstücke mit stark magischen Vorstellungen hinterlegt bzw. haben solche Überlegungen den Anlaß zu deren Herstellung gegeben. Daß die oft überschwengliche Gestaltungs freude der am Bau beschäftigten Handwerker manches Element umgestaltet, verfremdet und so zu primär,,künstlerisch" verstandenen Zierformen gemacht hat, ist ein Phänomen, das nicht nur unsere heimische Volkskultur kennt.
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