lisch-Konservativen bzw. ab 1907 die Christiichsoziaien über die Mehrheit im Landtag verfügen. Hinter dieser eher unkompiizierten politischen Landschaft ist ein gelegentlich recht differenziertes Bild sicht bar. 1870 erringt etwa der Katholische Volksverein, der von Anbeginn an als Mas senorganisation aufgebaut wird, 18 der 19 Landgemeindemandate und baut sie sehr rasch zu einem Bollwerk gegen Liberale wie gegen Bauernverein aus. 1878 besetzt er erstmals sämtliche Landgemeindemandate, die bis zum Ende des Kurienwahlrechts sein unangefochtener Besitz bleiben. Anderer seits gehören zum sichersten Bestand der Liberalen die Kurie der Handelskammer und die meisten Städte. Umkämpfte Städte mandate sind Enns, Eferding, auch Gmunden und Freistadt, Vöckiabruck, sogar Wels. Nie gelingt es aber den Konservativen, ein Städtemandat in Linz, Ried oder Kirchdorf zu erobern. So entstehen angesichts des die Liberalen begünstigenden Wahlrechts festgefahrene politische Fronten und immer mehr wird die aus zehn Abgeordneten bestehende Kurie des Großgrundbesitzes das Zünglein an der Waage, erst für die Liberalen, dann für die Konservativen. Eine gewisse Haßliebe beider polltischen Parteien zum Adel ist ein fach unübersehbar. Besonders groß ist schließlich der Triumph der Christiichsozia ien nach den letzten Landtagswahlen von 1909-wobei natürlich niemand ahnt, daß es die letzten der Monarchie sind. Sie stellen fest, daß sie erstmals die absolute Mehrheit auch ohne die zehn Stimmen des Groß grundbesitzes erreicht haben; mit dem kon servativen Großgrundbesitz sogar eine Zweidrittelmehrheit. Mit dieser Zweidrit telmehrheit können allerdings die Christ lichsozialen nichts anfangen, denn der Adel, der schon bei Einführung des allgemeinen gleichen Wahlrechts für die Reichsratswah len von 1907 weithin an politischen Einfluß im Abgeordnetenhaus verloren hat, will na türlich seine Position wenigstens im Lande halten. Gerechterwelse muß allerdings auch hinzugefügt werden, daß in der im Durch schnitt aus 130 Personen bestehenden Wählerliste des Großgrundbesitzes der Adel Immer nur die knappe Hälfte ausmacht. Der Rest verteilt sich auf kirchliche und bür gerliche Besitzer landtäflicher Güter, mit denen das Wahlrecht verbunden Ist. Nach einem bescheidenen Auf und Ab von zehn Landtagswahlen besteht der letzte Landtag der Monarchie aus 49 Christiichso ziaien, 20 Deutschnatlonalen und einem Sozialdemokraten. In der Zwischenkriegszeit (1918-1931) liegt der Anteil der Christlichsozialen bei Land tagswahlen durchwegs knapp unter oder über 52 Prozent, der der Sozialdemokraten schwankt zwischen 26 und 28 Prozent und der der deutschnationalen Gruppen (ein schließlich Landbund) zwischen 12 und 20 Prozent. Weder Nationalsozialisten noch Heimatblock (Heimwehr) oder Kommuni sten erreichen jemals ein Landtagsmandat. Nach 1945 pendelt sich die Gruppe von WdU und FPÖ nach einem Höhepunkt im Jahre 1949 mit fast 21 Prozent bei 8 Pro zent ein. Die SPÖ schwankt in den sieben Nachkriegs-Landtagswahlen zwischen 31 und 46 Prozent, die ÖVP zwischen 45 und 59 Prozent. Landtag und Persönlichkeit Die berufliche Schichtung der Landtagsab geordneten entspricht insbesondere in den ersten Jahrzehnten durchaus nicht der Be völkerungsstruktur. So weist etwa der Land tag von 1867 elf,,Doktoren der Rechte" auf, 19 ,,Großgrund- und Bauerngutsbesitzer", wobei anfänglich die wirklichen Bauern stark unterrepräsentiert sind. Privatagenten und Kaufleute gibt es zehn, dazu einen Arzt und einen Apotheker und drei Priester. Anfänglich geht es aber weder um, .Wahlge rechtigkeit" (bzw. nur um solche für Steuer zahler) noch um eine echte Vertretung des Volkes. Dafür zeigen die von den Liberalen beherrschten ersten vier Landtage unter den Abgeordneten interessante Persönlich keiten, wie etwa den schon erwähnten Steyrer Großindustriellen Werndl; lange Jahre wirkt als Landtags- und Reichsratsabge ordneter auch Dr. Schaup, Großgrundbesit zer und Industrieller aus Zipf. Wichtigster Mann der Wirtschaft aus der Schlußphase der Monarchie ist etwa Dr. Karl Beurle. Aber auch der Begründer der Schiffswerft, ignaz Mayr, der Industrielle Dierzer, zahlreiche Mitglieder der Bankierfamilie Planck von Planckburg gehören dem Landtag an. Wei tere prominente liberale Landtagsabgeord nete sind Moriz Ritter von Eigner, der ein zige Landeshauptmann Oberösterreichs, den die liberale Wählergruppe stellt; der No tar Alois Bahr, Vater des Dichters Hermann Bahr, der insbesondere in seinem Bänd chen ,,Bischof Rudigier" ein färb- und kon trastreiches Bild der politischen Situation Oberösterreichs vor hundert Jahren gibt; dann aus der Spätzeit Dr. Ernst Jäger, Lan deshauptmannstellvertreter, der bei seinem Tod als ,,letzter Liberale" Oberösterreichs apostrophiert wird. Dem Landtag gehören zwischen 1861 und 1918 auch sämtliche Diözesanbischöfe an, die allerdings nicht gewählt werden, son dern auf Grund Ihrer Stellung als ,,Virilisten" dem Landtag angehören. Zweifellos ist hier Franz Joseph Rudigier - auch bei seinen Reden im Landtag - der glanzvollste. Der Landtag von 1867 zeigt, was die Per sönlichkeiten betrifft, die interessanteste Zusammensetzung: noch ist der Abt von Schiägi, Dominik Lebschy, Landeshaupt mann; neben ihm findet sich Dr. Eigner, der dann für 16 Jahre diese Funktion über nimmt. Schließlich gehört diesem Landtag der in St. Wolfgang begüterte Julius Graf Falkenhayn dem Landtag an, der 1871 kurz fristig erster konservativer Landeshaupt mann von Oberösterreich wird und später der am längsten dienende Ackerbauminister der Monarchie ist. Diesem Landtag gehört übrigens auch der schon erwähnte Werndl an und natürlich Bischof Rudigier. Nur drei Volksvereinspräsidenten stellt die konservative Gruppe bis zum Ende der Monarchie (Graf Brandis, Dr. Ebenhoch, Dr. Mayr), aber vier Landeshauptleute: ne ben Graf Falkenhayn und Abt Baumgartner Dr. Alfred Ebenhoch, der treibende Mann der Verbindung von Katholischer Volkspar tei und Christiichsoziaien. Als er nach Wien als Ackerbauminister geht, nimmt in Ober österreich ein Mann die Zügel in die Hand, der später einer der großen Politiker des Überganges (in Oberösterreich, wie in Wien) wird, Johann Nepomuk Hauser. Noch sind gewiß die Aufgaben des Landes und des Landeshauptmannes beschränkt und in Wien macht man ,, Reichspolitik". So darf es nicht wundernehmen, daß von den rund 350 oberösterreichischen Landtagsabgeordne ten der Jahre bis 1918 die wesentlichsten gleichzeitig auch Reichsratsabgeordnete und nur 56 Reichsratsabgeordnete nicht gleichzeitig auch im Landtag sitzen. Bald wendet sich aber das Blatt: die kraftvollsten Persönlichkelten bleiben im Land; hier se hen sie ihr wichtigstes, ihr vorrangigstes Aufgabengebiet. Mehrfach nennt Kaiser Franz Josef den oberösterreichischen Landtag als ,,Musteriandtag". Gewiß mag der Kontrast gegen über den zwei- und mehrsprachigen Land tagen mit ihrem Nationalitätenhader groß gewesen sein. Aber auch in Linz sorgt die Unzufriedenheit mit dem Wahlrecht zu einer fast 60jährigen permanenten Wahlrechts debatte. Doch die Auseinandersetzungen halten sich in Grenzen; ins Persönliche ge hende Meinungsverschiedenheiten sind selten und nach dem ,,Musterlandtag" der Monarchie trägt die Arbeitsweise von Re gierung und Landtag unter Hauser und Schlegel wesentlich zum möglichst großen Konsens der politischen Kräfte und zum mil den politischen Klima Oberösterreichs bei.
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