der Künstlerin dringend notwendigen Über druck- und Ausgleichsventiles annimmt. Längst ist aiso die ursprüngiiche Nebenbe schäftigung zum eigentlichen Hauptberuf, sagen wir es ruhig, zur Berufung geworden. Nur mittels dieser Konsteiiation schöpft sie jene Kraft, weiche dringend vonnöten ist, um den Erfordernissen des rauhen Aiitagsiebens standzuhaiten. Ein besonderer Steiienwert kommt schiießiich auch der 1975 entstandenen Radierung ,,Er iebt oder die Siiberiinge" zu. in ihr schließen sich die für Eifriede Trautners ge samte Lebenseinsteiiung so wichtigen bei den Komponenten einer aiie konfessionel len Grenzen sprengenden Gläubigkeit so wie eines unerschütterlichen Bekenntnisses zum Gedankengut des Humanismus zu ei ner überzeugenden Synthese. ,,Narr oder Wissender" schließlich wirft das uralte und ewig neue Thema der Grenzen absoluten Wissens, des Verschwimmens von Genialität und Wahnsinn auf. in diesem Blatt ,,kämpfen das Berechnend-Vernünf tige und das Tierische", wie Peter Kraft ein mal sehr treffend feststellte, ,,einen Kampf, der alles andere als schön ist". Gleichzeitig iebt in dieser Arbeit aber auch etwas vom Geist der klassischen Antike, weiche im Narren ein von Gott besonders begnadetes Geschöpf erblickte. Daneben gelingt Ei friede Trautner kraft der räumlichen Auftei lung mittels eines durch eine zentrale Pfeiierdiagonaie geschaffenen Spannungsfeides eine besonders glückliche, formal voll endete, kompositioneiie Lösung, in den letzten Jahren tritt inhaltlich schein bar eine gewisse Beruhigung ein, ein Abrükken von den sichtbaren Aggressionen frühe rer Schaffensperioden macht sich bemerk bar. Anstelle jenes Zornes, weichen Eifriede Trautner nach eigener Aussage bei der Schaffung des Blattes,,Feierabend oder die Brüder, die den Frühling nicht sehen" im Bauch hatte, ist ein Wissen um die Unverbesseriichkeit der Weit getreten, ein mil de-müdes, verzeihendes Lächein über ihre Unzulänglichkeit, ein immer weiteres Ab rücken von äußerlich zur Schau getragenem Engagement, ein Streben nach einem mög lichst wertneutralen, objektiviert-abstrakten Aufzeigen von Sachverhaiten und Konstel lationen, ähnlich einem Chronisten, einem stets aufs neue verwundert durch die Ab normitäten dieser Weit Reisenden. Deshalb ist die Künstlerin freilich auch heute um nichts weniger engagiert als früher und wer mit ihr spricht, wird sehr bald merken, wie viel ihr unter den Nägeln brennt. Nur brennt es mit zunehmendem Alter immer mehr nach innen. Eifriede Trautner setzt dieses Engagement nicht mehr so direkt und unmit telbar, sondern abstrakter und neutralisier ter, man könnte auch sagen künstlerischer, in formale Aussagen um. ,,Glückliche Stun den", 1980 entstanden, ist eines der in diese Richtung weisenden Blätter. Wie kurz und gezählt sie für jeden von uns sind, deutet der unbarmherzig auf unserem Rücken krei sende Uhrzeiger an. Österreichs Kunst war - man kann dies an der Exaltiertheit der Maierei Jörg Breus und der Meister der Donauschuie, an der insze nierten Monumentalität der Fresken des Ba rock über die Eiegance der Linie des Ju gendstils bis hin zur Ekstase des Expressio nismus ablesen und nachvoiiziehen - stets entweder illusionistisch oder seibstarrangierend, nicht selten freilich eine Synthese von beiden. Statt dieser typisch österreichi schen iiiusionierung, wie sie uns heute etwa aus einem Großteil der Schöpfungen der Wiener Schule entgegentritt, oder der Seibstarrangierung im Sinne eines Nitsch, Brus und der Wiener Aktionisten, letztlich aber auch Rainers und der Lassnig, steht bei Eifriede Trautner die Demonstrierung, als eine hierzulande höchst seltene künstleri sche Zielsetzung und Tugend. In der Linearität der Kaitnadeiradierung, der zur größten Komprimiertheit drängenden, zugleich strengsten und sprödesten aller druckgrafi schen Techniken hat die Künstlerin das ih rem künstlerischen Wollen am idealsten entsprechende Medium gefunden. Visions artig werden die einzelnen Themen, ohne jede Vorzeichnung direkt aus dem Ge dächtnis auf die Zinkpiatte übertragen. ,,Andere Zeiten" lautet der Titel der 1976 er schienenen Eifriede-T rautner-Biografie. Die Assoziation zu Alfred Kubins ,,Anderer Seite" besteht zweifellos nicht zufällig und sicherlich nicht nur im Sprachlichen.
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