Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 3, 1981

mMM ■rnwm'i barkeit der einzelnen Radierungen erzielt. Überzeugend tritt dieses Faktum in dem gal lig bitteren, 1974 entstandenen Blatt ,,Feierabend oder die Brüder, die den Früh ling nicht sehen" zutage; Weshalb hat der Mensch eine so panische Angst vor dem emotionslos arbeitenden, in den Schädel einzupflanzenden Kleincomputer? Schon heute läuft ja die Menschheit nur noch blöde lachend, das berühmte Brett vor dem Kopf durch die Gegend, unfähig zu kommunizie ren, von Belanglosigkeiten und Platitüden quatschend, während sich ringsherum, von ihr unbemerkt, Jahr für Jahr das Wunder des Frühlings - Le Sacre du Printemps - inner halb der Natur vollzieht. Mit dieser Arbeit ist Elfriede Trautner zweifelsohne ein Wurf von besonderer Aussagekraft gelungen. In eine ähnliche Richtung zielt auch die 1979 entstandene Kaltnadelradierung ,,An einem Dienstag im September, in Gedanken an die Linzer Klangwolke", mit den beiden von Sa turiertheit und satter Selbstgefälligkeit strahlenden Linzern, welche inmitten der Wohligkeit ihres täglichen Bades die feisten Bäuche in der Wanne ausstrecken und sich dabei-sichtlich unbeteiligt und am Rande weil es halt eben im Moment chic ist, von Bruckners unsterblicher Musik berieseln lassen: Kulturkonsumation der achtziger Jahre als Folge unserer von Politikern so stolz verkündeten, in Realität eher betrübli chen Bildungsexplosion. Die Gruppe derer, bei welchen durch Kunst und Kultur tiefere Bewußtseinsschichten angesprochen wer den, wird - aller Politik zum Trotz - stets eine elitär kleine sein! Ein wenig abseits dieser thematischen Ge samtentwicklung, weil unbeschwert heiter, steht der 1970 entstandene ,,Fall in der Fal le", welcher zu den formal geschlossensten und zugleich abstrakt-komprimiertesten Blättern Elfriede Trautners zählt und als sol ches somit auch im Rahmen einer Gesamt würdigung ihres Schaffens zu erwähnen ist. Natürlich sind es auch immer wieder objek tivierte Eigenprobleme, welche aus den Ar beiten der Künstlerin sprechen und in den mehrfach wiederkehrenden Titeln des Ein geschlossenseins zum Ausdruck kommen. Das Mühlvlertel ist eine Landschaft der Kargheit, der verborgenen Schönheit. Bei erstmaligem Besuch und insbesondere für den oberflächlichen Betrachter auch eine Gegend der Verweigerung, mit welcher man nicht ohne weiteres Freundschaft schließt. Wenn freilich der Funken gesprungen, ist es zumeist eine Liebe fürs Leben geworden. Eben diese Eigenschaften gelten auch für den-wie Elfriede Trautner-aus dleserGegend stammenden schwerblütigen Men schenschlag. Scheue und Zurückhaltung sind seine Flauptcharakteristika und darauf beruhend nicht selten Isolation. Eine Kom munikation mit Artfremden wird nicht ge sucht, die Mitteilung ist oftmals nur in Meta phern möglich. Bei Elfriede Trautner erfolgt sie über die Verklausulierung im Rahmen des Kunstwerkes, welches somit die Funk tion eines für das seelische Gleichgewicht ,Er lebt" oder ,,Die Silberlinge" Seite 59: ,,Narr oder Wissender", bez. rechts unten E. Trautner Linz

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