So gesehen nimmt es auch nicht Wunder, wenn das Thema der Bedrohung aus den Ti teln zahlreicher Kaltnadeiradierungen der Künstlerin spricht. Ein aus den ,,Blumen des Bösen" entwickeltes, 1967 entstandenes Blatt, welches eine geheimnisvoll sich über unsere Weit hinziehende (Atom?)-Wolke suggeriert, ist etwa mit ,,Bedroht" über schrieben. Am bewegendsten freilich scheint dieses Thema in der ein Jahr später geschaffenen Radierung ,,Ausgesetzt" ab gewandelt, auf welcher ein Kind mit halbab gerissenem Kopf dem Schatten eines da vonbrausenden Düsenjägers nachblickt. Die Technik, dereinst zum Wohle der Menschheit kreiert, hat aufgehört, dieser zu dienen, entwickelt vielmehr ihre eigene, un heimlich-unbarmherzige Gesetzlichkeit: Wer ihr nicht gehorcht, wird von ihr rück sichtslos zermalmt. Selbst dieses Blatt - zweifellos eine der stärksten Arbeiten der Trautner - vermittelt. trotz der Schaurigkeit des Geschehens, ei nen nüchternen Sachverhalt, ohne alle Wehleldigkeit, ohne alles Buhlen um Mitleid, ohne falsches Pathos, wie es so oft aus den Bildern der Expressionisten spricht. Die Kunst Eifriede Trautners ist, und das macht sie so singuiär, absolut wertneutral. Eben in dieser Fähigkeit des Objektivierens eines Tatbestandes beziehungsweise Themen kreises, in dieser somit ausschließlich aufs Künstlerische konzentrierten Zielsetzung besteht Eifriede Trautners besondere, sie von der Mehrheit ihrer Kollegen abhebende Bedeutung. Die Technik als Fluch und Gefährdung un serer Zeit im Sinne von alles bedrohender und zerstörender Umweltverschmutzung tritt uns in einer Reihe von Blättern, wie ,,November", ,,Katastrophal" oder der von resignierender Ironie getragenen ,.Zuver sicht" entgegen. Bei aller Ernsthaftigkeit und Handgreiflichkeit dieser Arbeiten er mangelt es ihnen auch nie eines Elementes der Poesie und oftmals sogar eines Schus ses von Humor, weicher stets ein Bestand teil einer großen Künstlernatur war und ist. Immer wieder wird auch die Verstocktheit und Kurzsichtigkeit der Umwelt und die Stu pidität der Mitmenschen aufs Korn genom men, ihre einseitige Fixiertheit kraft Erzie hung, Gewöhnung und Herkunft, sowie ihre Ohnmacht, aus derartig vorgegebenen Bahnen auszubrechen. All das vollzieht sich freilich stets ferne von Beckmesserei und Besserwissen oder dem berühmten, erho benen Zeigefinger des berufsmäßigen Mo ralisten. Statt dessen brechen diese Biidvorsteliungen, durch äußere Anstöße aus gelöst, wie Gesichte aus der Künstlerin her vor, werden nicht einmal vorskizziert, son dern unmittelbar - in der Imagination schon zum fertigen Bild geworden - auf die Platte gebannt. Aufgrund dieses direkten Schöp fungsvorganges wird eine starke Unmittelf milit
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2