Links außen: Zuversicht, bez. rechts unten Eifriede Trautner Herbst 1973 Links: ,,Die Brüder, die den Frühiing nicht sehen!", bez. rechts unten E. Trautner Linz März 1976 Rechts: ,,Ausgesetzt", bez. rechts unten E. Trautner nichts mit erhobenem Zeigefinger oder schreckzerfurchter Stirne zu tun haben muß, sondern sehr wohl auch die Dimensio nierung des Heiter-Wissenden besitzen kann. Eben in ihr liegt ja ein Gutteil spezi fisch österreichischer Wesensart. Man bücke nur in der Literatur auf eine von Jo hann Nestroy und Ferdinand Raimund bis zu Fritz von Herzmanovsky-Oriando und Heimito von Doderer reichende Tradition. In diesem Sinne sind auch die Arbeiten El friede Trautners als dem tiefsten Wesen des Wortes entsprechend surreal zu bezeich nen, mehr noch: sie tragen in der Ursprüng lichkeit und Echtheit ihrer Empfindungswelt zu einer Rehabilitierung dieses Begriffes im Sinne seiner Ausgangsbasis bei. Tatsäch lich besitzen die Radierungen der Trautner freiwillig-unfreiwillig alle jene Dimensionen des Unter-Tränen-Lächelns, welche etwa den letzten kammermusikalischen Kompo sitionen Franz Schuberts eignen und zu den zutiefst essentiellen Spezificas des Homo Austriacus gehören. Freilich bedarf es, um solches vollbringen zu können, auch eines Lebens, welches in sich beruht und sich selbst genügt, stets abseits der Normen steht und - wie im Falle Elfriede Trautners - immer wieder in seiner Existenz bedroht wird. Diese Bedrohnis beginnt schon im Alter von 14 Jahren, als die Künst lerin zu einer Zeit, da andere sich noch wohlgeborgen im Schöße der Familie be wegen und von dieser behütet werden, erstmals in den rauhen Alltag gestoßen wurde und ihr Geld selbst verdienen mußte. Später konnte sie sich nur mittels größter Entbehrungen und Stipendiengelder eine künstlerische Ausbildung angedeihen las sen. Seit 1950 geht sie ihrem Brotberuf am Brucknerkonservatorium zu Linz nach, ohne die Möglichkeit oder Hoffnung zu haben, von ihrer künstlerischen Tätigkeit ernährt zu werden und ausschließlich dieser leben zu können. Also muß jede hauptberuflich nicht benötigte Minute der kargen Freizeit mit ei ner für dieses ansonsten so lebensfremde, geradezu undinenhaft anmutende Wesen unglaublich harten Diszipliniertheit und Konsequenz abgetrotzt und zur Formulie rung des künstlerischen Anliegens genutzt werden. Dazwischen treten immer wieder gesundheitliche Beängstigungen und Be drohungen auf, welche den einer derartigen Doppelbeiastung auf Dauer nicht gewach senen Körper niederzuringen drohen. Nur aus der Sicht dieses ständigen Kampfes mit der eigenen Physis kann die Ambivalenz ei nes derartigen künstlerischen Werkes voll und ganz verstanden werden.
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