Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 3, 1981

m iiii i"_V''!>6«y| y® dem auf welches sie quasi zu schreiben vermag. Durch die geringe Widerstands kraft und leichte Abnützbarkeit des Mate rials begibt sie sich freilich a priori der Mög lichkeit einer größeren Auflage, da übli cherweise bereits nach sechs bis acht Ab zügen die Schärfe und Druckqualität merk lich nachläßt. Zweistellige Auflagen sind somit bei Radierungen von Elfriede Trautner unmöglich, viel eher kann es geschehen, daß ein Blatt nur in ein bis zwei Exemplaren existiert. Zudem wird jede Arbeit von der Künstlerin persönlich mit unendlich viel Liebe zum Detail in mühevoller Kleinarbeit handabgezogen, selbst getrocknet und ge preßt, wobei es nicht selten vorkommt, daß nach ein bis zwei Abzügen noch weitere Hinzufügungen auf der Platte vorgenom men, mehrere Platten zusammengedruckt werden oder aber unfreiwillig entstandene Oxydationsstellen für die herrlichsten Zwi schenschattierungen sorgen. Jedem Abzug kommt somit der Stellenwert eines Origi nales, ja eigentlich der eines Unikates zu. Zuguterletzt noch eine gerade im Zusam menhang mit dem Trautner'schen Ouevre nötige Bezugnahme auf den Terminus des Surrealen: Surrealismus als Begriff von sich jenseits der Realität abspielenden Gege benhelten hat es immer und zu allen Zeiten gegeben. Wir begegnen ihm in den unend lich alten, verschrumpelten Kindergesich tern eines Pieter Brueghel ebenso wie in den Visionen des Jüngsten Gerichtes von Hieronimus Bosch, den vier Jahreszeiten bildern Arclmboldos aus dem Kunsthistori schen Museum, wie auch in den bewegen den Gewitterstimmungen El Grecos. Am Beginn unseres Jahrhunderts haben vor al lem Alfred Kubin und James Ensor dem Be griff des Surrealen eine neue Dimension hinzugefügt. Ersterer in Form abgrundtiefer Bedrohungsvisionen und zweiterer mittels einer bis dahin kaum gekannten, skurrilen Hintergründigkeit. Später erhielt Surrealis mus eine stilistische Etikettierung, was im Falle Max Emsts, Rene Magrittes, Giorgio de Chiricos und einiger weniger anderer si cherlich angebracht war, sehr bald aber - man denke nur an das Spätwerk Salvador Dalls - zur rein oberflächlichen, dem ur sprünglichen Begriffsinhalt klar widerspre chenden Formsache wurde. Durch das, was noch später im Schlepptau der Wiener Schule segelte, wurde das Wort Surrealis mus endgültig aus dem Lot gebracht. Es er scheint heute also absolut angebracht, sich wieder seines ursprünglichen Bedeutungs inhaltes zu erinnern und vor allem im Sinne Ensors daran zu denken, daß Surrealismus

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