Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 3, 1981

Der verspielt-bunte, überrelcti dekorierte Fest saal des Schlosses Puchberg bei Wels stellt eines der prächtigsten, wenn auch allerspätesten Interieurs In oberösterrelchlschen Schlössern dar i-" •'i* t -tm TAr:,: . m ' / '■ ■■ / f • ■''Sf - <■ ES'- zugehörige, reiche Inventar, das allen die sen Gebäuden Atmosphäre verlieh, verges sen werden. Roliwerkportale, Wandvertäfe lungen oder Kassettendecken, am schön sten außer im Linzer Schloßmuseum in Eferding, Würting, Parz und Wolfsegg zu finden, die kunstvollen Türschlösser oder die vielfärbigen, meist Linzer Kachelöfen sind nur einige wenige Stichwörter zur Frage der einstigen renaissancezeitiichen Innenausstattung. Noch um die Jahrhundertwende vom 16. zum 17. Jahrhundert begann der Ausbau des Landschlosses Parz zu einer großzügi gen, dreifiügeligen Anlage, In der die Arka dengänge über alle drei Geschosse reichen. Ein zentraler offener Treppenturm über ragte einst hofseitig diesen Schloßbau, zwei gegenüberliegende gedeckte Treppenläufe schlössen den innenhof an seiner offenen Seite optisch zusammen. Über und über wa ren hier die Fassaden mit Freskomalerei überzogen. Die heute schadhafte Fassade läßt Wap penschilde, heraldisches Beiwerk und über lebensgroße Figuren, wie Landsknechte oder Wilde Männer, erahnen. Wo einst der Hohe Saal über der Toreinfahrt, 1515 da tiert, zu rauschenden Festen einlud, schlägt auch heute noch das Herz dieses Doppel schlosses Parz: der vielseitige Künstler Hofmann-Ybbs hat hier sein stimmungsvol les Atelier aufgeschlagen. Ein anderes Landschioß wurde gerade im ersten Jahr des ,,Böhmischen Krieges" 1618 durch Christoph Puechner errichtet: Puchberg, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollständig umgebaut wurde, zeigt ebenfalls offene, heute teil weise vermauerte Arkadengänge, einen Festsaal mit farbigem Stuck, eine profa nierte Schloßkapeile und vier Rundtürme an den Ecken der Dreiflügelaniage. Es bringt damit, trotz aller Überformung durch den Hi storismus, den Kanon des klassischen Schloßbaues zur Geltung. Der gepflegte Park und die Gärten von Puchberg waren der ümraum für die Familie Jungk, deren Tochter Marianne, spätere Wiliemer, vieles von der Poesie gestalteter Natur in sich auf genommen haben mag. Doch zurück In die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die große Zäsur in der oberösterreichischen Landesgeschichte durch den unglücklichen Verlauf des Bauernaufstandes und den Sieg der Gegen reformation herbeigeführt wurdel im Hausruck flackerte das Feuer des großen und grausamen deutschen Bauernkrieges zum letztenmal auf. Die Herrschaftssitze, schon seit den ünruhen ab der Mitte des 16. Jahrhunderts mehr und mehr befestigt und mit gut ausgerüsteten Waffenkammern ausgestattet, wurden gleich zu Beginn der obderennsischen Erhebung Ziel und Opfer von Überfällen. Nicht nur Aggressionen führten zu oft sinnlosen Zerstörungshand lungen, ebenso die Not der ünbewaffneten, sich in den Besitz moderner Waffen zu set zen. Erstürmt, geplündert und niederge brannt wurden unter vielen anderen damals Dachsberg, Wagrain und Etzelsdorf, Inner see und Pichl. Auch Aistersheim war stark In die geschei terte Erneuerungsbewegung einbezogen. 1620 durch kaiserliche Truppen erobert, sah es den Kopf seines Pflegers rollen und die ihm gehorsamen üntertanen hängen. 1626 nahm der letzte Führer der Bauern, Achatz Wlilinger, in diesem festen Wasserschloß Quartier. Das Ende waren auch hier wie an dernorts Verwüstung und Ausplünderung. Viele aufrechte Protestanten verließen da mals das Land, mit ihnen zahlreiche Adelige und Schloßerbauer: die Geumann zu Freln, Gallspach und Waichen oder die Siegmar zu Schlüsseiberg seien hier für viele andere aus dem Hausruck genannt. Auch das heute nur mehr als Ruine geringen Ausmaßes erhaltene Schloß Spattenbrunn wechselte 1626 seinen Besitzer. Auch für Schloß Wolfsegg, bei der Schiacht der Bau ern gegen die ,,Pappenheimer" stark in Mit leidenschaft gezogen, beginnt mit diesem Jahr seine neuere Baugeschichte. Dasselbe Ist für die bis heute bestehenden Reste des ursprünglichen Jagdschlosses Ainwalding festzustellen, das Tobias Nütz von Warten burg 1632 nahe einem älteren, zerstörten Ansitz errichten ließ. 1635 erfolgte der Wiederaufbau von innersee durch die neuen, katholischen Eigentü mer, die Fieger. Einige Jahre später, 1640, errichteten die Grafen Spindler Inmitten ei ner großen Teichfläche und nur über zwei getrennte Brücken erreichbar den dreige schossigen Schloßbau von Irnharting. Auch hier höchste Einfachheit, nur ein flacher Dreiecksgiebei schmückt die Schauseitel Leider gehört Irnharting heute zu den am schlechtesten erhaltenen Schlössern Ober österreichs. Die kluge Haltung der Familie Hohenfeld in der Gegenreformation sicherte ihren Herr-

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