Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 3, 1981

„Ostern war nun da. Ein schöner heiterer Himmei war des hohen Festes Feier wohi überaus günstig. Auf dem Wege zur Kirche sprach das verständige Ehe weib: Lieber Mann! Du hast wohl so manche Länder gesehen, Hast du je schönre Menschen - ein besseres Land wohi geschauet, Als es bei uns ist der Fall? Sieh an unseren rüstigen Großknecht, Wie der feine Kastorhut das runde Gesicht ihm beschattet: Bei den Schläfen ringein sich aus der seidenen Haube Blonde Haare hervor. - Ein schöner franzbiauer Janker Reichlich mit silbernen Knöpfen besetzt! Er trägt auf dem Leibe Eine bunt seidene Weste: seine Lenden umschließet Ein grün lederner Gürtel, den der Riemer von Neumarkt Künstlich am braunen Deckel mit Pfauenfedern ausnähte. Die Lederne Hose ausgenäht nach ung'rischer Weise, Zeigt den ganzen Umriß der vollen kräftigen Schenkel; Glänzend gewichste Stiefel, zischmenartig geschnitten. Mit schwer seidenen Quasten, vollenden den ländlichen Anzug. Freudig geht er einher ein Bild der Gesundheit und Stärke. Sieh, des Nachbars Tochter, die schöne schmucke Rosine! Schalkheit und Frohsinn lächelt ihr aus den bräunlichen Augen. Ein braunseidenes Tuch mit breiten blauen Streifen Trägt sie nach ländlicher Art auf dem Kopfe. Ein braunseidener Spenzer bezeichnet den üppigen Wuchs ihr: Ein bunt seidenes Haistuch bedeckt den züchtigen Busen. Sieh, wie der seidene Kittel, von gleicher Färb wie der Spenzer, Weit und in Falten hinab wohi bis an die Knöchel sich senket! Und wie zierlich! sie trägt ein schön schwarz seidenes Vortuch, Blendend weiße Strümpfe, die eng an die Füße sich schmiegen, Zeigen das Ebenmaß der wohigerundeten Beine. Schnürschuhe,schwarziackiert,beschließen den Anzug des Mädchens." Später schildert er auch noch die bürgerli che Kleidung von Neumarkt (NeumarktKallham an der innviertler Grenze); Es traten aus reinlichen Häusern Wackere Bürger hinaus in der festlichen Kleidung, Frauen und Mädchen noch im schönen, seidenen Anzug Nach der Landart; sie zeigen den Bürgerstand noch Durch die reiche Haube von Gold, die mit kostbarer Nadel Wird befestigt am Haar, das auf der Stirne gescheitelt. An den Schläfen hinab in dichten Locken sich kräuselt." Also auch der Goidhaube tut Matthias Alt mann Erwähnung, sogar im Gedicht räum lich streng getrennt von dem bäuerlichen Aufzug. Er betrachtet die Goidhaube, und das ist für seine Zelt vollkommen richtig, als ausgesprochen bürgerliche Kopfzier. Mit der Schilderung von Altmann haben wir eine plastische Vorstellung von den Hausruckviertlern aus einer Zeit gewonnen, in der sie sich, gleichsam am Höhepunkt ihres volkskulturellen Eigenlebens, sogar noch in einer eigenen charakteristischen Tracht, ©lifröltccrcirfjirrt)« !8el>ttge^id^t/ bar<]ffleat in einem ^gglljias ©tfiper bed in £)amb<ri?, ^fotre Sauffirt^rn i m ^ au§tru sißtctfe jCtßemiiti ob tu Snn«. Witn, 1845. ©«ttntff bef tftf p. V- ®lv-(bitotifttn. wie sie gleichzeitig Alois Grell und - noch aus guter Erinnerung - Ludwig Hase gemalt haben, präsentieren. Es hat sich viel geändert in den letzten 130 Jahren. Aber noch immer ist die Grundstruk tur des Hausruckviertels, ungeachtet der Industrieansiediungen In einigen Zonen, eine bäuerliche geblieben und dementsprechend auch sein Bewohner, der Landler, ein Inbe griff des echten Oberösterreichers wie eh und je. Anmerkungen 1 Gelegentlich wird für den südwestlichsten Tel! des Hausruckviertels die Bezeichnung ,,oberes Landl" gebraucht. Entsprechend wären die Be wohner dieses Gebietes die ,,Oberlandler". 2 Im weiteren Verlauf gelten die Grenzen des Bezirkes Vöcklabruck gegen den Bezirk Gmunden, das Land Salzburg und das Innviertel. 3 Vgl. dazu Lothar Eckhart In Werkkatalog Nr. 3 der Ausstellung ,,Baiernzeit In Oberösterreich", Linz 1977. 4 Vgl. Otto Koller, Frankenburg vor 400 Jahren, das Urbarium der Herrschaft Frankenburg aus dem Jahr 1581, Frankenburg 1960. 5 Zum ganzen Problem der Mundart: Peter Wiesinger, Baiern und Slawen in Oberösterreich aus dialektgeographischer Sicht, in ,,Baiern und Slawen in Oberösterreich", Linz 1980. 6 Gerda Binder, Diss. Wien 1968. 7 Alois Traxler, Diss. Wien 1965. 8 Jakob Ebner, Diss. Wien 1966. 9 Alois Wolf, Aus alten Stuben und Kammern, München1980. 10 Wenngleich es aus administrativen Erwä gungen ab 1812 zum Mühlkreis gerechnet wurde. 11 So Fritz Berger, ,,Grillparzers Vorfahren wa ren in Oberösterreich beheimatet": in: ,,Ober österreichisches Heimatbuch", Linz 1969. Titelblatt des Lehrgedichtes ,,Oberösterreichisches Georgicon", erschienen 1845, neu aufgelegt Im OLV

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