f im 20. Jahrhundert Dörrpflaumen, die be kannten Zwetschken, ein wichtiges Nahrungsmittei der bäuerlichen Bevöikerung des Mondseelandes und Attergaues waren, ist eher schon in Vergessenheit geraten. Sozioökonomische Notstandslage geht nicht von ungefähr mit der größeren Beharrsamkeit, von Außenstehenden als Rück ständigkeit abgetan, Hand in Hand. Von der Sprache, besser gesagt Mundart, des Hausruckvierteis her gesehen steht sich der Sachverhait jedoch in einem günstige ren Licht dar. Wenn nämlich von typisch oberösterreichischen Dialektmerkmalen gesprochen werden kann, so ist das Haus ruckviertel in seiner gesamten Nord-SüdErstreckung das Rückgrat solcher Eigen tümlichkeiten. Vieileicht das typischeste Merkmai ist die Aussprache des mitteihochdeutschen langen ö vor rund t, d, n, f, sund h zum offenen Zwielaut eo. Also ,,reot", ,,teot", ,,Keon", ,,Eox" für rot, tot, Korn und Ochs. Aber auch mhd. iu wurde zu eo, so in ,,fleo(ng)" = fiiegen, ,,valeon" = verlieren, ,,deof" = tief, ,,Feo" = Feuer. Die Geltung dieser primären Laut- und Formenmerk male des Oberösterreichischen, zu denen auch ein merkwürdiger n-Schwund in Wör tern wie ,,Kihd" = Kind, das ,,Mefisch" (le diges) Mädchen, ,,Dsohd" = Zahn, ,,unsinni" = unsinnig usw., gehört, ist jedoch nicht auf das Hausruckviertei aiiein beschränkt. Zwar gilt hier ganz fest die Grenze gegen das Innviertei, aber sie setzt sich im Osten fort bis an die Krems, im Süden bis an die Gebirgsgrenze des Salzkammergutes und umfaßt im Norden das obere Mühiviertel bis zur Gusen. Hier an siedlungsgeschichtiiche Zusammenhänge zu denken, drängt sich auf, iäßt sich doch die Siawengrenze an der Krems mundartmäßig auch mit einer Reihe weiterer Merkmaie beiegen^. Schon B. Piilwein, dem Verfasser einer vier bändigen Geschichte, Geographie und Sta tistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, ist 1830 aufgefallen, was auch heute noch dem Zugereisten in die Ohren klingt: ,,Man spricht Wei statt Weib, He statt her, Auer statt außer, Kafen statt kaufen, Rafn statt raufen, Laf'n statt iaufen." Andere ,,Provinzialismen", die er anführt, sind wohi schon Vergangenheit: ,,Heutlänger" für jetzt, ,,Sink" für Tai, ,,Übering" für viei leicht . . . Dagegen stimmt sicher seine Be merkung, ,,Aile 3, 5 bis 6 Stunden ändert sich die Aussprache nach der Betonung und in den Provinziaiismen". So ist dem nördli chen Teii des Hausruckviertels der Wandel des inlautenden r in ch eigen (,,gfichd" für geführt, ,,schwächz" für schwarz, ,,Hechz" für Herz usw.). In letzter Zeit sind einige die ser Hausruckmundarten monographisch untersucht worden, so die Mundart von Prambachkirchen®, von Haag am Hausruck^ und die des Mondseelandes®. Im Mondseeland wird noch immer das be hauchte Anfangs-R gesprochen, aiso ,,hroos" für Roß, ,,hruas" für Ruß, ,,hrämfi" für Rabenvieh betont ausgespro chen, wenn ein kräftiger Akzent auf das Wort gesetzt werden soll. Im altkultivierten Mondseeiand suchte man bis vor kurzem vergebiich nach einer hoch entwickelten bäuerlichen Hauskultur; im Gegenteii, im Schatten des Klosters haben sich am längsten Uralt-Formen erhalten, die im Vergleich zu den Gehöften um St. Fiorian, Kremsmünster oder Lambach primitiv erscheinen mögen. B. Piilwein weiß zu be richten: ,,Die Bauernhäuser des ganzen Mondseegebetes sind alle ohne ein oberes Stockwerk, ohne Kamin gebauet, schwarz und unsauber anzusehen. Gleich beym Ein gange befindet sich ein großes Vorhaus mit einem freystehenden offenen Herde. Der Rauch muß nun entweder zur Hausthüre hinaus, oder im Hause herum schleichen, bis er Winkel und Ritzen zum Ausgange fin det." Er schiidert also nichts anderes als un ser bekanntes Rauchhaus, dessen Zweck mäßigkeit für die Getreidetrocknung er ailerdings nicht in Abrede steilt: ,,denn seiten gibt es 6-8 Tage nacheinander schönes Wetter". . . Auch die äiteren Bauernhäuser des übrigen Hausruckkreises konnten Piilwein nicht im ponieren: ,,meistens Wohnungen von Hoiz, voll Schmutz, von Außen und von Innen mit niederen Thören und kleinen Fenstern . . . die Dächer größtentheils mit Stroh, hier und da mit Schindeln bedecket, ordentlich ge nagelt oder mit Steinen beschwert. . . alles voll Dampf und Moder. Dazu kommt noch ein geschlossener Hof vor dem Aufrisse des Wohnhauses, und in der Mitte nicht nur der Lagerplatz von allem animalischen Dünger, sondern auch um das Haus ein kieiner Waid von Obstbäumen, der alle Aussicht hemmt. . ." Hier schildert der auf Fortschritt und Wohifahrt bedachte k. k. Provinzial-Staats-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2