Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 3, 1981

Ober reich Kulturzeitschrift Das Hausnjckviertel

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Landeskunde Das Hausruckviertel Helga LItschel Der Hausruckkreis - Land der Klöster und Rebellen 2 Dr. Franz C. Lipp Die Hausruckviertier 11 Wolfgang Pöttinger Hausrucklandl / 's Grieskirchna Liad (Gedichte) 19 Dr. Alois Zauner Die alte bayerisch-österreichische Grenze im Hausruckkreis 21 Mag. Hans Preinfalk Der Kohlenbergbau im Hausruck 27 Dr. Harry Slapnicka Schon Kaiser Franz Josef nannte ihn einen ,,Musterlandtag"- Der vor 120 Jahren eröffnete oberösterreichische Landtag war 113 Jahre tätig 61 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Umweltschutz und Energie Bücherecke 65 77 Kulturzeitschrift Oberösterreich 31. Jahrgang, Heft 3/1981 Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag; Redakteur Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: 00. Landesverlag Linz sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 230.-; Einzelverkaufspreis: S 75.-. (Alle Preise inkl. 8 % MWSt.) Denkmalpflege Dr. Gunter Dimt Schloß Peuerbach - Zur Baugeschichte eines revitalisierten Architekturdenkmals 33 LIteraturbellage Daß mir nicht der Traum entschwinde . . . Bruno Ammering (1923-1944) Auswahl und Einführung: Dr. Aldemar Schiffkorn 81 Historische Kunst Günther Klelnhanns Die vier letzten Dutzend - Schlösser im Hausruck 41 Kunst der Gegenwart Dr. Walter Beyer Elfriede Trautner - Porträt einer bedeutenden Künstlerin 53 Umschlag: ALPENVORLAND. Farblithographie, ge zeichnet von F. Simony, lithogr. v. Rud. Lang, Verlag: Gotha, Perthes, um 1850/60. - Bildnachweis: OÖLM. Inv. Nr. OA II 514/1. Diese Zeichnung des bekannten Alpinisten, Geographen und Dachsteinforschers Fried rich Simony zeigt den Ausblick von den Hö hen des Hausruckwaldes auf die oberöster reichische Bergwelt mit dem Traunstein in der Bildmitte. Gestaltung: Erich Krejci Schwerpunktthema Heft 4/1981 Volkskunst aus Oberösterreich

Kulturzeitschrift Von allen Landesteilen Oberösterreichs ist das Hausruckviertel in seinen Grenzen und seiner Wesenheit wohl am schwersten zu erfassen. Der Topograph Georg Matthaeus Vischer bestätigte ihm in seiner 1669 in Kupferstich vollendeten „Karte von Ober österreich", daß es Obst und Schmalz liefe re, womit er sagen wollte, daß es gesegne tes Bauerniand sei. Seine Fruchtbarkeit wird sogar in einem nüchternen Lexikon - Hand buch der historischen Stätten Österreichs (Aifred-Kröner-Veriag) - angeführt, wenn beim Schlagwort ,,Hausruckviertei" als Schlußsatz zu lesen ist, daß es für Ober österreich besonders durch seinen land wirtschaftlichen Reichtum von Bedeutung ist. Es fehlt dieser liebenswürdigen Landschaft jedoch die geographische und historische Profiiierung, wie sie dem innviertei, Mühiviertei, Saizkammergut in hohem Maße ei gen ist. Es hat auch nie einen lobpreisenden Dichter gefunden, wie das Mühiviertei in Adalbert Stifter. Es wurde auch kaum von bekannten Maiern besucht, wie wir sie auf Schritt und Tritt im Saizkammergut finden. Auffallend ist in der landeskundlichen Fach literatur die enge Verzahnung mit dem Traunviertei. Seine Grenzen waren und sind eigentlich nur nach Norden (Donau) und Westen (innviertei) eindeutig. Ohne Histori kern und Volkskundlern ins Handwerk reden zu wollen, möchte sich die Redaktion an die Praxis vieler historischer Landkarten halten, die den Eindruck ,,Hausruckviertei" meist nördlich der Traun-Ager-Linie anord nete. Die Mitarbeiter dieses Heftes haben es sich nicht so einfach gemacht. Sie versuchten, die nach wie vor bestehenden landeskundli chen Fragestellungen zu erörtern, im end gültigen Gesamtbild sollte jedoch für unsere Leser der Eindruck geschaffen werden, daß dieser Landesteii besuchenswert ist. ihn zeichnet eine stille Schönheit aus. Wer oberösterreichische Landesgeschichte und oberösterreichische Landeskultur im Ur sprung erleben will, wird dem Hausruckvier tel begegnen müssen. Ob es tatsächlich ,,Kernland und die Keimzelle Oberöster reichs" ist, wird allerdings nie endgültig be antwortet werden können. Helga LItschel beginnt die Serie der Ab handlungen mit einem Porträt des ,,Haus ruckkreises", in dem sie alle Facetten des Themas anschneidet. Aus reicher Orts kenntnis formuliert sie eine bildhafte Vor stellung über diesen oberösterreichischen Landesteil - geschrieben mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen. Franz 0. Lipp ergänzt dieses Porträt, indem er die Bewohner - die Hausruckviertier - in ihrem historischen Herkommen und kultur historischen Werdegang vorstellt. Diese Studie knüpft an die Tradition eines Wilhelm Heinrich Riehl an, als die Volkskunde noch als Kulturgeschichte betrieben worden ist. Mit archivalischer Akribie stellt Alois Zauner die ,,alte bayerisch-österreichische Grenze im Hausruckkreis" dar. Den Lesern wird be wußt gemacht, wie tief die politische Ge schichte zu allen Zeiten in den Alltag einge griffen hat. Eine Grenze mitten durch unser Heimatland! Wer kann sich das heute noch vorstellen? Landschaftliches Zentrum des Hausruck viertels ist der Hausruckwald mit dem Göbelsberg (801 m) als höchster Erhebung und seinem 1765 entdeckten Braunkohlen vorkommen. Der Kohlenbergbau am Haus ruck hat dazu beigetragen, daß Oberöster reich neben seiner Agrarstruktur stets auch als ein Land früher Industrialisierung be trachtet werden muß. Hans Preinfalk, im Kohlengebiet beheimatet, als moderner Volkswirtschaftler ausgebildet, beschreibt den ,,Kohlenbergbau im Hausruck". Ohne diese Skizze wäre ein Heft über das Haus ruckviertel unvollständig gewesen. Wolfgang Pöttinger, in seinem Hauptberuf Kunstschmied, versucht in zwei Gedichten literarisch nachzuholen, was viele Dichter unseres Landes bisher versäumt haben: das ,,Hausrucklandl" poetisch zu verherrli chen. In den Fachsparten sind auch die Kapitel ,,Denkmalpflege" und ,,Historische Kunst" auf das Schwerpunktthema abgestimmt. Gunter Dimt vom 00. Landesmuseum stellt das neue Bauernkriegsmuseum im Schloß Beuerbach vor, das in diesem Sommer nach langjähriger Arbeit der Öffentlichkeit über geben werden konnte. Günther Kleinhanns, Mitarbeiter des Landeskonservators für Oberösterreich, beschreibt die ,,Schlösser im Hausruck". Beide Abhandlungen eröff nen landeskundliches Neuland. Es wird uns bewußt gemacht, wieviel Schönes in unse rem Heimatland unbekannt, wieviel landes kundliche Forschungsarbeit noch zu leisten ist. In der Sparte ,,Kunst der Gegenwart" stellt der bekannte Kunstkritiker Walter Beyer, unseren Lesern bereits bekannt, eine Künstlerin vor - Elfriede Trautner-, die mit gutem Recht als ,,bedeutend" apostrophiert wird. Ihr Schaffen ist nicht leicht zugänglich. Es vollzieht sich abseits von den lauten We gen des heutigen Kunstbetriebes. Es ist je doch von bleibender Tiefenwirkung. Einen aktuellen Anlaß - 120jähriges Jubi läum - nützte der bekannte Zeithistoriker Harry Slapnicka, auf den historischen Wer degang des oberösterreichischen Land tages aufmerksam zu machen. Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck dankt die Redaktion für seinen Beitrag ,,Umweltschutz und Energie", in dem mutig und offen auf eine Problematik eingegangen wird, die für uns alle von brennender Aktuali tät ist. Für die Literaturbeilage hätte sich wahr scheinlich auch ein Vertreter des Hausruck viertels finden lassen. Die Redaktion griff jedoch gerne einen Vorschlag von Aldemar Schiffkorn auf, der an eines der größten dichterischen Talente erinnern will, das Oberösterreich besessen hat - Bruno Am mering aus Ried im Innkreis -, den der Sol datentod mit 21 Jahren am 28. Dezember 1944 für immer verstummen ließ. Sein schmales Werk, das er hinterlassen hat, verdient der Vergessenheit entrissen zu werden. Die Redaktion dankt allen Mitarbeitern, für bewährte Mithilfe in der Bildausstattung Al fred Marks vom 00. Landesmuseum, und hofft, daß dieses Hausruckheft im ganzen Land Oberösterreich positiv aufgenommen wird.

Der Hausruckkreis — Land der Klöster und Rebellen Helga LItschel Im Maßstab von „sechs geographischen deutschen Meilen" zeichnete der Linzer Graphiker Ignaz Kindlinger nach den Dar stellungen des k. k. General-Quartiermeisterstabes eine Karte des Hausruckkreises, die etwa um 1810, jedenfalls vor Herbst 1812 entstanden ist, denn auf Kindlingers Plan scheint das Distriktskcmmissariat Linz samt der Stadt Linz noch beim Hausruck kreis auf. Ab Herbst 1812 gehörte Linz näm lich gemäß einer,,Allerhöchsten Weisung" kuricserweise zum Mühlviertel. Ignaz Kind linger vermittelte mit seinem ,,Prospekt für den Hausruckkreis" ziemlich korrekte In formationen: Danach bildet die Donau die Grenze des Hausruckviertels im Norden, im Westen verläuft die ,,Granitz" von Engelhartszeil bis zum Mondsee entlang dem ,,Inn-Kreis" und dem ,,Salzburger-Kreis", und im Osten trennt die Traun ab Steyrermühl das Traunviertel vom Hausruckkreis. Doch was auf den ersten Blick korrekt und stichhaltig anmutet, läßt bei näherem Be trachten Zweifel aufkommen, so daß letzt lich nur die Donau als unverrückbare Grenze bestehen bleibt; die Linie entlang dem ,,Inn-Kreis" und dem ,,SalzburgerKreis" hingegen erfuhr etliche Korrekturen, und gar die Traun wird einer Rolle als Grenz fluß keineswegs gerecht: zu sehr greifen hier die Erscheinungen der Landschaft, der Kultur und des Volkstums ineinander über, zu viel Gemeinsames verbindet hüben und drüben. Im heutigen politischen Sinn umfaßt das Hausruckviertel die Bezirkshauptmann schaften Vöcklabruck, Grieskirchen, Eferding, Wels-Land und die Statutarstadt Wels. Auch diese Einteilung entspricht nicht ganz der geographischen Situation, denn einer seits reicht der Bezirk Wels-Land in das Ge biet südlich der Traun hinein, andererseits breitet sich der Wahlkreis ,,Linz und Umge bung" auf ,,hausruckviertlerische" Siedlun gen, wie Wilhering und Orte in der Welser Heide, aus. Wer von der Landschaft des Hausruckvier tels spricht, denkt zunächst an den Haus ruck selbst, der jedoch nur einen geringen Teil des nach ihm benannten Viertels ein nimmt. Aber der Hausruck ist es wert, als Landschaft beachtet zu werden: wenn man - etwa an einem heiteren Sommer- oder vergoldeten Herbsttag - auf der Luisenhöhe bei Haag am Hausruck steht und gegen Osten blickt, erlebt man eine Landschaft, die selbst harte Gemüter weich zu stimmen vermag: nichts ist hier grob oder gar bedroh lich, der stete Wechsel von Hügel und Tal, von Wiese, Acker und Wald kennt keine schroffen Übergänge, alles scheint ganz na türlich und voli Harmonie zu sein. Landschaftliche Mitte des Hausruckviertels ist der Hausruckwald mit einer Waldfläche von 26.000 ha. Im Bild der von Haag am Haus ruck (504 m) erreichbare wunderschöne Wald lehrpfad ,,Symbrunn". Foto: Schachermaier Von Haag und vor allem von Wolfsegg aus vermag man den Hausruck für sich zu ge winnen, denn einerseits führen von hier die Wege hinunter nach Weibern und Grieskir chen, anderseits in die in sich gesammelte Landschaft rund um Thomasroith und Ampflwang, die mancherorts von einer erre gend mystischen Atmosphäre erfüllt ist, und hinüber nach Neukirchen und Frankenburg, das schon am Rande des Kobernaußer Waldes liegt. In dieser Bannmeile finden sich auch die höchsten Erhebungen des Hausrucks: der 801 Meter hohe Göbelsberg und der 777 Meter hohe Hobelsberg - wahre Paradiese für Spaziergänger und Waldläufer. Dessenungeachtet sollte man nicht die Nie derungen am Rande des Hausrucks ver gessen: Ein Nachmittag im Trattnachtal, am Innbach oder am Redlbach kann zum un vergänglichen und geliebten Erlebnis wer den. Der Hausruck ist eben keine Gebirgs landschaft, mag er auch in schneereichen Wintermonaten Skifahrer anlocken, son dern eine geruhsame Landschaft für Wan derer und Reiter, konturiert durch die Wan delbarkeit der Voralpen. Diese Szenerie kann sich allerdings jäh verändern, etwa wenn ein Gewitter vom Westen heranzieht oder andauernde Regenfälie die Wasser adern in Wildbäche verwandeln. In solchen Stunden gibt sich der Hausruck urtümlich und ungebändigt, und man versteht, warum sich seine Bewohner noch heute Sagen von Geistern, Kobolden und der Wilden Jagd er zählen. Im letzten jedoch endet alles sanft: in der Welser Heide. Sie steilt sich als eine Land schaft vor, der Geheimnisse fremd sind, die das Einfachsein schätzt. Kaum jemand würde auf den Gedanken verfalien, in Marchtrenk, in Hörsching oder Pasching ei nen Urlaub lang Quartier zu beziehen -, aber Adalbert Stifter siedelte eine seiner Er zählungen in dieser Gegend an, und das ist kein Zufall: Stifter wußte ganz genau, wel che Bedeutung dem Landstrich zwischen Lambach und Linz zukommt: hier ist man dem ehemaligen Erzherzogtum ob der Enns viel näher als etwa im Salzkammergut oder im Mühlviertel. Dem Ursprung nahe weiß man sich auch im sogenannten Landl. Historiker behaupten, daß das Landi - gemeint ist das Gebiet zwi schen der ehemaligen bayerischen Grenze im Sailetwald und der Welser Heide einer seits und der Donau und dem Hausruck an derseits - die Keimzelle Oberösterreichs bildet, und tatsächlich herrschten die Schaunberger, das mächtigste Geschlecht, das hierzulande residierte, wie Landesfür sten, und die Ruinen ihres Ansitzes nächst Eferding gelten als oberösterreichische Landesburg. Das Wesen der Landschaft im Landl erfaßt man am raschesten, wenn man von Linz nach Beuerbach unterwegs ist: zu erst das Eferdinger Becken - breit und flach, der ideale Obst- und Gemüsegarten vor den Toren der Landeshauptstadt, dann folgt, knapp nach Eferding, der erste, jäh aufstei lende Hügel, und schließlich geht es hinauf und hinunter, Kurve reiht sich an Kurve, der Szenenwechsei von Tal und Höhe vollzieht sich zuweilen so schnell, daß man Mühe hat, ihn mit einem Blick zu erfassen. Die bedeu tendste Erhebung im Landl ist der Mayrhoferberg, von dem aus man ins Tal der Aschach gelangen kann. Das Aschachtal, eingeschlossen von einer herrlichen Wald kulisse, hat noch jeden entzückt, der ihm begegnet ist. Wie vielfältig, ja zwiespältig sich die Land schaft im Hausruckviertel präsentiert, er fährt man rund um Vöcklabruck. Gleich ei nem Januskopf wendet die Stadt nach Nor den ein Antlitz dem Hausruck zu, nach Sü den hingegen grüßt sie den nahen Attersee und Mondsee und damit-wenn auch nicht im historischen Sinn - das Salzkammergut. Die Beschreibung der ,,Salzkammergut seen im Hausruckviertel" sei einem Cice rone der Biedermeierzeit übertragen: ,,Die Farbe des Attersees ist meergrün. Er ist

„Land voll Heiterkeit und Stille" - so apostroptilert ein Fremdenverketirsprospekt die Ferien- und Ertiolungslandschaft Im Hausruck viertel. Von oben nach unten: Sommerfrische Geboltskirchen (555 m). Foto: Schachermaler Erholungsdorf Meggenhofen (390 m). Foto: H. Wansch St. Georgen bei Grieskirchen mit bedeutender spätgotischer Pfarrkirche. Foto: H. Wansch nicht nur der größte des Hausruckkreises, sondern wegen der umliegenden Schlösser, Kirchen und anderen Gebäudederschönste und angenehmste; reich an köstlichen Fi schen, welche vielfältig nach Wien ver schickt werden. Die Seekrebse finden sich nur blaßrot, sind aber doch sehr gut. Die Seefahrt geschieht entweder auf Einbäumen - gewöhnlich Seelentränker genannt - oder von größeren Gesellschaften auf Plät ten, wozu man sich der Segel bedient, mit Musik und Gesang und dem mannigfaltigen Echo die Unterhaltung belebend. An ein ge schehenes Unglück auf diesem See kann man sich schon viele Jahre nicht erinnern. Der Mondsee hingegen wirkt nicht so heiter wie der Attersee, er stimmt vielmehr die Seele zu melancholisch-erhabenen Emp findungen. Dieses Gewässer ist am schön sten, wenn es die Scheibe des Mondes be strahlt. 1474 schlug der Blitz in den See, worauf man eine geraume Zeit einen star ken Rauch und Feuerflammen ober dem Wasser gewahrte. Der Zeller-, Jungfern- oder Irrsee schließ lich ist ein wenig über eine Kugelschußweite vom Dorfe Zell entfernt. Der See friert alle Winter so fest zu, daß man nicht selten mit den schwersten Ladungen darüber fährt. Der Name Jungfernsee gründet sich auf eine Sage. Da, wo jetzt der See ist, standen einst ein Schloß und eine Kirche. Beides erbten zwei Schwestern: die eine wohltäti gen Sinnes, die andere eine Verschwende rin. Diese, öfter unter Androhung der Strafe des Himmels zur Besserung ermahnt, öff nete ihr Herz nie der Stimme der Wahrheit. Da geschah es, daß auf einmal das Schloß mit der Kirche versank, worauf der jetzige See zum Vorschein kam." -j

Ampflwang (560 m) hat als „Reiterdorf" inter nationale Beliebtheit gewonnen. 300 km Reitund Wanderwege stehen zur Verfügung. Foto: Hajek (Landesfremdenverkehrsverband für Oberösterreich) 1 Daß die Geschichte des heutigen Hausruckvierteis am Mondsee und Attersee zum ersten Mal faßbar wurde, ist keine Sage, sondern eine zumindest unter Archäologen weitbekannte Tatsache: Ab etwa 2800 vor Christus waren an den Ufern dieser Seen Siedler seßhaft, deren Pfahlbauten die Wis senschafter bis heute beschäftigen. Von der Zeit der ,,Mondseekuitur" an iäßt sich eine kontinuierliche Siedlungs- und Rodungstä tigkeit vornehmlich an den Gewässern und in den Täiern verfolgen. Einen ersten Höhepunkt erlebte der Land strich, als die Römer an die Donau vordran gen, hier ihre Kasteiie errichteten und ihre berühmten Straßen anlegten. Nun formte sich in Oviiava-Weis ein bedeutendes Ver waltungszentrum, das bereits unter Kaiser Hadrian als ,,municipium" galt, im Stadtmu seum von Weis legen der sogenannte Ursa-Grabstein, künstlerisch hochwertige Kieinpiastiken, Meilensteine und Fußbo denreste beredtes Zeugnis für die gehobene Stellung der Stadt in der römischen Aera ab. Daneben verblassen Namen, wie Tergoiape-Vöckiabruck und Laciacum-Frankenmarkt, die durch ihre Lage an der Römer straße vom Wiener Becken nach Salzburg wichtige Stationen gewesen sein mögen, ebenso wie die Grenzorte Ad Mauros-Eferding (?) und ioviacum-Aschach (?) an der Limesstraße entlang der Donau. Bald nach den Wirren der Völkerwande rungszeit manifestiert sich das kirchliche Leben im Hausruckkreis: der bayerische Herzog Odilo gründet - aller Wahrschein lichkeit nach im Jahr 748 - in Mondsee ein Kloster, in dem die Mönche des Benedikti nerordens bis zur Aufhebung des Stiftes 1791 segensreich wirken. Am letzten Tag im Oktober 994 stirbt in Pupping nächst Eferding der heilige Bischof Woifgang von Re gensburg auf einer Inspektionsreise. Schon rund zwanzig Jahre zuvor war Woifgang als armer Giaubensbote durch Norikum gereist. Die heute noch bestehenden Klöster führen ihre Gründung ins 11., beziehungsweise 12. Jahrhundert zurück: 1056 wird der Städte, Märkte und Dörfer des Hausruckvierteis in alten, idyiischen Ansichten; Links: Ansicht von Grieskirchen auf einem gemalten Briefkopf (Tuschpinselzeichnung), um 1850. - Oö. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, inv. Nr. OA I 93/2 hl. Adalbero aus dem Geschlecht der Gra fen von Weis-Lambach zum Stifter der Be nediktinerabtei Lambach, und 1146 rufen die Brüder Ulrich und Choio von Wilhering und Waxenberg Zisterzienser aus der Stei ermark in ihre Gründung in Wilhering. Mit dem Zisterzienserstift Wilhering ist eine Adelsfamiiie eng verbunden, die in die Ge schichte des oberösterreichischen Zentrairaumes entscheidend eingreifen sollte: Die Schaunberger, ein Geschlecht, das seinen Stammsitz bei Julbach am Inn besaß, und im 12. Jahrhundert im Lande ob der Enns han delnd auftrat, hatten Wilhering auf dem Erbweg von den Waxenbergern übernom men und zu ihrem Erbbegräbnis bestimmt. Durch eine geschickte Heiratspolitik ge langten die Schaunberger zu beträchtli chem Vermögen, das sie befähigte. Lände reien zu erwerben, die sie schließlich zum Schaunberger Ländchen - einem praktisch selbständigen Territorium - vereinten. Da durch gerieten sie mit den Landesfürsten, den Habsburgern, in Streit und verloren in

I Oben: Waizenkirchen, Kirche und Pfarrhof, Aquarell, um 1830. - Oö. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. DA I 326/2 Rechts: St. Agatha, kolorierte Radierung, um 1830. - 00. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. OA I 438/1

^^K~' v^ Ä a.v .., eSift'', rl ■ \1-|1 Links: Peuerbach, Lithographie von Ignaz Rode nach einer Zeichnung von Johann Lamprecht aus dem Verlag der lithographi schen Anstalt Josef Hafner in Linz, um 1838. - Oö. Landesmuseum, Graphische Sammlun gen, Inv. Nr. OA I 209/3 Seite 7: Ruine Schaunherg, Aquarell von Josef Edlhacher, 1846. - Oö. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. OA I 275/5. Sämtliche Fotos: Gangl der Schaunberger Fehde, die sich von 1380 bis 1386 hinzog, die Reichsunmittelbarkelt und einen Großteil ihrer Besitzungen. Als die Schaunberger 1559 ausstarben und die Starhemberger ihr Erbe antraten, hatten sie längst ihre Residenz von der Burg Schaunberg in die Stadt Eferding, deren Grund- und Schutzherren sie seit 1367 waren, verlegt und die Eferdinger Stadtpfarrkirche zu ihrer Begräbnisstätte erkoren. Zur Zeit, da sich das Schicksal der Schaun berger vollendete, hatte eine Bewegung na hezu das ganze Land erfaßt und mitgeris sen: die Reformation. Gerade die Hausruckviertler waren es, die die neue Lehre begierig aufnahmen; der Raum von Gries kirchen und Eferding wurde zur Keimzelle des Protestantismus. Fast sämtliche Adeli gen des Landes gehörten dem lutherischen Glauben an, geführt von den mächtigen Jör gern - sie standen mit Martin Luther in freundschaftlicher Verbindung -, den Perkheimern, Polheimern und Starhembergern. Und die Bürger und Bauern schlössen sich willig und bedingungslos den Herren an - trotzig und aufrührerisch wohl auch gegen das katholische Erzhaus, von dem sie sich unterdrückt und ausgebeutet fühlten. Zu Bauernunruhen kam es bereits 1525, doch die erste kriegerische Auseinander setzung fand 1595 im zweiten oberösterrei chischen Bauernaufstand am Rand des Polheimer Waldes nächst Kledt bei Neu markt am Hausruck statt. Nur nach außen hin ,,befriedet", widersetzten sich die Ober österreicher hartnäckig der Gegenreforma tion. Als schließlich 1620 das Land ob der Enns an Bayern verpfändet wurde und Adam Graf Herberstorff als Statthalter fun gierte, war der Ausbruch des offenen Wider standes nur noch eine Frage der Zeit. Ein erstes bedrohliches Aufflackern zeigte sich, als im Mai 1625 in Frankenburg gewaltsam ein katholischer Pfarrer installiert wurde. Herberstorff statuierte ein Exempel, beor derte die männlichen Bewohner der Pfarren Frankenburg, Gampern, Neukirchen an der Vöckla, Pöndorf und Vöcklamarkt zur Ge richtslinde auf dem Haushamer Feld und ließ die Ratsherren und Gemeindevertreter um ihr Leben würfeln. Als ,,Frankenburger Würfelspiel" ist diese Begebenheit in die Historie eingegangen. Der große oberösterreichische Bauernkrieg von 1626 nahm zwar im Mühlviertel seinen Anfang, doch sind der Hausruck und das Landl schicksalhaft in ihn verquickt. Die Hauptleute Stefan Fadinger und Christof Zeller stammten von hier, die ersten Erfolge der Aufständischen sind mit Peuerbach, Aschach und Neukirchen am Walde ver bunden, und in der Weiberau befand sich das große Lager, in dem sich die ,,Schwar zen Bauern" aus dem Hausruck immer wie der sammelten und von wo sie zum Kampf auszogen. Auch die vernichtenden Nieder lagen erlitten die obderennsischen Bauern vornehmlich im Hausruckkreis; Emlinger Holz nächst Eferding, Vöcklabruck und schließlich Wolfsegg. In der Folge teilte das Hausruckviertel das Schicksal des Landes Oberösterreich, wo bei es als Durchzugsland von West nach Ost sowohl unter dem Spanischen und dem Osterreichischen Erbfolgekrieg, als auch unter den napoleonischen Wirren beson ders arg zu leiden hatte. 1810 gefiel es Na poleon, Teile des Hausruckviertels gemein sam mit dem Innviertel dem neu entstande nen Königreich Bayern anzugliedern. Erst nach dem Wiener Kongreß - 1816 - kamen die Gebiete nach Österreich zurück. Mit der Franzosenzeit hängt mittelbar eine Erscheinung zusammen, die signifikant für die der Mystik aufgeschlossenen Menschen in der bis in unser Jahrhundert abgeschie denen Gegend des Hausruckwaldes ist: der Pöschlianismus. Die Pöschlianer nannten sich nach Thomas Pöschl, einem Geistli chen, der 1806 der Erschießung des Nürn berger Buchhändlers Palm in Braunau durch französisches Militär beiwohnen mußte. Die Hinrichtung übte auf Pöschl ei nen unauslöschbaren Eindruck aus und hat dazu beigetragen, den ohnehin labilen und von religiösen Wahnvorstellungen geplag ten Priester zum Sektierer werden zu las sen. Als Pfarrer im Hausruck gründete ervom nahe bevorstehenden Ende der Welt überzeugt - mit der angebiich gottbegnade ten Seherin Magdalena Sickinger, Krämers frau in Ampflwang, eine Gemeinschaft, die sich zu argen Ausschreitungen hinreißen ließ und in der Karwoche des Jahres 1817 in Ottnang die dreißigjährige Marie Hötzingerallerdings mit ihrem Einverständnis-tötete, um dem Herrn ein Opfer darzubringen. Thomas Pöschl starb geistig umnachtet 1837 in Wien, die Pöschlianer ließen all mählich von ihrem Irrglauben ab, aber die Erinnerung an sie ist im westlichen Haus ruck bis heute nicht völlig verblaßt. Mehr als hundert Jahre später fügte das Jahr 1934 dem Hausruckkreis sichtbare

Narben zu durch die Kämpfe des sozialisti schen Schutzbundes mit dem Bundesheer der Ersten Republik und der Heimwehr in Stadl-Paura und vor allem in Holzleithen, wo die wirtschaftliche Stagnation die Arbeiter des Kohlenreviers um ihre Existenz zittern ließ. Der Bombenkrieg des Weitenbrandes 1939/45 machte den Bahnknotenpunkt Attnang-Puchheim dem Erdboden gleich, und noch in den letzten Kriegstagen kam es zu Gefechten bei Timeikam und Prattsdorf nächst Waizenkirchen. Heute hat sich auch im Hausruckviertei die Lage längst konsolidiert. Der Fremdenver kehr eroberte nicht nur so attraktive Land striche wie die rund um die Saizkammergutseen, sondern drang in einst rein bäuerli ches Gebiet wie Meggenhofen oder Ampfiwang vor. Die Industrie nahm von großen Teilen des Alpenvorlandes Besitz, und die Landwirtschaft kann sich nur durch Einsatz rationellster Mittel erfolgreich behaupten. Es nimmt daher nicht wunder, daß man, will man dem Zauber einstiger Bauernherriichkeit nachspüren, weitgehend auf Museen und Heimathäuser angewiesen ist. Hier al lerdings führt die Weit von gestern ein behü tetes Dasein: im Mondseer Rauchhaus, im Stehrerhof zu Neukirchen an der Vöckia, im Kernstockhaus in Pöring bei Gampern, im Grieskirchener Heimatmuseum auf Schloß Tollet, in den Haager Heimatstuben und in etlichen reichhaltigen privaten Sammlun gen. Von den Persönlichkeiten, die aus dem Hausruckviertei stammten, verdient zwei fellos Johann Beer an erster Steile genannt zu werden. Den Gastwirtssohn aus St. Ge orgen im Attergau, der lange Zeit lediglich als Komponist geschätzt wurde, steilen Lite raturwissenschafter heute gleichberechtigt neben Christoph von Grimmeishausen, zu mal Beers Romane entscheidend dazu bei trugen, der deutschen Barockdichtung zu der ihr gebührenden Anerkennung zu ver helfen. Ebenfalls dem Barockzeitaiter ge hört Johann Adam Freiherr von Hoheneck an, geboren 1669 auf Schloß Schlüßiberg nächst Grieskirchen. Hoheneck, ein versier ter Wirtschaftsfachmann, erwarb bleibende Verdienste um die Genealogie des Landes ob der Enns. Aus dem Kloster Lambach, wo schon Jo hann Beer die Schule besucht und prägende musikalische und theatralische Anregungen empfangen hatte, gingen vor allem zwei Künstierpersönlichkeiten hervor: Pater Maurus Lindemayr und Pater Goloman Fei ner. Lindemayr - 1723 in Neukirchen bei Lambach geboren - gilt neben Franz Stelzhamer als der aussagekräftigste Mundart dichter Oberösterreichs. Außerdem vollzog er den Übergang zum neuen Volksspiel, und mit seiner Komödie ,,Der kurzweilige Hoch zeitsvertrag" eröffnete das Stift Lambach im April 1770 in Anwesenheit von Marie Antoinette sein Theater. Auch Goloman Feiner erblickte im Bannkreis des Klosters, in Aich kirchen bei Lambach, das Licht der Weit. Er

Schloß Tollet bei Grieskirchen, einst Herr schaftsmittelpunkt der Jörger, heute Sitz des Bezirksheimatvereines Grieskirchen mit Heimathaus, Wagenburg und Landes bienenmuseum. Foto: Gangl Oben: Bauernkriegsdenkmai auf der Lederer wriese bei Peuerbach. Foto: Eiersebner Darunter: Szenenbild vom ,,Theater am Bauernhof" in Meggenhofen. Foto: H. Wansch , 4^ . -p: ;• .i J I T '.-JX war 27 Jahre jünger als Lindemayr, bildete sich zu einem vorzüglichen Kupferstecher aus und wurde zum Begründer der berühm ten Lambacher Kupferstichsammlung und der Gemäldegalerie. Als Marginal sei ver merkt, daß Coloman Feiner 1809 ein Atten tat auf Napoleon verhinderte. Zu den bildenden Künstlern des Hausruck kreises zählen darüber hinaus der Welser Maler Wolfgang Andreas Heindl (geboren 1693), der Bildhauer und Stukkateur Franz Josef Ignaz Holzinger aus Schörfling im Attergau (geboren 1694) und - mit gebühren dem Abstand, aber dennoch unsterblich - der Landschafts- und Miniaturmaler Hans Hueber aus Waizenkirchen (geboren 1813). Unsterblichkeit aus zweiter Hand - aber immerhin Unsterblichkeit- erwarb sich auch der aus Schwanenstadt gebürtige Franz Xaver Süßmayr (geboren 1766) als Vollen der des Mozartschen Requiems. Leider war es Süßmayr bestimmt, im Schatten seines großen Lehrmeisters zu wirken, obwohl es Ihm zumindest mit dem ,,Spiegel von Arka dien" gelang, eine vielgespielte und gern gehörte Oper zu komponieren. Den Hausruckkreis als Kunstbezirk vorzu stellen, bedürfte es einer eigenen Abhand lung, weshalb an dieser Stelle mit Schlag lichtern vorlieb genommen werden möge. Für die Romanik zeugen vornehmlich die großartigen Fresken in der Stiftskirche von Lambach aus dem 11. Jahrhundert und das eindrucksvolle Rundbogentor zu Wilhering. Die Gotik kann mit solchen Meisterschöp fungen aufwarten wie mit dem Flügelaltar zu Gampern, dem Sakristeiportal von Mondsee oder der mächtigen Welser Stadtpfarrkirche mit ihren herrlichen Glasgemälden. Für den Renaissancestil ist als gültigste Schöpfung das Wasserschloß Aistersheim zu vermer ken: vier massive Rundtürme begrenzen eine dreigeschossige Anlage auf Rustika sockel, und der Hof brilliert mit Bogengän gen und offenen Stiegenhäusern. Um dem Barock und Rokoko im Hausruck viertel gerecht zu werden, müßte man in Su perlativen schwärmen: von der Dreifaltig keitskirche In Paura bei Lambach, in der bis ins kleinste Detail der Trinitätsgedanke Form geworden ist, von der Ausstattung der Mondseer Stiftskirche mit den Werken Meinrad Guggenbichlers, von Jakob Pawangers gewagten Architekturen in Atter see, St. Georgen im Attergau und Gaspoltshofen, von Fassaden am Welser Stadtplatz und schließlich vom Inneren der Stiftskirche In Wilhering, einer wahren Apotheose des Rokoko. Doch bedarf es gar nicht der großen, in an erkannten Führern gewürdigten Bauten, um im Hausruckviertel dem künstlerisch Schö nen zu begegnen: Wer mit offenen, aufnah mebereiten Augen und Sinnen durch die Gegend streift, entdeckt überaus reizvolle Schöpfungen, die wert sind, beachtet zu werden. Dazu zählt das Filialkirchlein St. Peter in Liedering nächst Gunskirchen: es entstand 1729 als ovaler, kuppelgewölb-

-V:y--:>-; Slffsfeefäi^!! ' 3ti*' ®ll? * Oben: Fallsbach im Bezirk Wels, Flllal- und Wallfahrtskirche hl. Maria mit stimmungsvollem Brunnen aus der Zeit um 1700 Rechts; Verborgene und unbekannte Schönhelten Im Hausruckviertei: Fiiialkirche UnterIrrach im Bezirk Wels ter Bau, über dessen Eingangsportal eine von Putten gehaltene inschriftkartusche auffällt. Der Innenraum überrascht durch seine ausgewogenen Proportionen, durch die figürlich bemalten Sakristeitüren und vor allem durch jene barocken Aposteistatuen, die in den Wandnischen, umrahmt von zier lichem Stuck, stehen. ,,St. Peters Bad zu Liedering" mit seinem heilkräftigen ,,Stahl wasser" war einst ein vielbesuchter Wall fahrtsort, und noch als das Badehaus längst verfallen und abgebrochen war, kamen zahlreiche Pilger zum Petersbrunnen und netzten Augen und Hände mit dem wunder tätigen Wasser. Heute suchen nur noch Wallfahrer aus Gunskirchen die St.-Peterskirche in Liedering auf. Von Liedering lassen sich in gemächlicher Wanderung zwei weitere bemerkenswerte Filialkirchen anpeilen: Fallsbach und Unter Irrach. Die der Gottesmutter geweihte Kir che zu Fallsbach war schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein bekanntes Wallfahrerziel. Auf diese Zeit bezieht sich auch ihr Kreuz- und Sternrippengewölbe und das profilierte Südtor. Ebenfalls spätgotisch ist die Architektur der Jakobskirche in Unterir rach - wie Falisbach auf einer sanften An höhe gelegen. Betritt man das kleine Got teshaus, fällt einem ein heutzutage selten gebrauchtes Beiwort ein: schmuck. Hier fügt sich alles harmonisch zusammen - die Netzrippen im Chor, die Stuckrahmen der Flachdecke, Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel, selbst die neuen, an eine Bauern stube gemahnenden Kirchenstühle. Im Grieskirchener Raum lohnen vor allem kurze Abstecher von der vielbefahrenen Bundesstraße. Zunächst grüßt St. Magda lena bei Bad Schallerbach weit ins Land und lädt zu einem Besuch, der noch keinen ent täuscht hat, der dieser vortrefflich restau rierten Filialkirche begegnete. In Hofkirchen an der Trattnach trifft man auf das Wirken dreier Könner: Jakob Pawanger baute die Pfarrkirche zum hl. Johannes d. T. in den Jahren 1712 bis 1716 völlig in seinem Sinn um, etwa vierzig Jahre später errichtete der Rokokomeister Gotthard Hayberger den Turm im südlichen Chorwinkei, und zur sel ben Zeit schmückte Wolfgang Andreas Heindl den prächtigen Innenraum mit seinen lebens- und farbenfrohen Fresken. Der Schiußpunkt sei mit einer der eigenwil ligsten Kirchen Oberösterreichs gesetzt: mit St. Georgen bei Grieskirchen. Ihr Mauer werk aus unverputzten Ziegeln hat schon manchem Kunsthistoriker zu denken gege ben. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben die in Wittenberg erzogenen protestanti schen Jörger mit dem Bau, der der nord deutschen Backsteingotik nachempfunden ist, ihrer Gesinnung ein Denkmal gesetzt. Dieser selbstbewußten Haltung entspre chen auch die stolzen Jörger-Epitaphien im Inneren des Gotteshauses - Stein gewor dene Symbole der ritterlichen Gesten des Hausrucks.

Benediktinerstift Lambach und seine romanischen Fresken Stiftsführungen: täglich 10 Uhr und 15 Uhr Gruppenführungen jederzeit nach Vereinbarung Stiftskeller mit Bier- und Weinstüberl Vorzügliche Küche gepflegte Getränke Internationales Kur- und Erholungszentrum Ein 20 ha großer Kurpark mit vielen Spazierwegen und Ruhebänken, das Thermal-Freischwimmbad mit seinen drei Schwimm becken und das neue Thermal-Hallenbad mit eigenem Freibecken (Wassertemperatur 30 Grad), Ruheraum, Solarium und Restaurant, ein eigenes Kurorchester, Tennis- und Kleingolfplätze sowie die für einen Kurort selbstverständlichen anderen Einrichtungen wie behagliche Unterkünfte, Cafes, Restaurants, Kegelbahnen etc. schaffen die Voraus setzungen für einen angenehmen Aufenthalt. Über alles informiert die Kurverwaltung, A-4701 Bad Schallerbach, Postfach 47, Telefon 0 72 49/80 61 oder 80 78 700 Jahre Markt Peuerbach •Urlaub mit Hund" Ein Uriaubsortfür Individualisten Großes modernes Schwimmbad, Sport- und Spielplätze, Jagd- und Angelmöglichkelten; Skiübungsgelände mit Lift, Eislauf, Eisstockschießen; kino, Bücherei, urgemütliche Lokale und behagliche Unterkünfte. Bauernkriegsmuseum geöffnet von 1. Mai bis 31. Oktober Dienstag - Samstag 9-12 und 15-17 Uhr, Sonntag 9-12 Uhr Montag geschlossen. Eintrittspreise: Erw. S15.-, Kinder S 5.- Auskünfte: Fremdenverkehrsverband A-4722 Peuerbach Telefon (0 72 76) 22 55 oder23 65 Gasthof zum Traunsteinblick Wir nehmen auch Hunde tageweise in Pension Herziich willkommen in Holzieithen! Es begrüßen Sie zu Ihren Diensten ihre Familie Düster. Wo Ist Ihr Hund besser untergebracht, wo Ist am Haus eine 1 ha große Übungswiese mit allen Geräten? Wo kann man mit Sportfreunden arbeiten und diskutieren? Das Haus für Hundefreunde bietet familiäre Atmosphäre, gute Küche, Terrasse, Freibad, Sauna, Fernseher, Poolblllard und schöne Zimmer. Geführte Wanderungen durch den Hausruckwald mit Einkehr In Gasthöfe und Bauernhöfe. Im Winter Verleih von Langlauf-Skiern. Gute Erholung wünscht Familie Günter Düster. Unsere Adresse: G. und A. Düster A-4905 Holzieithen 8/Thomasrolth Oberösterreich, Telefon 0 76 76/284

Die Hausruckviertier Franz C. Lipp „Landler", so werden sie von ihren Nach barn im Westen, den innviertiern, schlecht weg genannt. Der Name ist nicht unzutref fend, aber er gilt nicht nur für die Leute zwi schen Hausruck und Traun, sondern - vom Osten, vom anderen älteren Teil des ,,Erz herzogtums Österreich" her gesehen - für alle Bewohner des Ländieins ob der Enns, mit Ausnahme eben des Spätheimkehrers innviertei. irgendwie gilt die Bezeichnung, auch im besonderen, zumindest für die nördlichen Hausruckviertier, weil sie, im Winkel zwi schen den recht ausgeprägten und selbst bewußten Viertein an Inn und Mühl liegend, sozusagen als ,,Landier" übrigblieben^. Südlich des Hausruckwaides liegen die Dinge nicht mehr so einfach; es zu erklären, muß etwas ausgeholt werden. Nach Viertein einzuteilen, ist ein bis auf die Römer zurückgehender Brauch, die ihre ,,Quartiere" (= Viertel) hatten, von Stadt vierteln spricht man noch heute, wenn es sich auch nur mehr um eine Gegendbe zeichnung handelt. Da das österreichische Stammiand, Niederösterreich, in vier Vier tel geteilt ist, haben die Kameraiisten auch Oberösterreich in vier recht ungleiche Vier tel gegliedert, das Mühlviertel in das obere und untere (,,Schwarzviertel" genannt), das Land südlich der Donau links der Traun bis Attnang-Puchheim^ in das Hausruckviertel, rechts in das Traunviertei. Als unter Joseph II. das Innviertel zu Öster reich kam, gab es ein fünftes Viertel, das paßte nicht in die strengen österreichischen Verwaltungsgrundsätze; so wurden die bei den Mühlviertel vereinigt. Die Rechnung stimmte wieder. Wissenschaftlich, vom Standpunkt der Geographie, der Geschich te, der Kulturgeschichte und der Volkskun de, die sich ja vor allem mit den ,,Leuten" zu befassen hat, taugt jedoch die Vierteleintei lung wenig. Sie wird diesem Versuch, zu ei nem deutlicheren Bild von der Wesensart einer Bevölkerungsgruppe zu kommen, nur deshalb zugrunde gelegt, weil die Bevölke rung von Oberösterreich nach altem Her kommen von den Vierteln, insbesondere dem Hausruckviertel, zwar keine ganz klare, aber doch eine sehr liebgewonnene Vorstel lung hat und an dieser wohl auch festhalten wird. Um es kurz zu machen; nach den erwähnten wissenschaftlichen Kriterien gliedert sich das Land Oberösterreich in: oberes, mittle res und unteres Mühlviertel; innviertei, nördliches Hausruckviertel, unteres Traun viertei; Mondseeland und Attergau, Salz kammergut, Eisenwurzen (oberes Kremstal, Steyr-, Stoder-, WIndischgarstner und obe res Ennstal). Die Strichpunkte in dieser Auf zählung bedeuten die horizontal verlaufen den geographischen Leitlinien: Donau und Voralpengrenze, also ungefähr die Linie Oberhofen-Gmunden-Steyr. Auf dem Boden des Hausruckviertels befin den sich also zwei verschiedene Kuiturlandschaften, die sich auch bevölkerungs mäßig unterscheiden. Historisch gespro chen haben wir sogar, von den kleineren Grundherrschaften und verschiedenen Ein sprengseln abgesehen, drei deutlich er kennbare Herrschaftsbereiche: im nördli chen Bereich das Schaunberger Ländchen, das bis zum Jahr 1385, zuietzt als reichs unmittelbare Grafschaft, die Unabhängig keit von Habsburg behaupten konnte. Die Schaunberger Grafen hatten ihren Besitz im 13. Jahrhundert auch über weite Teiie des Attergaues auszudehnen vermocht. Als Ganzes war der Attergau erst 1156 aus dem Verband des bairlschen Herzogtums gelöst und babenbergisch geworden, immerhin 350 Jahre vor der Angliederung des ausge dehnten Klosterlandes Mondsee, das 1506 habsburglsch und damit österreichisch wur de. Siedlungsmäßig und strukturell beste hen jedoch zwischen dem Mondseeiand und dem Attergau so viele Gemeinsamkei ten, daß von einer zusammengehörigen Kulturlandschaft gesprochen werden kann. Sie wurde mit der zunehmenden Bedeutung des Fremdenverkehrs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, nicht zuletzt wegen ihrer Seen, immer häufiger zum Salzkammergut gezählt, mit dem sie ja auch räumlich eng benachbart ist. Gemeinsam ist dem nördiichen und südli chen Teil des Hausruckviertels aber auch die längere Selbstbehauptung und Eigen ständigkeit zwischen den zwei politischen Mächten Bayern und Österreich. Das mag auf noch ältere Einflußbereiche von An spruch und Herrschaft zurückgehen, die etwa vom 6. bis zum 8. Jahrhundert an der Traun endigten und sich in den bairlschen Siedlungen bzw. den von ihnen hinterlassenen Reihengräberfeldern entlang dieses Flusses von ZIzlau über Rudelsdorf, Marchtrenk, Schlatt, Schwanenstadt und Rafeld auszudrücken scheinen. Bis zur Traun, ja bis zur unteren Alm (Bad Wimsbach-Neydharting) also reichte der ungestörte bairische Stammesboden, bis zur Traun auch als Teil des alten Traungaues, der linksufrige Ufgau, unser nördliches Hausruckviertel. Die wichtigsten Römerstraßen befanden sich hier: die Verbindungen zwischen Lorch und Salzburg und von Wels über Schlügen nach Passau. Keltoromanische Spuren, am deutlichsten im Attergau mit seinen Walchen-Orten und sogar einem noch im 6. Jahrhundert errich teten Grabstein, der ein Ehepaar in heimisch-norischer Tracht zeigt^, und bis zur Voralpengrenze gehäuft und dicht die -ingund -heim-örte bairischer Siedler der nach römischen Jahrhunderte bis zur karolingischen Zeit, nicht aber namenskundliche Er innerungen an slawisches Substrat, denen wir ja dann östlich derTraun öfter begegnen. Ist das Hausruckviertel im ganzen gesehen typisch bairisches Bauerniand, so gibt es doch auch Hinweise auf andersstämmige Besiedlung. Dies trifft besonders auf den Besitz zu, mit dem schon Heinrich Ii., der Heilige, das Hochstift (= Fürstbistum) Bamberg im Jahre 1007 im Attergau begabt hat. Die Märkte Frankenburg und Franken markt sind in ihrer Namensgebung ein spre chendes Zeugnis für diesen Anteil des Be völkerungsaufbaues. Man denkt heute kaum mehr daran, daß es z. B. in der Herr schaft Frankenburg noch im 16. Jahrhun dert eine ansehnliche Anzahl völlig unfreier Menschen gab, die in den Urkunden als ,,Pamberger" oder ,,Babenwerger" be zeichnet wurden". Diese Leibelgenen sind unter der Herrschaftszeit der Bamberger Bi schöfe in ,,sozial tiefster Stellung" angesie delt worden. Ein umfangreiches Kapitel des Frankenburger Urbars aus 1581 handelt von diesen ,,Leybleuten", die praktisch rechtlos waren. Ein Pamberger durfte nur eine Pambergerin heiraten, er durfte auch keinesfalls seine Herrschaft wechseln. Ihn erschlagen, kostete zwar Geld, aber es war weder Mord noch Totschlag. Der Täter hatte der Herr schaft nur einen Ersatzmann zu stellen und ,,das Wandl", nämlich 72 Pfennig, zu be zahlen. Viele Pamberger versuchten daher ihre Herkunft zu leugnen, worauf schwere Strafen standen. Auch in der großen Herr schaft Kogl, die an den Attersee grenzte, gab es zahlreiche ,,Pabenwerger"-Leibeigene, die, den überlieferten Familiennamen nach zu schließen, am Aufbau der Bevölke rung nicht unwesentlich beteiligt waren. Vielleicht sind die vielen ,,Bamberger" eine Antwort auf die Frage nach der Eigenart der Attergauer. Die Frage nach der Sonderstellung der Hausruckviertler, namentlich gegenüber den Innviertiern, mit denen sie volksmäßig so sehr verwandt sind, wurde wiederholt aufgeworfen. Eduard Kriechbaum hat da m. E. mit seiner Unterscheidung zwischen ,,Wallnern" und ,,Gäubauern", d. h. zwischen Waldbauern und denen des waidfreien, flachen Landes, die er zunächst auf das Innviertel bezogen wissen wollte, eine sehr treffende Beobach tung wiedergegeben. Die Hausrucker nun sind ähnlich wie die Innviertler Bauern um Höhnhart und Kobernaußen vorwiegend

V ... S * n./'iJElli Typische Landschafts- und Siedlungsbilder Im Hausruckviertel: Oben: Bauernhof bei Kematen am Innbach, Seite 13: Stube Im Freilichtmuseum Stehrerhof Bezirk Grieskirchen. - ,,Denkmalhof des Hausrucklandes" - Darunter: Vierkanter In Alstershelm, Rakersing 7. In Neukirchen an der Vöckla. Fotos: H. Wansch Foto: Schachermaler Waldbauern. Die Ausläufer des Sauwaldes, der Maierhoferberg, der Kürnberg, der Salletwald, der riesige Hausruckwald, und , spinnt man den Gedanken fort, im südlichen Hausruckviertei die Forste von Kogl und Stift Mondsee, am Saurüssel, Kolomansberg und Mondseeberg, jenseits des Sees vom Hongar bis zur Großen Alm, prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Men schen. ,,Der Hausruckkreis", heißt es bei Piliwein,,,ist außerdem mit kleinen ,Hölzern' oder sogenannten ,Schachern' so mannig fach besät, daß man sie nicht alle nennen kann." Überall, wo es Wald gibt, gibt es - voikskundlich gesprochen - Rückzugsgebiet und Beharrungslandschaft, und beides trifft auf das gesamte Gebiet des Vierteis mit Aus nahme des mehr oder weniger ,,offenen Landes" zu beiden Seiten der Straße durch die Vöcklasenke (mit der Stadt Vöcklabruck als Hauptort) in vollem Umfang zu. Bairische Rückzugs- und Beharrungsland schaft - das ist wohl ein sehr zutreffender gemeinsamer Nenner für das gesamte Vier tel. Er bezieht sich nicht nur auf die kulturel len Äußerungen der Bevölkerung, sondern auch auf die ökonomischen Grundlagen in historischer Zeit und bis zur Jüngstvergan genheit vor einem knappen Menschenalter. ,,Hausruckviertel, Obst und Schmalz", heißt der Kernspruch für unser Viertel. Es ist dies schon eine gewisse Abschwächung gegen über dem ,,Roß und Troad" des Innviertels. Der Ackerbau hat hier, mit Ausnahme des Eferdinger Beckens und der Welser Heide, nie die beherrschende Rolle gespielt wie im Florianer Land des Traunviertels oder im Innviertel. Die Mehrzahl der Hausruckvlertler betrieb eine gemischte Landwirtschaft mit starker Berücksichtigung der Viehzucht. Es gab da mehr Hörndl- als Körndlbauern. Aber das Vieh war ursprünglich nicht von der besten Rasse. Es gab besonders im Hinter land von Wels und dem hügeligen Teil des Bereiches Eferding die kleinwüchsigen, schwarzweißgefleckten ,,Welser Schekken", eine heute ausgestorbene Rinderras se. Auch vom Mondseeland wird die Klein wüchsigkeit der Rinder überliefert. Dagegen versuchte man die Not durch forcierten Obstbau - bekannt ist ,,die Scharten", eine Höhenterrasse, die das Eferdinger Becken begleitet, mit ihren Obstkulturen und einem hervorragenden Most, der zu den besten des Landes zählt - wettzumachen. Auch wußte man sie durch Schweinezucht und Hühnerhaltung zu beheben. In Zeiten der Kriegsnot erinnerten sich die oberösterrei chischen Städter gerne an den ,,Oahümmö" (Eierhimmel) um Meggenhofen, Gaspoltshofen und Geboltskirchen. Daß aber noch

f im 20. Jahrhundert Dörrpflaumen, die be kannten Zwetschken, ein wichtiges Nahrungsmittei der bäuerlichen Bevöikerung des Mondseelandes und Attergaues waren, ist eher schon in Vergessenheit geraten. Sozioökonomische Notstandslage geht nicht von ungefähr mit der größeren Beharrsamkeit, von Außenstehenden als Rück ständigkeit abgetan, Hand in Hand. Von der Sprache, besser gesagt Mundart, des Hausruckvierteis her gesehen steht sich der Sachverhait jedoch in einem günstige ren Licht dar. Wenn nämlich von typisch oberösterreichischen Dialektmerkmalen gesprochen werden kann, so ist das Haus ruckviertel in seiner gesamten Nord-SüdErstreckung das Rückgrat solcher Eigen tümlichkeiten. Vieileicht das typischeste Merkmai ist die Aussprache des mitteihochdeutschen langen ö vor rund t, d, n, f, sund h zum offenen Zwielaut eo. Also ,,reot", ,,teot", ,,Keon", ,,Eox" für rot, tot, Korn und Ochs. Aber auch mhd. iu wurde zu eo, so in ,,fleo(ng)" = fiiegen, ,,valeon" = verlieren, ,,deof" = tief, ,,Feo" = Feuer. Die Geltung dieser primären Laut- und Formenmerk male des Oberösterreichischen, zu denen auch ein merkwürdiger n-Schwund in Wör tern wie ,,Kihd" = Kind, das ,,Mefisch" (le diges) Mädchen, ,,Dsohd" = Zahn, ,,unsinni" = unsinnig usw., gehört, ist jedoch nicht auf das Hausruckviertei aiiein beschränkt. Zwar gilt hier ganz fest die Grenze gegen das Innviertei, aber sie setzt sich im Osten fort bis an die Krems, im Süden bis an die Gebirgsgrenze des Salzkammergutes und umfaßt im Norden das obere Mühiviertel bis zur Gusen. Hier an siedlungsgeschichtiiche Zusammenhänge zu denken, drängt sich auf, iäßt sich doch die Siawengrenze an der Krems mundartmäßig auch mit einer Reihe weiterer Merkmaie beiegen^. Schon B. Piilwein, dem Verfasser einer vier bändigen Geschichte, Geographie und Sta tistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, ist 1830 aufgefallen, was auch heute noch dem Zugereisten in die Ohren klingt: ,,Man spricht Wei statt Weib, He statt her, Auer statt außer, Kafen statt kaufen, Rafn statt raufen, Laf'n statt iaufen." Andere ,,Provinzialismen", die er anführt, sind wohi schon Vergangenheit: ,,Heutlänger" für jetzt, ,,Sink" für Tai, ,,Übering" für viei leicht . . . Dagegen stimmt sicher seine Be merkung, ,,Aile 3, 5 bis 6 Stunden ändert sich die Aussprache nach der Betonung und in den Provinziaiismen". So ist dem nördli chen Teii des Hausruckviertels der Wandel des inlautenden r in ch eigen (,,gfichd" für geführt, ,,schwächz" für schwarz, ,,Hechz" für Herz usw.). In letzter Zeit sind einige die ser Hausruckmundarten monographisch untersucht worden, so die Mundart von Prambachkirchen®, von Haag am Hausruck^ und die des Mondseelandes®. Im Mondseeland wird noch immer das be hauchte Anfangs-R gesprochen, aiso ,,hroos" für Roß, ,,hruas" für Ruß, ,,hrämfi" für Rabenvieh betont ausgespro chen, wenn ein kräftiger Akzent auf das Wort gesetzt werden soll. Im altkultivierten Mondseeiand suchte man bis vor kurzem vergebiich nach einer hoch entwickelten bäuerlichen Hauskultur; im Gegenteii, im Schatten des Klosters haben sich am längsten Uralt-Formen erhalten, die im Vergleich zu den Gehöften um St. Fiorian, Kremsmünster oder Lambach primitiv erscheinen mögen. B. Piilwein weiß zu be richten: ,,Die Bauernhäuser des ganzen Mondseegebetes sind alle ohne ein oberes Stockwerk, ohne Kamin gebauet, schwarz und unsauber anzusehen. Gleich beym Ein gange befindet sich ein großes Vorhaus mit einem freystehenden offenen Herde. Der Rauch muß nun entweder zur Hausthüre hinaus, oder im Hause herum schleichen, bis er Winkel und Ritzen zum Ausgange fin det." Er schiidert also nichts anderes als un ser bekanntes Rauchhaus, dessen Zweck mäßigkeit für die Getreidetrocknung er ailerdings nicht in Abrede steilt: ,,denn seiten gibt es 6-8 Tage nacheinander schönes Wetter". . . Auch die äiteren Bauernhäuser des übrigen Hausruckkreises konnten Piilwein nicht im ponieren: ,,meistens Wohnungen von Hoiz, voll Schmutz, von Außen und von Innen mit niederen Thören und kleinen Fenstern . . . die Dächer größtentheils mit Stroh, hier und da mit Schindeln bedecket, ordentlich ge nagelt oder mit Steinen beschwert. . . alles voll Dampf und Moder. Dazu kommt noch ein geschlossener Hof vor dem Aufrisse des Wohnhauses, und in der Mitte nicht nur der Lagerplatz von allem animalischen Dünger, sondern auch um das Haus ein kieiner Waid von Obstbäumen, der alle Aussicht hemmt. . ." Hier schildert der auf Fortschritt und Wohifahrt bedachte k. k. Provinzial-Staats-

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