Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

Sonate vom Attersee 1. Andante Wie ich so den Tag versäume Spiegelt sich die Welt im See. Helles Haus und Blütenbäume, Tannenwald und Schloßallee. Fast verlockt es mich zu meinen: Was sich so im Spiegel hält. Dies verklärte Widerscheinen, Sei der beßre Teil der Welt. Töricht Herz, das, um zu sprießen, Muß der Welt besonnten Raum Über einen Wahn genießen Oder über einen Traum! Lerne endlich still gewinnen. Was so hier wie dort gedeiht. Wül dir dann der Traum zerrinnen. Hält dein Aug noch Wirklichkeit. 2. Scherzo Streicht der See, vom West gehoben. Bruderfroh nach Osten mit. Trägt er ein Gewand, gewoben aus Türkis und Malachit. Farben wie aus Urweltstiefen, Seltsam, kühn und flammenhaft. Die in seinem Grunde schliefen. Sind nun Zeugen seiner Kraft. Daß dem Schwall sich voll geselle Auch Musik mit Silberschall, Schaukelt er auf Jeder Welle Hell ein Glöcklein aus Kristall. Alles fährt mit ihm im Winde, Seinem Wandertrieb gesellt. Alles ist sein Ingesinde, Reisefroh wird alle Welt. Selbst ein Floß von Untierlänge Hat ein Segel ausgespannt. Und nun strebt es im Gedränge Wie ein Fabelmolch ans Land. 3. Maestoso Tannenhang am Felsgestade Reckt sich wie ein schwarzer Turm, Und des Sees besonnte Gnade Schwindet. Das bedeutet Sturm. Wild wie pralle Abenteuer Kommen Wolken, schwerbepackt. Und der See mit grünem Feuer Schlägt empor im Siedetakt. Botschaft wie von fremder Kühle Kündet sich mit Schauerstrich. Herrlich mahlt des Sturmes Mühle Unerbittlich näher sich. Wie um allen Weg zur kürzen. Droht im allgemeinen Fliehn Fels sich in den See zu stürzen, See den Himmel anzuziehn. Meine Seele wähnt, sie springe Mitten vor den Sturmaltar, Wie zur Zeit der erste Dinge, Da noch alles eines war.

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