Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

Ewiger Reigen Ehelieder Ich komme vom Staube Und geh zum Staub. Doch ist mein Glaube, Ich sei ein Laub Auf einem Baume, Der ewig steht. Das Laub nur im Traume Vom Baume weht. Doch kaum vermodert. Es steigt empor Aufs neu und lodert Zum Licht hervor. Vom Lichte trinkt es. Vom Tau der Nacht, Und wieder sinkt es Zur Erde sacht. So muß ich grünen Durch Zeit und Raum Und mich erkühnen Von Traum zu Traum. Es ist der Reigen, Der ewig geht. Der Rest ist Schweigen. Vielleicht - Gebet! Der hat Frauen nie gekannt. Der nur ihre leichten Tänze Sieht und die beblümten Kränze, Die sie streun mit flüchtiger Hand. Wohl kann auch ein minnig Spiel Frohgemut die Herzen einen. Doch in Stunden, die da weinen. Wertet Minnelust nicht viel. Seelen einigt nur das Leid. Dieses wird sie also binden. Daß sie leicht die Schmach verwinden. Die da heißt: Alltäglichkeit. Wem ein Weib zur Heimat wird. Der mag Wimder viel erfahren. Wie ein Pilger, der nach Jahren Heimkehrt, eh er sich verirrt. Und wie nur die Heimat kennt. Wer sich sehnt nach ihr in Treuen, Wird sich Liebe stets erneuen Jede Stunde, die sie trennt. Also seliger Bescheid Läßt die beiden stets sich fiaden. Daß sie leicht die Schmach verwinden. Die da heißt: Alltäglichkeit. Mehr als fordern gilt Verzeihn. Und es darf uns nicht betrüben: Im Verzeihen sich zu üben. Heißt erst reif zur Liebe sein. Sehnt sich Liebe nach Bestand, Wird sie wie ein milder Garten. Vieler Blumen da zu warten Güt es mit besorgter Hand. Erst wenn Liebe so gedeiht. Wird sie leicht zur Güte finden Und getrost die Schmach verwinden. Die da heißt: Alltäglichkeit. Stemengast. Neue Gedichte, 1937. Befreite Stunde. Gedichte, 1917.

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