Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

Auch Pop wird gefördert. Foto: Stepanek Stichworte zur Indirekten Musikförderung: Die großen Institutionen Unter „Förderung" versteht man zwar land läufig direkte Zuwendungen, doch ich stehe nicht an, auch den Aufwand zur Erhaltung der großen Musikinstitutionen des Landes, der bereits eingangs skizziert wurde, zu mindest als indirekte Förderung des Musik lebens zu werten. Unter diesem Gesichts punkt stechen vor allem die vielfältigen Akti vitäten des Brucknerorchesters ins Auge, die zu einer mehr als ausreichenden Ausla stung dieses Klangkörpers geführt haben. Zum Beweis dienen ganz erstaunliche Zah len (Saison 1979/80): Allein im Landesthea ter spielte das Orchester bei 210 Aufführun gen (105 Opern, 83 Operetten, 22 Musi cals). Das Konzertleben sah das große Or chester 22mal im Einsatz, das Kammeror chester außerdem elfmal. Solchermaßen trägt das Brucknerorchester nicht nur die Grundstruktur der,,Gesellschaftskonzerte" der LIVA, sondern leistet innerhalb der Ak tion ,,Das Brucknerorchester kommt in die Bezirke" einen unschätzbaren Beitrag zur lebendigen Begegnung mit Orchestermusik im ganzen Land und damit zur wesentlichen Verbreiterung des dezentralisierten Kultur angebots, das schon immerein Hauptanlie gen meiner Kulturpolitik war. Durch die Be reitstellung des Orchesters für die LIVAKonzerte hat das Land natürlich auch, das möchte ich in aller Bescheidenheit bemer ken, einen maßgeblichen Anteil am Linzer Konzertleben, dessen eingehende Würdi gung den mir hier vorgegebenen Rahmen allerdings sprengen würde. Am unbestreit baren Aufschwung des Brucknerorchesters, das man nun mit Fug und Recht zu den füh renden Bundesländerorchestern zählen kann, hat natürlich außer der entsprechen den materiellen Dotierung die künstlerische Leitung durch den international bedeuten den Dirigenten GMD Theodor Guschlbauer besonderes Verdienst, aber auch das sich den steigenden Anforderungen anpassende Orchestermanagement und schließlich die hör- und spürbare Einsatzfreude der Orche stermitglieder selbst möchte ich nicht uner wähnt lassen. Das Brucknerorchester bildet als einziges Berufsensemble im Land einen Eckpfeiler des musikalischen Lebens, der auch das relativ umfangreiche finanzielle Engagement des Landes durchaus rechtfer tigt. Angesichts von 243 öffentlichen Orche sterdiensten pro Jahr wird man durchaus davon sprechen können, daß die Erhaltung dieses Klangkörpers eine kulturfördernde Maßnahme ersten Ranges darstellt. Einen ähnlich wichtigen Platz in der Musik szene nimmt das Brucknerkonservatorium ein, das vor mehr als zehn Jahren in sein neues Domizil an der Wildbergstraße über siedelte und bereits wieder an Raumnot lei det. Ein bemerkenswertes Indiz dafür, wie sehr diese führende musikalische Ausbil dungsstätte des Landes in den letzten Jah ren expandiert und an Attraktivität gewon nen hat. Aber nicht nur an solch vordergrün digen Phänomenen läßt sich die positive Entwicklung des Konservatoriums ablesen; die Zahlen selbst sprechen eine ebenso deutliche wie objektive Sprache; im Schul jahr 1969/70 unterrichteten 63 Lehrkräfte 1111 Studierende, davon freilich nur 180 ,,ordentliche"; 1979/80 standen 86 Lehr kräften 1279 Studierende gegenüber, davon aber bereits 566 ,,ordentliche". Das breitgefächerte Lehrangebot reicht, abgesehen von den tradtionellen Unter richtsfächern, wie Instrumental- und Theo rieunterricht, Oper, Schauspiel, künstleri scher Tanz und Dirigieren, vom ,,Praktikum für alte Musik" bis zum ,,Jazzseminar", von der ,,Klavierkammermusik" bis zur ,,Musik des 20. Jahrhunderts". Dazu kommt die Studienrichtung ,, Instrumental- und Ge sangspädagogik" (sogenanntes ,,Seminar B"), die z. B. bis zum Ende des Schuljahres 1979/80 635 Studierende und 125 Absol venten zählte. Hier greift ein Zahn des Aus bildungssystems in den anderen: aus dem Seminar B rekrutieren sich nämlich haupt sächlich die zukünftigen hauptamtlichen Lehrer bzw. Leiter der Landesmusikschu len. Nicht unterschätzt werden darf ferner die Wirkung des Konservatoriums und sei ner Leistungsträger nach außen: vom Kammerorchester angefangen stellen sich laufend die verschiedensten Ensembles des Hauses der Herausforderung öffentlichen Musizierens mit nicht geringem Erfolg: ka men im Schuljahr 1969/70 noch 50 Kon zerte von Lehrern und Schülern zustande, so waren es zehn Jahre später bereits 130 Konzerte, die die Leistungsfähigkeit des Hauses bestens unter Beweis stellten. Den jährlichen Höhepunkt der Veranstaltungstä tigkeit bilden die ,,Wochen des Bruckner konservatoriums", in denen Ensembles aus der Wildbergstraße in ganz Oberösterreich auftreten und z. B. in Schulen sogenannte ,,Hörerziehungsstunden" geben. Auch in diesem Bereich gab es in den letzten Jahren eine Steigerung von 100 Prozent. Die stän dig expandierende Bibliothek hat derzeit 34.000 Titel und eine Phonothek mit 600 Schallplatten anzubieten. Für kreative Be weglichkeit sorgen außerdem ungewöhnli che Initiativen von Lehrern und Schülern: so werkt man im Orgelfach derzeit eifrig in ei nem auf reiner Privatinitiative basierenden ,,Clavichord-Bauseminar" an der Herstel lung einfacher Clavichorde, für die sich die Studierenden mit einer bescheidenen Un terstützung des Landes eigens Bausätze gekauft haben. Eine andere Gruppe von Ab solventen und Studierenden hat sich aus reiner Freude am Musizieren zu einem En semble ,,Ars antiqua" zusammengefunden, das mit unbürokratischer Landeshilfe In-

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