der Bedingung, daß die besten und neue sten Operetten, Lustspiele etc. fortwährend im Repertoire sein müssen. Da dieses Theater ein Holzbau ist, wird nicht bei Be leuchtung, sondern nur nachmittags um cirkaS Uhr gespielt. Das Orchester wird von der Curmusik gestellt." Obwohl des Ensemble nur acht Damen und elf Herren, zumindest für die Spielzeit 1875/76, umfaßte, kam man dem Auftrag der Subventionsgeber nach und brachte vier Stücke heraus: ,,Die drei Paar Schuhe" von Millöcker, Offenbachs ,,Blaubart", ,.Or pheus in der Unterwelt" und,, Prinzessin von Trapezunt". insgesamt wurden 42 Abende respektive Nachmittage bespielt. Theaterdirektor war damals Viktor Berthai. Er und Hillischer holten Künstler, deren Na men heute noch aufhorchen lassen: die Hofburgschauspielerin Friederike Groß mann, die berühmte ,.Grille" und den be deutenden Operettensänger Carl Ludwig Zwerenz. Auch Girardi trat im Bad Haller Theater auf. Der - aus heutiger Sicht - große Wurf ge lang im Jahre 1880. Ein Agent wurde in Wien bei Professor Epstein wegen eines Theater dirigenten vorstellig und dieser schickte ei nen seiner Schüler - Gustav Mahler. Einen Sommer wirkte Mahler in Bad Hail, dem Ort seines ersten Engagements. Der kaum Zwanzigjährige mußte in Bad Hali ,,Operet ten- und Possenmusik" dirigieren, sein Ho norar war nicht gerade fürstlich, 30 Gulden pro Monat und 50 Kreuzer Spielhonorar. Daß Mahler mit dem Kind des Kurdirektors in der Freizeit im Kurpark spazierenfahren mußte, wird überliefert, muß aber durchaus nicht stimmen. Im Heimathaus Bad Hall wird heute noch ein Gagenzettel mit der Unter schrift des Meisters gezeigt. Für die Zeit vom 16. Juni bis 1. Juli 1880 erhielt Mahler 15 Gulden, wovon aber noch 75 Kreuzer für den Agenten abgezogen wurden. Mahler könnte seine Anregungen zum ,,Lied von der Erde" durchaus in Bad Hall bekommen haben. Wegen Unpünktlichkeit (Ausflüge mit Freunden hielten Ihn von seinen Pfiichten ab) soll er entlassen worden sein. Ein anderer Großer der Theatenwelt begann 1883 in Bad Hall seine Bühnenlaufbahn: Jo seph Kainz. Von Ihm ist eine Anekdote über liefert. Man erzählt von einem zum Glück glimpflich abgelaufenen ,,Durchfall", den der Künstler hier erlebte. Vormittag mußten die Schauspieier, umfürein abends zur Auf führung gelangendes Ritterstück Propa ganda zu machen, hoch zu Roß durch die Hauptverkehrsstraßen Bad Halls ziehen; da hatte Kainz das Malheur, daß sein Gaui durchging und den Reiter etwas unsanft auf das Straßenpflaster setzte. (.,Bad Haller Kurier" von 28. Juni 1962.) Nach einer an deren Queile soil der ,,Gaul" bloß ein Pony gewesen sein. im gieichem Jahr, das alte Sommertheater hatte sich als zu klein erwiesen, wurde be gonnen, das heutige Kurtheater zu errich ten. 1888 war Theaterdirektor Carl Treptow, dann foigte für vieie Jahre Heinrich Wiedemann. Sein Programm für 1907 mutet gera dezu gigantisch an: 43 Spieltage mit 29 (I) verschiedenen Operetten und Lustspielen. Oft gab es bedeutende Gäste, 1907 Helene Merviola vom Wiener Karitheater und 1909 Hermann John vom Burgtheater. Ab 1910 übernahm der Direktor des Stadt theaters Steyr, Rollet, auch die Bad Haller Direktion. Im selben Jahr gibt es (vermutiich) das erste große Gastspiel: Das Berliner Passagetheater gastierte in Bad Hali. Die Eintrittpreise belleten sich z. B. 1913 von 14 Kronen bis42 Heller. Fürsogenannte Dutzendkarten gab es 20 Prozent Preis nachlaß. Der Beginn der Vorstellungen war ,,präzise" 18.30 Uhr, die Vorsteilungen dauerten bis ca. 20.45 Uhr. Während des ersten Weltkrieges bekam Direktor Roilet das Theater sogar in Pacht, 1916 erhielt er Wohnung und Beleuchtung im Theater kostenios und konnte (oder sollte?) Vorstel lungen auf eigenes Risiko durchführen. 1929 gastierte das Linzer Landestheater in Bad Hali. Und am 28. Juni gab es unter der Leitung Max Schönherrs eine ,,Fleder maus" mit Rudi Joksch als Frosch - die Kur zeitung schrieb: ,,Direktor Roliet ist zu die sem Ensemble zu gratulieren, das beste, weiches er bisher verpflichtete." Am 3. Au gust 1929 trat sogar Mitzl Zwerenz als Sei chermeisterin Pfandl in Stolz' ,,Sperrsech serl" auf. Im Jahr darauf übernahm Franz Pokornydie Leitung des Kurtheaters. Das Ensemble gastierte jetzt auch in anderen Kurorten, so in Bad Aussee, Bad Ischl und Bad Schaller bach. Am 26. August 1930 gab es ein Gastspiei von Hansi Niese in ,,Sturm im Wasserglas" und es hieß, ,,das Ensemble konnte neben den Gästen in Ehren bestehen". Ab dem Jahr 1932 gab es dann keinen Theaterdirektor mehr. Das Kurtheater war in seiner Hauptbestimmung Tonkino gewor den. Die Tonfilme wurden nur fallweise durch Gastspiele verschiedener Bühnen unterbrochen. Nach dem zweiten Weitkrieg bildete sich un ter Führung des Filmschauspielers Hardt ein kleines Ensemble. Es löste sich aber bald wieder auf, da die Mitglieder neue Anstellungsmöglichkeiten fanden. Die Nachkriegszeit brachte naturgemäß vermehrte Gastspiele. Das Angebot war ■H-'t w, Das von Josef Hermann Hillischer 1871 auf eigenen Grund und Boden als Holzbau mit 16 Logen und 66 Sperrsitzen erbaute Kurthea ter, das bis 1883 als Sommertheater in Betrieb stand, einkopiert ein Porträtfoto von Gustav Mahler mit seinem berühmten Gagenzettel. Archivfoto Heimathaus Bad Hall
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