Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

Landeskunde Kurorchester und Kurtheater Bad Hall Wo Gustav Mahler seine ersten Sporen verdiente Die ersten Notizen über die Existenz einer Kurkapelle bzw. eines Kurochesters in Bad Hall finden sicti bereits anno 1855. Ob es damals therapeutische Gründe waren, daß die ,,Cur-Musikkapelle" von 6.30 bis 8 und von 18 bis 19.30 IJhr im ständischen Badehauspark spielte und jeden Mittwoch um 20 Uhr im ,,Curhaus" eine Soiree gab, ist nicht bekannt. Auf alle Fälle steht es auch heute außer Zweifel, daß die Darbietungen dieses Klangkörpers einen nicht unwesentlichen Heilfaktor darstellen. Stolz zeigt man in der Kurverwaltung den Brief einer alten Dame, deren Lebenswille nach mehreren Herz infarkten völlig gebrochen war und die durch die Leistungen von Hans Schwendtner, dem derzeitigen Kurkapellmeister, und seiner Musici wieder aufgerichtet worden ist. Tatsächlich gewinnt man beim Besuch der Konzerte in der Trinkhalle oder bei Schön wetter im Kurpark den Eindruck, daß das Verhältnis zwischen den Kurgästen und dem Orchester ein durchaus herzliches und familiäres ist. Es ist auch keine Seltenheit, daß Sondenwünsche der Gäste ad hoc erfüllt werden. Blättern wir die 126 Jahre zurück, da die Mu siker noch im schwarzen Salonanzug und mit Zylinder spielten! 1857 wurde ein höl zerner Musikpavillon gegenüber der heuti gen Trinkhalle errichtet, der 1970 erst abge brochen worden ist. Ein zweiter stand auf dem Hauptplatz gegenüber dem Haus Nr. 14. Die Grundmauer des ersteren exi stiert heute noch, nämlich als Einfassung Helmut Grassner eines Blumenbeetes. 1871 hieß der ,,CurMusik-Capellmeister" J. Leusser. Ihm folgte Kurkapellmeister Ferdinand Zeidler, der von 1872 bis 1909 das Orchester dirigierte, also 38 Jahre lang. 3750 Gulden kostete das Kurochester jähr lich, heute wird bereits die Millionengrenze überschritten (1,079.200 im Jahre 19761). Damals wie heute diente ein Teil der Kurtaxe ,,musikalischen" Ausgaben. Anno 1910 steht zu lesen, daß die sogenannte ,,Musik taxe" zwei Drittel der Kurtaxe (damals 20 bzw. 10 Kronen) ausmachte, zuzüglich 50 Heller für die Pensionsversicherung. Von 1910 bis zum ersten Weltkrieg war der Linzer Theaterdirigent Edmund Hopf als Kurkapellmeister engagiert. Noch unter Zeidler spielte man täglich morgens (6.30 bis 8 Uhr) vor der Trinkhalle, dreimal wö chentlich mittags (12 bis 13 Uhr), einmal im ,,Anger" und zweimal auf dem Marktplatz, sowie abends (17 bis 18 Uhr) im Kurpark. Das alles vermelden 1907 die ,,Bad Haller Our- und Fremdenlisten" - Vorläufer des ,,Bad Haller Kuriers". Damals konnten die Kurgäste auch selbst Musik betreiben. Im Musikzimmer der Kur anstalt stand ein Klavier für ,,concertant" Spielende täglich von 8 bis 12 und 14 bis 20 Uhr zur Verfügung. Man mußte sich in der Gemeindekanzlei hiefür Karten lösen und durfte dann eine Stunde lang spielen. Wie oft das Instrument nachgestimmt werden mußte, ist allerdings nicht überliefert. Das Kurorchester von damals besaß im Ge gensatz von heute im Kurort selbst Konkur renz. In verschiedenen Lokalitäten, so im Hotel ,,Budapest", im ,,Goldenen Adler" und Cafe Lauf, wo der spätere langjährige Kurkapellmeister Karhan eine eigene Streichmusik dirigierte, gab es Unterhaltung und Vergleichsmöglichkeiten. Ein Schram melquartett, eine Wiener Salonkapelle, das Budapester Orpheum und (in der Zwischen kriegszeit) eine Jazzkapelle, um nur einige zu nennen, belebten die Bad Haller Kur szene. Während des Ersten Weltkrieges gab es kein Kurorchester, damit auch keine Kur konzerte. Auch nach dem Krieg war es lange nicht sicher, ob es mit der Kurmusik in Bad Hall wieder aufwärtsgehen würde. Am 31. März 1920 wurde In der Kurkommission der Antrag gestellt - und angenommen -, daß für die Saison (man hatte damals Zwei fel, ob die Saison überhaupt eröffnet werden könnte) wegen der Kosten keine Kurmusik engagiert werden sollte; der Theaterdirektor (vom Theater soll späterdie Rede sein) ,,soll sich eine Musik mitbringen, die auch im Park spielen könnte". Einige Wochen später wurde beschlossen, nochmals mit dem Musikerverband zu ver handeln, man wollte nur noch organisierte Musiker engagieren, damit ,,während der Saison keine Forderungen gestellt werden". Schließlich gab es 1921 wieder ein Kur orchester mit dreizehn Mann, von denen je der 1000 Kronen pro Monat sowie Ersatz der '•l'ilili m Bad Hall, Hauptplatz um die Jahrhundertwende mit Blumenpavillon Wölfel, der einstmals Mu sikpavillon war, links Hotel Hungaria- Vorläu fer des Hoteis Zentral. Archivfoto Heimathaus Bad Haii

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