Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

Franz S. Forster hat gleichsam die alpenländische Tradition der künstlerischen Be arbeitung des Flolzes, die von der Gotik über das Barock in unsere Ära reicht, arteigen weitergeführt. Seine Fleiligenfiguren, die er aus Flolz geschaffen hat, zum Beispiel die beiden Seitenaltäre in der Pfarrkirche zu Mi cheldorf im oberösterreichischen Kremstal (Herz-Jesu- und Marienaltar), der über lebensgroße Kruzifixus in der Attnanger Pfarrkirche und jener für die Pfarrkirche in Pleißing bei Retz, die Fatima-Madonna für die Pfarrkirche In St. Jakob am Walde (Stei ermark) und die Madonna in der Karlskirche in Wien, um nur einige zu nennen, sind alles Menschen, die nur durch ihre Attribute als Heilige gekennzeichnet sind. Sie erwecken aber auch Andacht. Ais Musterbeispiel für die Heiligenfiguren Forsters soll der für die Unzer Landesbrandschadenversicherung geschaffene heilige Florian besonders an geführt werden, ein Soldat Gottes, ein krie gerischer Wächter über Wald und Flur und Haus, kein bloßer Feuerwehrmann mit Hei ligenschein, der sein Wasserschaff leert. Oft aufgegriffen hat Franz S. Forster, wie bereits angedeutet, die Gestalt des heiligen Christopherus. Das mag u. a. mit seinen gründlichen Forschungen über den noch immer nicht fix bestimmten Meister des Kefermarkter Altars zusammenhängen, die er zeitweise, vor allem im hohen Alter, beinahe wie ein Kunsthistoriker betrieben hat und wobei er auf außergewöhnliche Hinweise gestoßen ist. Der Christopher dieses welt berühmten Altars im Mühlviertel hat es un serem Künstler besonders angetan. Er sucht seinen Meister in der Donauschule, freilich auf ganz andere Weise, wie es bisher geschehen ist. Sein eigener Christopherus, vor allem der jenige, von dem man nicht weiß, ob er in den letzten Kämpfen des zweiten Weltkrieges vernichtet wurde, hat natürlich ein anderes Gesicht und ist auch von anderer Gestalt als der vom Kefermarkter Altar. Er ist nach der ersten Brucknerbüste Forsters zweite be deutende Leistung und besonders in der Ausführung, in den Details, hervorragend. 1927 hat Ihn Forster vollendet. Am 15. Juli 1938 wurde er auf der großen Deutschen Kunstauasstellung in München angekauft, bei der zum erstenmal nach 1933 wieder österreichische bildende Künstler auf Einla dung mit ihren Werken vertreten waren. Von den heimischen Juroren in Linz, weil zu christlich (!), zurückgestellt, wurde die Skulptur von München angefordert (man wollte alle abgelehnten Werke sehen) und schließlich in die Reichskanzlei nach Berlin gebracht. Darüber liegt ein Briefwechsel vor. Auf Anfrage Forsters antwortete der Adjutant Hitlers, der berüchtigte Albert Bor mann, am 1. April 1941, daß die Figur in ei- » nem gesicherten Raum der Reichskanzlei in Berlin aufbewahrt werde, ihren endgültigen Platz werde sie nach dem Krieg bekommen. Vermutlich ist sie bei der Einnahme Berlins durch die Russen in Flammen aufgegangen oder sonstwie zerstört worden. Noch ein Werk Forsters ist spurlos ver schwunden. Die Halbfigur Mutter und Kind (die Majolikaglasur der Terrakottafigur war in der Kunstkeramikwerkstatt Prof. Schleiß in Gmunden hergestellt worden) der An dachtskapelle Spaller Im Gemeindegebiet St. Florian wurde 1979 gestohlen. Eine Zweitausführung in Terrakotta befindet sich in seinem Privatbesitz als kostbares Famillenheillgtum. Ein Heiligtum aller Bewohner St. Florians ist auch die trauernde Muttergottes aus Mar mor in Überlebensgröße, welche ihren zu Boden sinkenden göttlichen Sohn in Armen hält: ein ausdrucksstarkes, trostreiches Kriegerdenkmal vor der imposanten Ba rockfassade des Stiftes. Nicht unerwähnt soll auch bleiben, daß sich Franz S. Forster bereits während seiner Wiener Akademiezeit mit dem Marionetten theater auseinandergesetzt hat. Der schon verstorbene Hermann Aicher, Sohn des Gründers des berühmt gewordenen Salz burger Marionettentheaters Anton Aicher, war sein Studienkollege und Freund, und so hat Forster, als Anton Aicher nach dem er sten Weltkrieg im Wiener Flottenkino ein halbes Jahr lang Vorstellungen mit seiner Kleinbühne gab, als Spieler und Sprecher mitgewirkt und auch drei Köpfe für Gestalten des Repertoires geschnitzt. Man redete später bei den Auftritten dieser Figuren im mer von einem Auftritt Forsters. Vor sechs Jahren hat der Künstler zum letztenmal das Salzburger Marionettentheater besucht. Er staunt und angetan von der Bühne im eige nen Haus, hat er sich auch wieder an sein Marionettentheater erinnert, das er einst für seineeigenen Kinder gebaut hatte. Erhates in seinem Atelier neu aufgebaut und spielt wieder, genauso wie früher, jedoch nur für seine Familie und Freunde. Auf dem Reper toire stehen sogar so hohe geistige Ausein andersetzungen, wie ein Gespräch mit Sokrates und seiner Philosophie in unserer Zeit, das der in Seitenstetten als Gymnaslalprofessor tätige Schwiegersohn K. H. Huber mit dramatischem Geschick für die Möglichkeiten eines Marionettentheaters verfaßt hat. Franz S. Forster, immer schon ein begeisterter Sprecher und Puppenfüh rer, wirkt bei solchen Aufführungen im eng sten Zuhörer- und Zuseherkreis heute wie früher in alter Frische mit. Ein erfülltes Leben, das kann Franz S. For ster von sich sagen. Er hat manches schwere Jahr überstehen müssen. Untätig zu sein, das kann er auch heute nicht. Er studiert eifrig die heimische Kunstgeschich te, die gerade für uns Oberösterreicher seit langem Im Mittelpunkt größerer Zusam menhänge steht, und geht noch auf Reisen;

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2