Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

Eine der vier noch erhaltenen Kopfurnen in der Kirche, im 18./19. Jahrhundert bestimmt zur Opferung von Getreide. Foto: M. Eitzimayr schweren Last brach die Brücke zusammen und an die 300 Menschen ertranken im Inn. Eine neuerliche empfindliche Unterbre chung brachten die Wirren des Dreißigjähri gen Krieges, doch in den Jahren darnach setzten die Wallfahrten umso stärker ein. Nun waren es große Pilgerzüge, die Hasel bach auf ihrem Weg vom bayerischen Hei ligtum Altötting nach St. Wolfgang miteinbezogen. Die Wallfahrerzogen über Marktl am Inn nach Haselbach, weiter nach St. Florian bei Uttendorf, Valentinshaft bei Munderfing, Heiligenstatt, Irrsdorf und Mondsee. Tage langwaren diese Menschen unterwegs. Von einer Pilgerstätte zur anderen war es meist eine Tagesreise. Für die Wallfahrtsorte brachten diese Pilgerzüge auch beachtliche wirtschaftliche Neuerungen. Für Unterkunft und Verpflegung der Wallfahrer war Vor sorge zu treffen. Es entstanden große Ein kehrwirtshäuser, von denen ein besonders großes heute noch im Wallfahrtsort Hart bei Pischelsdorf erhalten ist. In die Zeit der katholischen Erneuerung fiei vorrangig die Barockisierung der VValifahrtskirchen. Durch die meist reichlich flie ßenden Opfer konnte dies relativ leicht ge schehen. Joseph II. verbot die Wallfahrten allgemein und die bayerische Säkularisierung war ih nen auch nicht wohl gesinnt. Das 19. Jahr hundert brachte aber noch einmai zwischen 1825 und 1860 eine neue Welle von Pilger fahrten nach Haselbach, wenn diese auch nicht mehr mit jenen früherer Jahrhunderte vergleichbar waren. Im 18. bis 19. Jahrhun dertwurde die Opferung in Kopfurnen volks tümlich. Die Kopfurne ist ein Keramikgefäß, das einem menschlichen Kopf nachgebildet ist und keine Kopfdecke hat. Mit diesen Ur nen wurde Getreide geopfert, das später der Pfarrherr unter die Armen verteilte. In Ha selbach sind noch vier dieser wertvollen Kultgefäße erhalten und nur noch das be nachbarte Taubenbach besitzt ebenfalls eine kleinere Anzahl solcher Gefäße. Nach 1860 versiegte die Wallfahrt fast voll ständig. Es kamen - und das bis zum Jahre 1937 - noch kieinere Bittprozessionen aus der nächsten Umgebung der alten Wall fahrtskirche. Nach dem zweiten Weltkrieg sind auch diese Bittprozessionen nicht wie der aufgenommen worden. Ein besonderes Zeugnis für die Erhörung der Bitten durch den Heiligen waren die große Zahl der Votivbilder und -gaben, die hinter dem Hochaltar hingen und die Wände bis in die jüngste Zeit schmückten. Doch diese wertvollen, kulturhistorisch und geschichtlich interessanten Dokumente sind restlos verschwunden. Die Legendenbilder und Fresken Nur wenige Menschen konnten in den frühe ren Jahrhunderten lesen und schreiben. Die Kirche bemühte sich, auch diesen Men schen die Heilsgeschichte und die Ge schichte ihrer Heiligen verständlich und im wahrsten Sinn des Wortes anschaulich zu machen. Neben den Altarbildern, die ganz jährig an ihren Plätzen standen, wurden oft recht kunstvolle Weihnachts- und Fastentü cher angefertigt, die jedoch nur während des jeweiligen Festkreises im Kirchenjahr den Gläubigen vorgeführt wurden. Wände und Decken des Kirchenraumes wurden mit Wandmalereien bedeckt und bewundernd stehen wir heute in diesen großartigen ,,Gemäldegalerien". Für die Wallfahrtskir chen ließ man ganze Bilderreihen über die dort verehrten Heiligen anfertigen, die als Legendenbilder Leben, Wirken und Sterben und meist auch ihre Verherrlichung im Him mel zum Inhalthaben. Sie waren in ihrerrealistischen Darstellung für die große Masse der Wallfahrer gutes Anschauungsmaterial. Propst Benno Maier von Hanshofen (1669 bis 1687) ließ für die Wallfahrtskirche St. Va lentin zu Haselbach zwischen 1680 und 1684 einen Bilderzyklus über den Kirchen patron schaffen. Der Zyklus besteht aus acht großformatigen Bildern (108x220 cm), öl auf Leinwand, mit dunkien einfachen Rahmen eingefaßt. Sie haben alle Wirren der Josephinischen Reformen, wie auch der bayerischen Säkularisation überstanden und stellen heute in ihrer Geschlossenheit eine Besonderheit im deutschsprachigen Raum dar. Diese Legendenbilderdienten neunzig Jahre später dem ,,kurfürstlich privilegierten Flach- und Frescomaler" Martin Heigl, gest. 1776, als Vorlage für seine fünf großen Fresko- und acht Grisaillebilder, die er im Auftrag des damals regierenden Ranshofe-

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