Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

unmittelbar über dem südlichen Eingang in die Kirche ist davon zu lesen. Seit Anbeginn gehörte die Valentins-Kapelle zur Pfarre Ranshofen, die schon 1040 bestand und damit die nachweisbar älteste Pfarre im Be zirk Braunau ist. Mit der Gründung des Klo sters Ranshofen im Jahre 1125 geht der bisher pfarrliche Besitz, damit auch Hasel bach, In das Eigentum des Augustiner Chorherren-Stiftes über. 1238 gab es ein zum Kloster gehöriges ,,Amt Haselbach", das unmittelbar an der Grenze Braunaus begann und zu dem sieben Dörfer zins pflichtig waren. Im Ranshofener Urbar vom gleichen Jahr wird dieses Amtganz ausführiich beschrieben. Der erste urkundliche Nachweis der Kirche Haselbach scheint in einem Ablaßbrief aus dem Jahre 1299 auf. Die anfänglich hölzerne Kapelle wurde im 15. Jahrhundert durch einen Tuffsteinbau ersetzt. Diese gotische Kirche wurde sicher wegen des großen Zulaufes von Wallfahrern errichtet, die dem Kirchenpatron ihre Not empfahlen und ihn besonders bei Fraisen und ,,der Hinfallenden" (Epilepsie) anriefen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die Lehre Luthers auch in unserem Raum zahlreiche Anhänger fand, ebbte die in früheren Zeiten rege Wallfahrerzahl ab. Selbst im Kloster Ranshofen ließ die Diszi plin nach und faßte die neue Lehre Fuß. Das Innviertel hat auch einen Blutzeugen aus dieser Zeit: Der ehemals katholische Prie ster Leonhard Kayser, der auch in der Ge gend um Braunau wirkte, erlitt am 16. Au gust 1527 auf einer Inn-Sandbank bei Schärding den Feuertod. Die Kirche erfuhr im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts eine wesentliche bauliche Veränderung. Die beiden Mittelpfeiler der usprünglich zwelschiffigen Kirche wurden entfernt und eine Art Tonnengewölbe ge schaffen. Der Braunauer Maurermeister Adam Wieser vollbrachte dieses Werk, ohne daß dabei das Gewölbe eingestürzt wäre. Propst Ivo von Ranshofen bestätigt dies in einem Bericht aus dem Jahre 1697 an den Hof rat in München. Nach dem Bericht der Burghausener Regie rung an den Geistlichen Rat in München heißt es, daß Wieser ,,dem Gewölbe zu Ha selbach einen völligen Zirkel gegeben hat, dem nichts mangelt". Trotzdem aber hat Propst Gregor II. Clostermayer (1772 bis 1784) anläßlich der 700-Jahr-Feier zum Jahre 1774 ein neues Gewölbe einziehen und dieses mit einem großen Freskenzyklus versehen lassen. Daneben wurden zwei neue Seltenaltäre geschaffen. Die bisher spitzbogigen Fenster wurden zu rundbogigen umgestaltet und ein Anbau für die Sa kristei errichtet. Durch das Verbot der Wall fahrt unter Kaiser Joseph II. drohten der Kir che zu Haselbach die Schließung und der Abbruch. Die Dorfbewohner brachten es aber zuwege, ihre Kirche zu erhalten, und hätte das Kloster Ranshofen nicht energisch dagegen protestiert, wäre Haselbach sogar eine eigene Pfarre im Zuge der Reformen des Kaisers geworden. Die Einnahmen der Kirche gingen aberso stark zurück, daß ihre Erhaltung dadurch in Frage gestellt wurde. Von 1810 bis 1816 war das Innviertel wieder bayerisches Staatsgebiet. Mit der Aufhe bung des Klosters Ranshofen im Jahre 1811 verwaiste die Kirche Haselbach. Durch die vorangegangenen Kriegsereignisse waren die Menschen gerade im Raum Braunau sehr verarmt. Diesmal schien eine Rettung der St.-Valentins-Kirche kaum mehr mög lich. Am 11. Juli 1812 erging ein Schreiben der Hofkanzlei an das königlich-bayerische Landgericht Braunau mit der Aufforderung, ,,von der Gemeinde (Haselbach) die Erklä rung abzufordern, ob dieselbe diese dem ehemaligen Stift Ranshofen gehörige Kir che durch Bestreitung der Kösten für die Er haltung der Baulichkeit, der Gultus-Kösten und für die Unterbringung des Mesners auf komme". Die Dorfbevölkerung erklärte bei einer Versammlung einhellig, die Opfer hie für aufzubringen, umsomehr, als mit einem Aufleben der Wallfahrten gerechnet wurde. Das Landgericht übersandte das Protokoll und setzte noch dazu, daß ,,der Abbruch der aus Duftsteinen (Tuff) erbauten Kirche mehr kosten würde, als aus dem Grundverkauf und dem Abbruchmaterial zu erzielen wäre". Darauf erging am 5. Februar 1813 ein ministerielles Rescript, mit welchem die ko stenlose Überlassung der Kirche den Ha selbachern zugesichert wurde. Damit war die Abbruchgefahr endgültig gebannt. Die wenigen Wallfahrer aber brachten kaum mehr die notwendigen Mittel und die Dorf gemeinschaft selbst war zu klein, um die Kirche wirklich erhalten zu können. Der Bau verfiel zusehends, und in den siebziger Jah ren unseres Jahrhunderts befand sich die Kirche in einem ruinösen Zustand. 1974 be gann ein Bauausschuß mit kleinen Erhal tungsarbeiten, die in der Folge unerwartet zu einer Generalsanierung der gesamten Kirche führten. In den bisherigen sechs Jah ren seiner Tätigkeit hat der Bauausschuß St. Valentin zu Haselbach ein Werk geschaffen, das in unserem Heimatland als das ,,Modell Haselbach" nicht nur Beachtung, sondern vielfach schon Nachahmung gefunden hat. Der Abschrift der Ranshofener Pfarrchronik, entstanden um 1710, ist zu entnehmen, daß schon um 1270 Prozessionen zu den Gna denstätten des hl. Valentin - Kirche und Bründl- nach Haselbach zogen. Sicher waBaustein für die Renovierung der Kirche ren es noch keine organisierten großen Pil gerzüge, wie sie später im 15. Jahrhundert einsetzten. Doch ein sicherer Beweis für Wallfahrten schon um diese Zeit ist die Ver leihung eines vollkommenen Ablasses für die Kirche in Haselbach durch den Patriar chen von Grado, datiert vom 31. März 1299. Es ist nur wenig aus jenen Zeiten schriftlich überliefert. Im Urkundenbuch des Ransho fener Propstes Philipp Vetterl (1620 bis 1634) aus dem Jahre 1624 befindet sich auch eine Urkundenabschrift aus dem Jahre 1329, die den Pilgern nach Haselbach das Passleren der Brücke (bei Braunau) ohne Entrichtung eines ,,Zehrpfennigs" erlaubt. Eine Hochblüte der Wallfahrten brachte das Jahrhundert der reichen Landshuter Her zoge. Im 15. Jahrhundert wurden die ersten großen Wallfahrten organisiert. Es waren besonders die Menschen aus dem unteren Inn- und dem Rottgau, die in bestimmten Zeitabständen nach Haselbach pilgerten. Die Pilgerzüge holten damals zu ihren mit ziehenden Priestern meist auch noch einen Chorherrn aus Ranshofen in feierlicher Weise ein, der sie dann das letzte Wegstück betend begleitete. Die neue Lehre Luthers dämpfte aber auch im katholischen Bayern den Willen zu Pil gerfahrten stark und erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zogen wieder viele Pilger nach Haselbach. Im Mai des Jahres 1533 zog eine vielhundertköpfige Pilgerschar über die hölzerne Innbrücke nach Braunau und Haselbach. Unter der

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