Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

Johann Strauß, Walzerkönig, Sommergast In Ischl 1883 bis 1899 Operettenkomponist Oscar Straus Operettenkomponist Emmerich Kaiman Fotos: Hofer so kann man ganz sicher sein, daß Girardi und viele der Großen seiner Zeit dies ebenso getan hätten. Die Trennung Schau spieler und Sänger war damals glücklicher weise nicht so streng und in welchem Stück - abgesehen Klassiker - gab es nicht ein oder zwei Couplets zu singen? Nach dem Durchbruch der Operette und dem Übergang von Offenbach zu Strauß kam es zur,,Silbernen Ära", in dieser ist es Franz Lehär, der am innigsten mit Ischl ver bunden war und hier die meisten seiner Werke schuf. Ab seinem ersten Besuch 1903 kam er immer wieder, erwarb sich eine Villa (die er nach seinem Tode der Stadtge meinde mit der Auflage vermachte, diese als Museum zu führen), wurde Ehrenbürger dieser Stadt und hier, nach Mutter und Gat tin, zur letzten Ruhe gebettet (1948). Lehär schrieb am 22. Juli 1939: ,,30 Bühnenwerke habe ich geschrieben, und ich muß einge stehen: In Bad Ischl hatte ich immer die be sten Einfälle. Das muß doch irgendwie mit der Ischler Luft zusammenhängen. Nun bin ich wieder da und warte auf die guten Ein fälle. Immer nur lächeln . . ." Emmerich Kaiman und Robert Stolz weilten wie so viele andere Große ihrer Zeit gern in Ischl. Als ,,Operettenbörse" florierte diese Stadt nach wie vor, Robert Stolz erinnerte sich, hier sicherlich an die 50 Verträge ab geschlossen zu haben. Mit dem ersten Weltkrieg kam es zu großen Gefahren für Ischls Theater. Die Verarmung war allge mein, auch gab es den Film als Konkurrenz, zudem ließ sich die Tatsache nicht leugnen, daß die frühere Anwesenheit des Hofes doch ein kräftiges Lockmittel war. Nach ei ner Pause 1919 und einer Dilettantenauf führung von Friseurmeister Zerbs (ein Anzengruber) 1920 gelang es Jarno ab 1921, die Ischler Bühne wieder zu beleben, aller dings mit einem Kompromiß, laut Zellwecker alternierten Bühnenstücke mit Filmauffüh rungen. Der Film entdeckte schon in seinen Anfängen das beliebte ,,Sissi"-Thema. 1923 war Ischl trotz aller Rückschläge wie der Zentrum der Prominenz. Piccaver, Max Reinhardt, Hansi Niese, Louise Kartousch und Marischka gaben sich hier mit vielen anderen ein Stelldichein. Das Gastspiel ,,Alt-Heidelberg" mit Paula Wessely und Hans Jaray wurde gebracht. Die Direktion Ignaz Brantner bestritt 1934 das Pro gramm mit Gastspielen des Linzer Landes theaters, ab 1936 wurde das Theater nicht mehr regelmäßig bespielt. Im zweiten Weltkrieg war es geschlossen, 1945/46 gab es eine kurze Nachblüte mit der ,,lschle'r Künstlergemeinschaft", der Theo Lingen, Paul Kemp, Siegfried Breuer und Agnes von Esterhazy angehörten. Das Kurorchester war in der Zwischenkriegszeit unter Kapellmeister Andre Humer zu gro ßem Ansehen gelangt, er leitete es bis 1937. Nach dem zweiten Weltkrieg waren ver schiedene Bestrebungen im Gange, die große Tradition nicht abreißen zu lassen. Ischl war für viele Große Muse und Erfolgs chance gewesen, zuviel war hier entstanden und geschaffen worden. Man ist nicht unge straft Operettenbörse und auch sommerli ches Kulturzentrum gewesen, um sich end gültig wohl in der Vergessenheit zu fühlen. Nach längeren Vorbesprechungen kam es 1961 zur Gründung der ,,Internationalen Gesellschaft - Die Operette". Große Ver dienste darum haben sich vor allem der ver storbene Kurdirektor Turetschek und der damalige und jetzige Leiter der Kurmusik Professor Eduard Macku erworben, der er ste und bisher einzige Intendant der Operet tenwochen. Zu den Gründern gehören vor allem auch Altbürgermeister Franz Müllegger, Professor Otto Stradal und Direktor Jo sef Flandera neben zahlreichen Ischler Bür gern. Die Anfänge waren schwierig, es wurde auf improvisierter Bühne im Kurhaus konzertant gespielt, die Qualität und die Er fahrung steigerten sich allmählich, man

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