Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 2, 1981

Stadt der österreichischen Operette Silvia Müller Ischl, das ,,Herz des Salzkammergutes", ist in mancher Hinsicht erwähnenswert, trat auch schon früh ins Licht der Historie. Will man auf seine vergangene und gegenwär tige Theatergeschichte eingehen, so liegt der Schwerpunkt unzweifelhaft beim Musik theater. Verständllcherwelse ist die Verfas serin dieses Artikels nicht hundertprozentig objektiv, sondern möchte versuchen, beim Leser Sympathie und Verständnis für die Operette Im allgemeinen und für die Operet tengemeinde im speziellen zu wecken oder zu vertiefen. Abgesehen von dieser persön lichen Betriebsblindheit ist Ischls Ruf aber tatsächlich In Verbindung mit der,,Leichten Muse" sehr gewachsen. Deshalb liebt man hier die Operette sehr unbefangen, wie es ansonsten nicht üblich Ist. Man schätzt zwar die Operette als finanziellen Dauerbrenner in vielen, vor allen defizitären Theatern - welches ist das heutzutage nicht -, aber eher Insgeheim. Alexander Witeschnik (,,Dort wird champagnisiert" oder ,,Vom rui nösen Charme der Operette", Neff-Verlag) pflegte zu sagen ,,wle Käse": Man liebt ihn, aber man deckt ihn zu. Die Ischler hatten seit je eine andere Auffas sung davon und auch der heimische Kom ponist Joseph Ramsauer, in seinem Werk der ernsten Musik zugeneigt und als ernst hafter Bruckner-Epigone zu betrachten, stand der,,Leichten Muse" durchaus aufge schlossen gegenüber und wies In einem kul turgeschichtlichen Überblick vor allem auf Wirer hin, der früh erkannt hatte, was auch die moderne Medizin wieder vertritt, daß eine gelungene Kur nicht nur den Körper an regt bzw. heilen soll, sondern daß auch der Die Ideallandschaft des österreichischen Biedermeier, die mit ihrem Zauber den Ruhm von Ischl begründete. - ,,Rettenbach", Bleistiftzeichnung von Leopold Kupelwieser vom 6. August 1851, NO. Landesmuseum, Inv.-Nr. 7000/392 Geist nicht ganz unbeschäftigt bleiben darf und Anregung - nicht zu schwer, nicht zu seicht, kurzum eine gute Unterhaltung zum Heil- und Kurerfolg beiträgt. Unterhaltungs therapie von Wirer führte also im Jahre 1827 zur Bildung einer Aktiengesellschaft, die an Stelle der Enzerschen Hafner-Häuser am Kreuzplatz ein Theatergebäude errichtete. Am 1. November 1848 wurde dieses Thea ter dann von der Gemeinde unter Bürger meister Seeauer in eigener Regie über nommen. Die weitere Entwicklungsgeschichte verlief recht glanzvoll, so sehr, daß noch, wie Prof. Stradal im ,,Neuen Kurier" vom 9. Juli 1955 zu zitieren pflegte, das Ischler Sommerthea ter als ,,kleine Burg" galt. Er schließt daran eine Feststellung, die - falls auch nicht alle diese Meinung teilen - auf alle Fälle als Kompliment für Ischl zu werten ist: Wenn heute in Salzburg die Festspielgäste im Bann einer großen Inszenierung und ihrer packenden Darsteller stehen, dann sollten sie für einen kurzen Augenblick dieses alten

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