Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

Historische Kunst Das Mondseeland als Guggenbichier-Landschaft Walter Kunze Der historische Begriff Mondseeland umfaßt das ehemalige Klosterland. Seine Grenzen deckten sich seit dem 12. Jahrhundert im wesentlichen mit jenen der Herrschaft Wlldenegg. Ein Blick von der gleichnamigen Burg, von der heute nur mehr ein kleiner Mauerrest kündet - gelegen auf halber Höhe des Kolomansberges, umfaßte einst das Mondseeland von seinem Eingang im Norden zwischen Irrsberg und Koglerberg bis zu seinem südlichen Eckpfeiler, dem Schafberg, und dazwischen den Irrsee und den Mondsee. Der Blick erreicht die doppel türm ige Stiftskirche von Mondsee, die Kirch turmspitzen von Zell am Moos und Oberho fen und reicht bis nach Straßwalchen. Nur Oberwang, das auch zum Mondseeland ge hörte, erreicht das Auge von hier aus nicht. Der Blick erfaßt auch den besonderen Reiz dieser Landschaft: Im Norden die weichen Linien der waldbekrönten Sandsteinberge, die im Süden in die Felsen der Drachen wand, des Schober und Schafberges über gehen. Der Gegensatz von sanftem Hügel land und schroffen Kalkwänden hat immer wieder Menschen, die von Norden in das Mondseeland kamen, beeindruckt. Das mag schon für die vielen Wallfahrer ein nachhal tiges Erlebnis gewesen sein, wenn sie aus Niederbayern und dem Innviertel auf ihrem Weg nach St. Wolfgang in diese Landschaft kamen. Neben diesen naturlandschaftlichen Ein drücken stellt sich das Mondseeland aber auch als Kulturlandschaft mit unverkennbar eigenen Zügen dar. Die ehemaligen Gren zen des Klosterlandes bestehen nicht mehr, wohl aber kann man heute noch seinen kul turgeographischen Grenzen, entstanden in einer tausendjährigen Geschichte, nach spüren. Im Schenkungsbuch (Codex traditionum) des Klosters Mondsee werden im Süden als Grenzen der Zinkenbach, Ischlfluß, Wei ßenbach, Königsberg, Zinken, Leonsberg angegeben. Unter Ludwig dem Frommen hatte Mondsee umfangreiche Gebiete ge gen das Trauntal und am Wolfgangsee er halten. Sie gingen mit Ausnahme von St. Wolfgang und dem Schafberggebiet ver hältnismäßig früh wieder verloren, in der Hauptsache an Salzburg. Infolge seiner Abgelegenheit vom Mondseeland entwickelte sich das St. Wolfgang-Land als eigene kul turlandschaftliche Individualität, wenn es auch zu Mondsee gehörte und in der Exi stenz des Klosters eine bedeutende Stel lung einnahm. Neben seiner religiösen Be deutung war St. Wolfgang als Wallfahrts stätte eine wertvolle wirtschaftliche Ein nahmsquelle. Kunstsinnigen Mondseer Äb ten verdankt St. Wolfgang seine KunstMondsee, ehemalige Stiftskirche, St.-Wolf gang-Altar, 1679-1681, Ausschnitt mit Altar blatt von C. P. List, datiert 1680. Foto: DiözesanbildstellLeinz schätze, das Gemeinsame ist nicht zu über sehen. Deshalb soll bei Behandlung des Themas dahin ausgegriffen werden. Die Volkskultur hingegen entwickelte sich am Wolfgangsee deutlich anders und läßt Ein flüsse aus der Richtung des Kammergutes erkennen. Schon bald nach seiner Gründung im Jahre 748 erlebte das Kloster Mondsee seine er ste Blüte. Damals zählte es zu den hervor ragendsten Klöstern Bayerns. Auf der Sy node von Dingolfing im Jahre 772 unter zeichnete Opportunus, der erste Abt von Mondsee (748 bis 785), unter den Äbten an erster Stelle. Mit der Absetzung der Agilol finger wurde Mondsee Reichskloster. Kai ser Karl der Große schenkte es seinem Hof kaplan und späteren Erzbischof von Köln Hildebold. Die Zeit vor und nach 800 bedeu tet für das Kloster den ersten Höhepunkt seines Kunstschaffens. Hier entstand be reits vor 788 der sogenannte Tassilo-Psal ter, nach seinem heutigen Aufbewahrungs ort auch Psaltervon Montpelliergenannt. Er stellt das älteste, auf dem Boden des heuti gen Österreich handgeschriebene, voll ständig erhaltene Buch dar. Kurz nach 800 entstand der,.Mondseer Matthäus", die er ste Übersetzung eines Teiles der Bibel ins Deutsche - neben seiner religiösen Bedeu tung ein ehrwürdiges Denkmal unserer Sprachgeschichte. Im 12. Jahrhundert er fuhr Mondsee mit den Miniaturen des Mön ches Liutold einen zweiten Höhepunkt sei ner Buchmalerei. Nach einer Zeit des Nie derganges erlebte das Kloster im 15. Jahr hundert eine neue Blüte dank einem Dreige stirn großer Äbte, die gerade ein Jahrhun dert seine Geschicke lenkten. Es ist die Zeit der Äbte Simon Reuchlin (1420 bis 1463), Benedikt Eck (1463 bis 1499) und Wolfgang Haberl (1499 bis 1521). Sie ist zunächst durch rege Bautätigkeit im Geiste der Mel ker Reform gekennzeichnet. Es entsteht der gotische Bau der Stiftskirche, die meisten Kirchen des Mondseelandes werden umge baut. Mondsee bringt in dieser Zeit in Kunst und Wissenschaft eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten hervor oder zieht sie zu Leistungen heran. Es entstehen die Bilder des ,,Meisters von Mondsee" (die meisten im Besitz des Kunsthistorischen Museums Wien), die ,,Mondseer Siegel" von Albrecht Altdorfer (Albertina Wien), die Landschafts skizzen von Mondsee des Wolf Huber (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg) und seine Fresken an der Hochkreuzkapelle in Mondsee. Im Kloster unterzeichnete Mi chael Fächer den Vertrag für die Errichtung des Flügelaltares in St. Wolfgang. In dieser Zeit betrieb das Kloster eine Werkstätte für Holzschnitt und Kupferstich, in der unzäh lige Wallfahrerbildchen mit der Wolfgangle gende entstanden. Auch eine Bildhauer werkstätte befand sich im Kloster. Die spät gotischen Plastiken über dem Sakristeipor tal stammen aus ihr. Die Barockzeit brachte Mondsee eine letzte Blüte. Unter Abt Gölestin Koib (1668 bis 1683) erwarb das Kloster die Vogte! und Landgerichtsherrschaft Wildenegg. Infolge der damit verbundenen großen Ausgaben fehlten die Mittel, den Kirchenbau zu barokkisieren, wie das die anderen Landklöster taten. Dadurch blieb die Gotik des Kirchen raumes in Mondsee erhalten. Dem Kunstsinn des Abtes Gölestin verdankt Mondsee aber vor allem einen letzten Hö hepunkt seines Kunstwirkens. Er ist an den Namen Me/nrad Guggenbichler gebunden. In Oberösterreich kann Guggenbichler erstmals 1670 nachgewiesen werden, als er für das Stift St. Florian Arbeiten vermutlich ornamentaler Art ausführte. 1672 übernahm er Aufträge für Zell am Moos und kam damit erstmals mit dem Stift Mondsee in Berüh rung. 1675 erhielt er den Auftrag für den Hochaltar in Straßwalchen. Abt Gölestin ist

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