Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

,Zieler" bei einem Armbrustschießen in Bad Geisern. Foto: W. Fettinger Faktor im Wirtschaftsleben der Region, wenn auch unter geänderten Vorausset zungen. Gegenwärtig von ausschlagge bender Bedeutung ist jedoch ohne Zweifei der Fremdenverkehr mit seinen Organisa tionsformen. Den gemeinsamen Interessen und den gegenseitigen Beziehungen Rech nung tragend, wurde schon 1891 ein regio naler Fremdenverkehrsverband unter dem Titel ,,Verband der Kurorte und Sommerfri schen des Saizkammergutes" gegründet. Gegenwärtig umfaßt der nun schlicht ,,Saizkammergut-Fremdenverkehrsverband" ge nannte Verein die lokalen Fremdenver kehrsorganisationen der oberösterreichi schen, steirischen und Saizburger Anteile am Salzkammergut. Aus seiner derzeitigen Zusammensetzung lassen sich gewisse Tendenzen hinsichtlich der gebietsmäßigen Interessensphären er kennen. Eindeutig ist das geschlossene Festhalten der Gemeinden des Bezirkes Gmunden und des Gerichtsbezirkes Bad Aussee am Verband. Dagegen wurden die Salzburger Gemeinden von Strobi bis St. Gilgen und Fuschi, die gewiß auch zu den starken Anziehungspunkten des Fremden verkehrs im Lande Salzburg selbst zählen, von den ,,landeseigenen" Institutionen um worben. Doppeimitgliedschaften ergeben sich da zwangiäufig, aber auch Abbröckelungstendenzen machen sich bemerkbar (St. Gilgen, Fuschi). Andererseits meldete sich in Oberösterreich seit dem zweiten Weitkrieg immer stärker das Interesse der an das Mondseeland und den Attergau nördlich angrenzenden Gemeinden des Be zirkes Vöckiabruck an einer Mitgliedschaft zum Salzkammergut-Verband an. Die Region wird damit allerdings über den ursprünglichen landschaftlichen und histo rischen Begriff des Saizkammergut-Namens selbst, wenn man großzügig den Be reich der ,,Widmungsbezirke" mit einbe zieht, erweitert, was zu Irreführungen Anlaß bietet, da ja in der gemeinsamen Werbung für die gesamte Seen- und Berglandschaft nördlich des Dachsteins eine Hauptaufgabe des Verbandes erblickt wird. Die Verteilung der Region Saizkammergut auf drei Landeshoheiten macht sich nicht nur auf dem Sektor Fremdenverkehr negativ bemerkbar. Wo es gilt, die über die Landes grenzen hinausreichenden gemeinsamen Interessen wirkungsvoll zu vertreten, steht der Region die Förderungspoiitik der Länder nicht selten im Wege. So wurde dergemeinsame Verband der Schützen, die im Saiz kammergut seit je eine starke Vertretungund bodenständige Verankerung hatten, in seiner Effizienz durch die einzelnen Lan desverbände eingeschränkt, immerhin ist es gelungen, den Dachverband trotz der an gedeuteten Schwierigkeiten zu erhalten. Ähnliche Probleme sind auch dem Saizkammergut-Schiverband erwachsen, der sich nach jahrzehntelanger erfolgreicher Tätigkeit zufolge des Übergewichtes der Landes-Schiverbände zur Liquidierung ge zwungen sah. Dagegen hat sich der Be stand an Lokaiorganisationen des ,,Ver bandes der Gebirgstrachtenerhaitungsvereine Saizkammergut" nicht nur nicht erhal ten, sondern sogar vermehrt. Auch hier ist jedoch die Tendenz einer Abbröckeiung im Westen und eines Zuwachses im Norden und Osten über das Landschaftsgebiet hin aus unverkennbar. Bemerkenswert ist, daß in den Orten des steirischen Saizkammer gutes keine Trachtenvereine gegründet wurden, offensichtich war dort ein Bedarf für sie nicht gegeben. Die Gegenwart, als eine auf Zukunft gerich tete Zelt, ist neuerdings im allgemeinen Re gionen, wie auch Minderheiten gegenüber eher empfänglich und aufgeschlossen. Man zeigt wieder Verständnis für historische Zu sammengehörigkeit, man schuf die Regio nen ARGE ALP und ARGE ADRiA und selbst kleinste Sprachgemeinschaften, wie die Basken, Friesen, die Kelten von Wales, das Val d'Aosta oder die Rhätoromanen der Schweiz, erhielten ihre Autonomie. Eine weitschauende österreichische Kulturpolitik sollte auch das regionale Problem Salz kammergut nicht achtlos beiseite schieben. Manche wertvollen Besonderheiten und Ei gentümlichkeiten, die sich nicht in ein weit räumiges Schema pressen lassen, drohen von der Kulturpolitik der drei peripheren Landeshauptstädte eher vernachlässigt und nivelliert, als gefördert zu werden. Eine För derung jener Bestrebungen, die auf ein Zu sammenwirken lebendiger Salzkammergut traditionen in den drei beteiligten Ländern abzielen, könnte ein Gegengewicht darstel len. Positiv wäre z. B. auch die Schaffung eines Mediums, etwa einer regelmäßig er scheinenden Kuiturzeitschrift für das Saiz kammergut, die bewußt auf die Belange der Anteile aller drei Bundesländer ausgerichtet sein sollte und nicht nur ein Werbeorgan für den Fremdenverkehr sein dürfte. Ein sol ches Organ würde nicht nur zum Verständ nis bei der Umweit, sondern vor allem zur Hebung des Selbstverständnisses der Saizkammergut-Bevölkerung beitragen. Dieses aber ist eine Voraussetzung für schöpferische Leistungen jedweder Art. Als echter Partner im Reigen der österrei chischen Kulturlandschaften könnte die Re gion Saizkammergut ihren ganzen Reich tum an landschaftlichen wie kulturellen Schätzen und historischen Überlieferungen besser einbringen und zum Nutzen aller ausbreiten. Anmerkungen 1 Als , ,Reformations-Libell" werden Erlässe zur Verbesserung des Salzwesens bezeichnet, sie haben also mit Reformation in religionsge schichtlicher Bedeutung nichts zu tun. Für die Ausseer Saline wurden ,,Hallamtsordnungen" mit derselben Absicht erlassen. Die Reforma tionslibelle erschienen in den Jahren 1524, 1563 und 1656. 2 Der Name Torstein gibt die mundartliche Lau tung der ,,Dachstein"-Bezeichnungen, die nichts mit ,,Dach", wohl aber mit Gewitter und Donner zu tun hat, annähernd wieder; mundartl. ausseeerisch ,,es donnert" = ,,däsch't". Auf einer alten Karte des 18. Jhd. wird der Gipfel des Gebirges als ,,Door Stein" bezeichnet. Diese Schreibung kommtd. ursprünglichen Lautung ,,däärschtoan" sehr nahe. 3 Über die historischen Zuordnungen und die nachfolgende Geschichte der Rapotonen, Aribonen und Otakare im Salzkammergut siehe F. 0. Lipp ,,Der Raum von Bad Ischl, Zugehörig keit, Kulturbewegungen, Volkskunde" In ,,Bad Ischl, ein Heimatbuch", Linz 1966, S. 243 ff. 4 Vgl. dazu Dieter Großmann, Salzburgs Anteil an den Schönen Madonnen, in Katalog ,,Schöne Madonnen 1350 bis 1450", Salzburg 1965. 5 Konrad Mautner, Alte Lieder und Weisen aus dem steyermärkischen Salzkammergut, Graz 1918. 6 An der Schreibung ,,Landla" als speziell in Oberösterreich ausgeprägter Form sollte, nach H. Commenda, im Unterschied zu dem im ganzen süddeutsch-österreichischen Sprachgebiet ge tanzten ,,Ländlern" festgehalten werden. 7 Der erste Pfeifertag fand 1 925 auf der BlaaAlm bei Altaussee statt. 8 s. Franz J. Grieshofer, ,,Das Schützenwesen im Salzkammergut", Linz 1977.

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