daß Ludwig Ganghofer zwölf Jahre seines Le bens in Wien zugebracht, hier als Redakteur und Dramaturg gearbeitet hat, hier auch seine Gattin, die Sängerin Kathinka Engel, kennengelernt und geheiratet hat. in Preßbaum im Wienerwaid be saß er eine Sommerwohnung. Zum Abschluß dieser Rezension noch ein Ganghofer-Zitat, das die Naturnähe dieses Dichters erweist: ,,Wer die Bergwelt, die mit jeder Stunde ein anderes Antlitz zeigt, seinem Verständnis er schließen will, der hat vor allem Zeit, Geduld und Ruhe vonnöten." Die gesammelten Interpretationen von Leopold Schmidt über Werke der alten Volkskunst sind In ihrem Inhalt und vor allem mit der Person des Au tors für österreichische Leser besonders interes sant. Leopold Schmidt ist ein Altmeister der Volkskunde in Österreich als Wissenschaft. Ais Hochschullehrer, Direktor des österreichischen Museums für Volkskunde und wissenschaftlicher Buchautor hat er eine ganze Generation von Volkskundlern herangebildet. Seine in diesem Band der ,,Rosenheimer Raritäten" abgedruck ten Abhandlungen sind zum Großteil aus öster reichischen Fachzeitschriften zusammengetra gen worden. In Buchform gesammelt ergeben sie eine höchst anregende Lektüre. Der Autor beruft sich in einem Schlußwort auf Wilhelm Heinrich Riehl. Wie dieser Urahn der deutschen Volks kunde möchte auch er seine Studien im Zusam menhang mit dem ,,wunderbaren örganismus ei ner ganzen Voikspersöniichkeit" verstanden wis sen. Insgesamt sind es 28 ,,Interpretationen" zu den verschiedensten Themen: Der Vogel Selbst erkenntnis - Zur Geschichte eines Figuren schachs - Kleine Nußknackersuite - Lebzelten und Wachsmotive - Ghibeilinisches Feldzeichen und Grödner Uhrständer - Der Arzt in der Volks kunst - Spitze Nase, spitzes Kinn (Zu einem Mas ken- und Typenspruch) - Hanswurst und ver wandte Gestalten in der Volkskunst- Masken aus den Moseigebiet - Ein Steinbocktrüherl von 1688 - Alte bemalte Möbel aus dem Egerland - Alpha betschüsseln aus öberösterreich - Schüsseln mit drei oder vier Fischen - Lecktrögei und Netz napf - Zöbiitzer Serpentingefäße - Weintrauben für Gobeisburg - Volkskunst der Jagd - Brun nen-, Rauchfang- und andere Türken - Die ,,Kiempern" - Ein bergmännischer Schlittenkopf - Musikalisches Spielzeug - Ein Mirakeibiid der Hostieniegende von Woifsberg im Kärntner Lavanttal - Die fünfzehn Zeichen vor dem Weitun tergang - Votivbiider in den Wallfahrten rings um das Kaisergebirge in Nordtirol - Eine HussitenMadonna im Stadtmuseum von St. Pölten - Fi gürliche Eisenopfer nach alten Zeugnissen und Funden - Der Tempel des Menschensohnes - Voiksmusikmotive in Tiroler Weihnachtskrippen. Josef und Eberhard Dünninger - Vater und Sohn - schildern ,,Erlebtes Bayern". Diese Texte - Landschaften und Begegnungen - sind auch für österreichische Leser wertvoll, da sie ein Bayern zeigen, das hierzulande weniger bekannt ist. Durch das Innviertel fühlen wir uns besonders mit Niederbayern, durch unsere Berge mit Öberbayern verbunden. DieAutorenbeschreiben iiebevoii ihren ,.fränkischen Herkunftraum" und vor allem den ,,altbayerischen Donauraum" dieses ,,Herz stück und Kernland Bayerns mit seiner alten Hauptstadt Regensburg als Ausgangspunkt alles Erkennens und Verstehens dieses Buches". Sie sind erfahrene Publizisten, haben viel und oft im Bayerischen Rundfunk gearbeitet. Dieses Buch ist ihr Lebensbrevier - Dokument einer innigen Heimatiiebe. Walter Grasser ist Lehrbeauftragter der Universi tät München für Bayerische Finanz- und Geldge schichte - eine historische Hiifsdisziplin, die als trocken verschrien ist. Sein Werk ,,Bayerische Münzen" in der Reihe der ,,Rosenheimer Raritä ten" ist ein Musterbeispiel, wie aus einer nüchter nen Materie ein lesenswertes und anregendes Geschenkbuch gemacht werden kann. Die textli che Darstellung ist interessant und lehrreich, bei aller Wissenschaftlichkeit allgemein verständ lich. Die Bildausstattung ist vorzüglich, ja künstle risch wertvoll. Bei den engen geschichtlichen Verbindungen von Bayern und Österreich ist diese Münzgeschichte auch für österreichische Leser und Sammler von hoher fachlicher Bedeu tung, dies belegt allein schon das Kapitel ,,Das bayerische Münzwesen im 17. und 18. Jahrhun dert sowie die Münzkonvention mit Österreich von 1753". Ein ausführliches Literaturverzeichnis ermöglicht eine weitere Beschäftigung mit dem Thema, auf Anmerkungen wurde - wohl im Inter esse der Lesbarkeit - verzichtet. Eine Neuerscheinung der ,,Rosenheimer Raritä ten" spricht in sympathischer Text- und Buchge staltung die,,Freizeitkünstler" an, die an Zahl und kultureller Bedeutung auch in Österreich ständig zunehmen. Denken wir z. B. an die Freizeitzen tren in öberösterreich, die Klöster Reichersberg, Schlierbach, Schlägi und das Innviertier Schloß Zeil an der Pram. Ihnen sei das Buch von Ingelles Zimmermann: Alte Model-Motive zum Malen, Sticken, Schnitzen und Gravieren wärmstens empfohlen. Die Autorin ist gebürtige Innsbruckerin. In positiver Weise istihrem Stil journalistische Praxis anzumerken. In jahrelanger, mühevoller Arbeit hat sie in Museen, Archiven und Textilbe trieben alte Modei gesammelt. Sie hat dieses Ma terial jedoch nicht einer wissenschaftlichen Bear beitung unterworfen, sondern gestaltete daraus ein Voriagebuch für handwerkliche Arbeit, mit der jeder seine Freizeit und seine eigene Umwelt schöner einrichten kann. Zum besseren Ver ständnis der Model gibt sie kurze historische Hinweise - ,,ein bißchen Geschichte zum An fang", erzählt amüsant vom historischen Werde gang der Model für Gebäck, Lebzelter, Wachszieher und Stoffdruck. Wir werden über die Reise des holländischen Maiers Pieter Goecke infor miert, der aus dem örient um 1550 den Blaudruck heimgebracht hat. Wir erfahren von der,,Revolu tion des Stoffdrucks" durch die Einführung des Farbstoffes Indigo und des Anilin. Die Autorin in formiert sachkundig ,,über Model, solche und sol che . . ." Ihr Anliegen ist in erster Linie aber die Anleitung, was man heute mit schönen Modelmo tiven in heimischer Handarbeit machen kann. Der Verlag scheute keine Mühe und auch keine Ko sten, um in vorzüglicher Buchgestaltung die Er reichung dieses Zieles zu ermöglichen. Der Leser findet in diesem Buch mehr als 200 Motive in be ster drucktechnischer Wiedergabe, farbig, schwarzweiß auf buntem Papier. Ein echtes Ge schenkwerk für alle Bastler - männlich und weib lich. Büchereingang Die Redaktion der Zeitschrift ,,öberösterreich" bemüht sich um eingehende Buchbesprechun gen. Aus Piatzgründen ist es deshalb nicht mög lich, alle Bucheingänge pünktlich zu bearbeiten. Öft ergibt sich auch die Überlegung, Rezensio nen einem Schwerpunktthema zuzuordnen. Für Heft 1/1981 mit dem Hauptthema ,,Das Saizkammergut" wurden aus diesem Grund einige Bucheingänge reserviert. Da es sich dabei durchwegs um wertvolle Titel handelt, die als Weihnachtsgeschenke in Frage kommen, erfolgt eine Vorankündigung. Unsere Leserwerden um Beachtung gebeten: Erich Lessing: Hallstatt. Bilder aus der Frühzeit Europas. Hrsg. von Ulrich Schaaff mit Beiträgen von Wilhelm Angell, Fritz Eckart Barth, Jörg Biel, Walter Drack, Mikläs Dusek, Markus Egg, Alexandrlne Ebner-Persy, Otto-Hermann Frey, Stane Gabrcvec, Jean-Jacques Hatt, Hans-Jürgen Hundt, Rene Jeffrey, Wolfgang KImmIg, Karl Kromer, Walter Modrijan, Friedrich Moosleltner, Jindra Nekvasll, Elisabeth Patek, Ernst Pennin ger, Hartwig Zürn. Koordination: Erika Varay. - Wien-München: Jugend und Volk Verlagsges. 1980, 283 Selten, davon 128 Selten Farbtafeln, Ladenpreis S 1600.-. Peter Baum: Franz von Zülow 1883 bis 1963. Mit 32 Farbabbildungen und 53 Schwarzweißab bildungen. Hrsg. von Hans Schaumberger. — WIen-München-ZürIch: Molden Edition 1980, 119 Selten, Ladenpreis S 590.-. Gudrun Baudlsch: Keramik. Von der Wiener Werkstätte zur Keramik Hallstatt. Zusammen stellung und Text: Otto Wutzel. Farbaufnahmen: Barbara Pflaum. Textbeiträge von Rudolf Bayr, Erich Boltenstern, Johannes Hohenberg, Cle mens Holzmeister. Gestaltung: Herbert Friedl. - Unz: OLV-Buchverlag 1980, 140 Seiten, mit vie len Färb- und Schwarzweißabbildungen, La denpreis S 698.-. Franz Carl Upp: Goldhaube und Kopftuch. Zur Geschichte und Volkskunde der österreichi schen, vornehmlich Linzer Goldhauben und oberösterreichischen Kopftücher. Graphische Gestaltung: Herbert Friedl. - Linz: OLV-Buchverlag 1980, 196 Selten, 42 Färb- und 138 Schwarzweißbilder, 1 Färb- und 3 Schwarzweißbildtafeln, 42 Zeichnungen, La denpreis S 548.-. Q yy
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