Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Bücherecke Literatur im OLV Ried Es ergab sich bereits mehrmais die Möglichkeit, über die ambitionierte Veriagsarbeit des OLV Ried in unserer Zeitschrift zu berichten, in dieser Nummer möchten wir einige Nachträge mitteiien, wobei aiierdings Kritik anzumelden ist. Der Ver trieb entspricht ieider nicht der Quaiität des Lek torats. Es ist gar nicht so ieicht, an die Neuveröf fentlichungen heranzukommen. Sie müssen an gefordert werden. Unseren Kollegen in Ried sei gesagt, daß wir auch in Linz gerne wüßten, was sie herausbringen. Es sind durchwegs erfreuliche literarische Produkte. Gottfried Glecfiner: Unser Dorf. Erzählungen. Illustrationen von Hans Plank. - Ried Im Innkreis: Oberösterreichischer Landesverlag 1979, 136 Selten, Ladenpreis S 159.-. An die Spitze sei dieser Band mit mundartlicher Prosa gestellt. Der Autor ist Altphilologe. Er be herrscht seine Muttersprache als Sprachwissen schafter, ist gleichzeitig aber auch Dichter, d. h. Sprachschöpfer. Bei einer persönlichen Begeg nung teilte er mit, daß er zum eigenen Schreiben durch Zufall angeregt worden sei - durch die schlechten Dialektdarbietungen im Rundfunk. Wie recht hat er! Ob in Bayern, Linz oder Wien, die in diesen Medien gebotenen Folkloredarbie tungen sind oft unerträglich. So setzt sich also ein Philologe hin und schreibt selbst. Er stammt aus einem Bauernhaus. Er kommt von einem innviertler Dorf. Mitteiien will er die ,,Weltordnung des dörflichen Daseins". Er konnte sich seine Ursprüngiichkeit bewahren. Der Leser kann herzlich lachen. Allerdings ist das Lesen nicht ganz ein fach. Mundart hat sich noch nie in Schrift binden lassen. Deshalb gibt es z. B. auch noch keine Stelzhamer-Ausgabe, die befriedigt. Gottfried Giechner sagt von seiner Prosa, daß man sie ,,fünfmal" lesen müsse. Wie sagter jedoch weiter über den ,,Mundartapfei" aus? - ,,Er ist nämlich auch süß und schmackhaft und herb und herz haft. Und deshalb habe ich ihn Dir auch kredenzt - und nicht aus Bosheit." Die Illustrationen in diesem Buch sind von Hans Plank - gute, einfühlende Zeichnungen. Eugen Andergassen: Ich will ein Wort einpflan zen In dein Herz. - Ried Im Innkreis: Oberöster reichischer Landesverlag 1977, 105 Selten, La denpreis S 112.-. Wer liest in unserer Zeit schon Gedichte? Umso mehr sollte man bemüht sein, gute Gedichte be kanntzumachen. Vorliegender Gedichtband ist bereits 1977 erschienen. Die in ihm enthaltenen Verse zu lesen, ist nützlich. Andergassen ist Stimmungslyriker. Er besitzt Ehrfurcht vor der Sprache. Er ringt ,,Silbe um Silbe". Er bekennt sich zur,,Wort-Zuflucht". Wie schön z. B. die we nigen Zeilen über den ,,Holunderbaum" - Jugendlich mutig bücken deine weißen Blüten dolden im Frühling. Aber im Herbst sind deine Beeren dunkel. Um wen trauerst du? Natalie Beer: Im Leben Gast zu sein. - Ried Im Innkreis: Oberösterreichischer Landesverlag 1977, 76 Selten, Ladenpreis S 66.-. Wer kennt von den literarischen Insidern diesen Namen? Bitte, merken! Wenige Gedichte in ei nem schmalen Band. Reich an Gefühl. Eine Probe aus einem Gedicht, das ,,Bildnis" heißt Die Stille ist groß - das Ufer von weißen Gebirgen begrenzt. Wiegende Weiden holen den Kahn in ihren Schatten, und am Strand schöpft ein Kind Wasser mit schimmernder Muschel. Ernst Burgstaller: Schon sehe Ich die Ferne. Ge dichte aus vier Jahreszelten. - Ried Im Innkrels: Oberösterreichischer Landesverlag 1978, 58 Selten, Ladenpreis S 87.-. Auch dieser Gedichtband bringt eine Überra schung. DerAutor ist Wissenschafter-bekannter Volkskundler. Wir kennen und schätzen ihn als kompromißlosen Vertreter seines Faches. Plötz lich begegnen wir einem feinfühligen Lyriker, der Pastelitöne malen kann Grüße den Morgen, überwinde die Nacht! Juble der Sonne, die dich bewacht! Vertrau dich dem Winde, sammle den Mut, wage die Reise: die Zeichen stehn gut! Eugen Andergassen: Fenster nach Innen. Be gegnungen. Hörbilder. Erzählungen - Essays. Wanderungen. - Ried Im Innkrels: Oberösterrei chischer Landesverlag 1979, 226 Selten, La denpreis S 159.-. Dem Autor sind wir bereits als Lyriker begegnet. Seine Gedichte erscheinen mir wesentlicher als seine kuiturphilosophischen Schriften. Die Zeit läßt sich nicht zurückdrehen. Rückschau ist nur dann wertvoll, wenn sie positiv zur Gegenwart eingestellt ist. Manches ist uns in Oberösterreich auch weniger bekannt, wie etwa die Erinnerung an den Vorarlberger Bildhauer Albert Bechtoid. ich habe durch Zufall Arbeiten von ihm in Bregenz gesehen. Er sollte nicht überschätzt werden. Zu sätzlich ein Rat an den Verlag. Er wirkt peinlich, wenn auf den Klappentext private Zuschriften von Persönlichkeiten an den Autor abgedruckt wer den. Ich erinnere mich an einen bedeutenden österreichischen Germanisten - Josef Nadler-, der mit Gefälligkeitsschreiben an Autoren seinem Ruf sehr geschadet hat. Josef Bernegger: Und überall Ist Bethlehem. Er zählungen. - Ried Im Innkrels 1976, 100 Selten, Ladenpreis S 99.-. Es gibt einige Anthologien von Weihnachtsge schichten der Weltliteratur. Wenn man sie im Kreis seiner Familie vorlesen möchte, muß man vorsichtig sein, um nicht einen falschen Ton zu finden. Gute Weihnachtserzählungen sind selten. Hier hat ein wenig bekannter Schriftsteller uns ein gutes Buch geschenkt. Es kann uns freundliche Adventstunden bereiten. Josef Bernegger: Die unter den Sternen wohnen. - Ried Im Innkrels: Oberösterreichischer Lan desverlag 1977, 140 Selten, Ladenpreis S 112.-. Auch diese sechs Erzählungen - Die längste Mi nute, Die Faiange, Salzburg - Heinrich-vonKleist-Piatz drei. Der Tote im Netz, Das andere Gesicht, Der Turm - erweisen den Autor als star kes Talent. Er lebt in Kindheits- und Jugenderin nerungen. Er kommt und schreibt vom bäuerli chen Dorf. Wenn ihn Carl Hans Watzinger als ,,neuen Peter Rosegger" vorstellt, ist diese Be zeichnung wohl etwas kühn, ein Korn Wahrheit steckt jedoch in ihr. Albert MItrInger: Ein Mann vom Lande oder Na menlose Zwillingsbrüder. Eine Prosa. - Ried Im Innkrels: Oberösterreichischer Landesverlag 1979, Ladenpreis S 1979.-. Der Autor ist ein reifer Erzähler, im Hauptberuf Bibliothekar, gebürtig aus Oberösterreich, in der Großstadt Wien durch seine wissenschaftliche Arbeit angesiedelt, ist er in seinem innersten doch vor allem ein Rufer und Seher. Es wird not wendig sein, sich mit seinem Dichterwort näher zu beschäftigen. Die vorgestellte Erzählung ist von tiefem Gehalt. Nicht nur heimischen Schriftstellern, auch der lo kalen Volkskunde bietet der OLV Ried eine Heimstatt. Die Bildungswerke im Stift Reichers berg und Schloß Zell an der Pram bilden hiezu einen wirkungsvollen Hintergrund. Aus Piatzgründen ist es nicht möglich, Veröffentlichungen dieser Art näher zu behandein. Ihr Erwerb und ihr Studium soll jedoch mit Anführung ihrer biblio graphischen Details wärmstens empfohlen wer den. Wilhelm Kriechbaum: Volkssagen aus dem obe ren Innviertel. - Ried Im Innkrels 1979, 126 Sel ten, Ladenpreis S 120.-. Hlltlgund Schreiber: Volkstümliche Malerei auf Holz. Kleister- und Kaseintechniken. - Ried Im Innkrels: Oberösterreichischer Landesverlag 1978, 67 Selten, Ladenpreis S 120.-. Josef Mader: Kerbschnitzen. Mitarbeiter: Hertha Rauch und Paul Ranner. - Ried Im Innkrels: Oberösterreichischer Landesverlag 1976, 64 Selten, Ladenpreis S 96.-. Gertrude Holub: Brautkronen, Sträußchen, Ge schenke In Batik und Stoffdruck. - Ried Im Inn krels: Oberösterreichischer Landesverlag 1978, 53 Selten, Ladenpreis S 147.-. Die angeführten Werbehefte sind in der Reihe ,,Schmuckelemente der Volkskunst", empfohlen vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpfiege, erschienen. Literatur im OLV Linz Algen-Schlägl. Porträt einer Kulturlandschaft. Nach Vorarbeiten von Klemens Bredl unter Mit arbeit von K. Bumberger, R. G. Frleberger, A. Hable, J. Jauker, K. Kaiser, G. Kern, J. Penzenstadler, P. Resch, E. Uhl, H. Veit, G. Wasmayr, J. Wöss und Ch. H. ZoldI, redigiert und heraus gegeben von Isfried H. Pichler. - Linz: Selbstver-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2