Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Haus der Schafe, Kohlezeichnung, ohne Signatur, 35 X 50 cm it I, Mensch überwinden, bevor er Mensch wird. Ich glaube, beim Maler sind es mehr." Gleichzeitig und ergänzend bemerkt er aber: ,,Wenn ein Mensch seine Tätigkeit ausschließlich darin erblickt, seine Leiden und Schmerzen wehleidig darzustellen, ist er kein Künstler, denn die Aufgabe der Kunst ist es, diese Schmerzen zu überwinden." Gerade diese Standpunktordnung Dimmeis in der Bipolarität von Schaffen und dieses Schaffen auch tatsächlich erleben und er leiden, reiht ihn würdig und nahtlos an die übrigen großen schöpferischen Kräfte des Landes ob der Enns. Denn sehr zum Unter schied vom mediterran begünstigten Kärnten oder dem über jede Untiefe mit Charme sich hinwegsetzenden Wien hat sich Ober österreich, historisch gesehen, als ein künstlerisch nicht gleich dicht besiedelter Boden erwiesen. Wenn sich freilich aus der Introvertiertheit des aus schwerblütigem Bauernland Stammenden die gestalteri schen Kräfte voll zu lösen vermögen, ent stehen Elementarereignisse von der Tiefe und Fundiertheit eines Adalbert Stifter oder Anton Bruckner. Und daß sich Alfred Kubin just hier niederließ und in Oberösterreich seine eigentliche Heimat fand, ist wohl auch mehr als ein Zufall. Wieviel Substanz neben diesen drei ganz Großen - inzwischen fast vergessen - aus diesem Landstrich kommt, beweisen Namen wie Klemens Brosch, Franz Sedlacek oder Aloys Wach, um nur einige zu nennen. In diesem Zusammen hang ist auch der am 31. August 1894 als Sohn eines Rechtsanwaltes in Ried gebo rene Herbert Dimmel zu sehen, welcher im Rahmen seines bewegten Lebens schon ein Jahr nach der Matura einrückte, um erst 1920 über Sibirien, Korea und Shanghai aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückzukehren. Wieder ein Jahr später beginnt der 27jährige seine Studien an der Wiener Akademie der Bildenden Künste bei Ferdinand Andri und ab 1929 ist er bereits zu dessen Assistent avanciert. Sehr zum Unterschied von anderen AndriSchülern sollte der von Dimmel herzlich verehrte Lehrer für diesen jedoch nicht mehr als ein technisches Können Vermittelnder werden. Dimmel wurde von Andris zunächst der Ornamentik des Jugendstils, später der bäuerlichen Thematik zunehmend be herrschten Malweise ebensowenig geprägt wie von der Sublimierung der Malkultur, welche für die Wiener Kunstszene der Zwi schenkriegszeit so kennzeichnend war und in Namen wie Georg Merkel, Gerhart Frankl oder Georg Ehrlich gipfelt. Aber auch der nervöse Strich eines Kokoschka, Boeckl oder Harta sollte ihm stets wesensfremd bleiben. So ist Dimmel stilistisch unver gleichbar und eigentlich ein Fremder inner halb des Wiener Kunstgeschehens der drei ßiger und vierziger Jahre. Am ehesten fin den sich noch gewisse farbliche und formale Anklänge an das Frühwerk Dobrowskys, doch sind auch diese letztlich äußerer Natur. Diese Sonderstellung Dimmeis bleibt auch bestehen, nachdem er 1939 zum ordentli chen Professor an der Wiener Akademie er nannt wird. Mag sein, daß dies auch damit zusammenhängt, daß Dimmel bis zu seiner Berufung an die Kunstschule der Stadt Linz primär als Architekturmaler tätig war. Der

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