Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Gastmahl des Pan, Kohlezeichnung, blau gehöht, sign. I. unten: Gastmahl des Pan HD, 35 X 50 cm i Diese Entwicklung hat im Rahmen der Ab straktion und schließlich in der Pop-art, etwa den Arbeiten eines Andy Warhol oder Roy Lichtenstein und ebenso bei den Pattern Painters, einen vorläufigen Höhepunkt er reicht. Herbert Dimmel setzt dieser Tendenz der Zufälligkeit der Farbkomponente eines Bildes in Relation zu seinem Inhalt die in nere farbliche Notwendigkeit entgegen. Für ihn ist Farbe kein dekoratives Element, spielt sich die Farbgebung also nicht auf ei ner anderen Ebene als die inhaltliche Be stimmung und Sujetwahl ab; vielmehr wird Farbe zu einem sich unmittelbar aus dem Bildinhalt ergebenden, diesem quasi inhä renten Ausdrucksspezifikum. Freilich - verstehen wir uns richtig - hat diese Wahrhaftigkeit der Farbe nicht das Geringste mit naturalistischer Kolorierung zu tun, soll viel eher im Sinne der inneren Farbnotwendigkeit eines Franz Marc ver standen werden, für welchen ein Pferd eben kraft seiner herrschaftlich-unnahbaren Kühle blau, ein Fuchs hingegen im Sinne seiner hinterlistigen Gefährlichkeit grün zu sein hatte. Ganz in Fortführung einer ähnli chen Denkweise ist auch Dimmeis Farbge bung keine zufällige, auf äußerliche Brillanz ausgerichtete, sondern eine der verinnerlicht überzeitlichen Bildthematik entspre chende. Maltechnisch vermeidet Dimmel durchaus folgerichtig sowohl das auf Spon taneität ausgerichtete, reine Aquarell wie auch das mit gewissen Kriterien der Unflexibilität belastete Ölbild. (Einige wenige Aus nahmen mögen diese Regel bestätigen.) Hingegen begegnen wir immer wieder ei nerseits der Zeichnung, andererseits dem Temperablatt und der Mischtechnik. Gerade die Zeichnung stellt an den Betrachter die größten Konzentrationsansprüche, an den Künstler darüber hinaus die stupendesten technischen Anforderungen, weil bei ihr ein nachträgliches Korrigieren zumeist ausge schlossen oder doch zumindest wesentlich erschwert ist. Darüber hinaus bildet sie zu mal in ihrer bewußten Beschränkung auf die klassische Schwarzweißtechnik und das Weglassen allen geschmäcklerischen, kon zessionsbereiten Farbfirlefanzes das spon tan-wahrhaftigste Ausdrucksmedium jedes Künstlers, in ihrer Intimität und Reduktion auf das Essentielle nur vergleichbar der Disziplin des Liedgesanges oder der Kam mermusik innerhalb der Musik. Daß Dimmel im Rahmen dieses Mediums auch noch die brillante Tuschzeichnung zugunsten der in trovertiert-dichteren Kohle oder Kreide auf gegeben hat, ist ein Beispiel mehr für den schon weiter oben erwähnten Bereich der dem Bildinhalt entsprechenden idealen Mit telwahl. Organisch ganz selbstverständlich fügen sich in diesen Dimmelschen Blättern äußere Handlung und innerliche Symbolhaftigkeit zu einem auch technisch überzeu gend bewältigten Ganzen. Daneben treten als zweites Ausdrucksme dium das Temperablatt und die Mischtech nik hinzu. Liebevoll, oft jahrelang bearbeitet, in unzähligen Schichten Farbe auf Farbe gesetzt, dann wieder weggelegt, liegenge lassen, irgendwann wieder hervorgeholt und neu bearbeitet. Manche dieser bildhaf ten, großformatigen Blätter werden nie fer tig, erreichen ganz einfach nicht den Quali-

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