Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

W'S' .im. f."mmx Porträt von Hans Rathausky (1858-1912). Aufnahme; Bildarchiv der österreichischen Nationalbibliothek Höhe von 600 Kronen eingeschlossen ist. In einer Besprechung der ministeriellen Kom mission mit dem Bildhauer, der inzwischen schon den ,,Staatsauftrag" erhalten hatte, wird beschlossen, die Ausführung nicht in Marmor, sondern in Bronze zu realisieren, auch beim Sockel Ist eine Änderung vorge sehen. Die Linzer drängen auf mehr ,,Portraitähnlichkeit" und das Ministerium ver weist in einem nachträglichen Schreiben an Metzner, den Namen ,,Stelzhamer" nur mit einem ,,m" zu schreibeni"*. Während die Linzer ,,Tagespost" Metzner ,,als zu den ersten Bildhauern Deutschlands zählend" wertetes und als hervorragendste Charakteristik von Metzners StelzhamerDenkmal ,,den großen monumentalen Zug" hervorhebt, wird ausführlich der Kritiker der Prager ,,Bohemia", August Ströbei, zitiert, der u. a. schreibt; Ich muß bekennen, daß Ich nie eine Zeile von Stelzhamer gele sen habe. Wenn ich nun dieses Denkmal ansehe ... mit einem Mund voller Güte und Augen, die in Schalkheit und Wehmut zu gleich blicken . . ., da muß ich mir denken: das ist einer, den die da rundherum, seine Linzer, unter denen er ja stehen seil, immer gut verstanden haben, weii er halt zu Ihnen gehört hat mit Seele und Herz . . .1^" Und Ströbei wertet noch ,,die wundervoll rhyth mische Konstruktion des Unterbaues" - obwohl schon 20 Jahre vorher Rodin gebe ten hatte, seine ,,Bürger von Galais" ohne Sockel - sozusagen erzene Menschen un ter lebenden - aufzustellen, etwas, was al lerdings die Bürger von Calais zu Ende des 19. Jahrhunderts auch nicht akzeptieren. 40 Jahre später - inmitten der national sozialistischen Zeit - sieht man in Linz die Proportionen verständlicherweise etwas anders. Dr. Hermann Übell bezeichnet Rathauskys Stifter-Denkmal als ,,Seitenschöß ling der großartigen Blüte der Wiener Denk malplastik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunders ... die durch ihren gemütiichen Realismus sehr populär geworden ist". Dann aber vergieicht er Rathausky mit Metzner:,,Begnügte sich Rathausky mit der naturalistischen Wiedergabe der äußeren Erscheinung seines Dichters, ohne auch nur den Versuch zu machen, in dessen inneres Wesen vorzudringen, so ging Franz Metz ner, als er seinen Stelzhamer gestaltete, kühn aufs ganze, indem er den großen Dia lektdichter als Verkörperung und Sinnbild seines kraftstrotzenden, erdenfrohen Stammes auffaßte. Rathauskys Stifter ist eine Genrefigur, Metzners Stelzhamer ist ein Monument"!^. Das 1911 in Ried errichtete StelzhamerDenkmal ist ohne das Linzer Denkmal kaum denkbar, wenn auch die Sockelplastik das Volkstümliche stärker unterstreicht. ,,ln der Figur" - so der ,,Tagespost"-Kritiker von 1911 -,,erstrebt der Künstier, die Volkstümiichkeit der Gestalt des Dichters ais eines Naturmenschen in realistischer Weise dar zustellen. Stelzhamer steht aufrecht, leicht auf den Wanderstab gestützt, sinnend Land und Leute betrachtend. Das Relief weist gleichsam auf das von ihm besungene Inn viertel hin, das sich bei Gesang und kräfti gem Trinken vergnügt"^®. Erwähnenswert ist, daß der Schöpfer dieses Rieder Stelzhamer-Denkmals, Anton Ger hart, der einzige oberösterreichische Bild hauer jener Jahre ist, dem in seiner Heimat der Auftrag für ein Großdenkmal übertragen wird. Allerdings macht auch Gerhart seinen Weg über Wien und der Auftrag wird dem in Wien wirkenden Künstler übertragen. Das Denkmal des Innviertler Dichters paßt ebensogut zu den Rieder Bürgerhäusern wie das Standbiid des Dichters der späteren Landeshymne in das Grün des Linzer Volksgartens.

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