Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Als dieser Gang endlich wenigstens auf ei ner kurzen Strecke kontinuierlich zu bege hen war, war diese Planung durch die neue Fußgängerzone bereits überholt. Nicht dem Moloch Verkehr, sondern der Profitgier fiel damals ein Bauwerk zum Op fer, das zu den Sehenswürdigkeiten von Linz aus der Renaissancezeit gehörte; Schloß Hagen. Wie es der damals erst kurz im Amt befindliche Landeskonservator Dr. Norbert Wibiral in seinem Bericht ausdrück te, entsprach Schloß Hagen ,,den Zielset zungen der neuen Besitzer nicht", so daß sich dieselben um den Abbruch des Objek tes bemühten. Eine Versicherungsgesell schaft hatte den im Krieg stark beschädigten Bau erworben und wollte zu billigen Wieder aufbaukrediten kommen. Unter der Vor spiegelung, daß man in Linz an dieser Stelle ein Sanatorium errichten werde, ging es an die völlige Abtragung. So schildert der Lan deskonservator das Bauwerk: ,,Der im we sentlichen aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammende Altbestand des Schlosses mit seinen Ecktürmen gibt ihm noch heute das Gepräge eines Ansitzes der Renaissance. Trotz der uneinheitlichen Baugeschichte und der Veränderungen, welche dieses Schloß im Laufe der Zeit, vor allem im 19. Jahrhundert im Inneren und an einigen Tei len des Äußeren erhalten hat und trotz der durch den Zahn der Zeit sowie durch den letzten Krieg verursachten Beschädigungen und Verwahrlosungen stellt es immer noch einen wichtigen Bestandteil des histori schen Bildes von Linz dar und hat vor allem für diese Stadt Seltenheitswert." Was blieb von Schloß Hagen? In einem ver wahrlosten Garten einige Sandsteinplasti ken, die an die ehemalige Verwendung des Besitzes als Jagdschloß erinnern, ein Brun nen, der wahrscheinlich schon auf der älte sten Ansicht von Georg Vischer zu sehen ist, die prächtige holzgeschnitzte Balkendecke aus dem großen Saal, die Erkerschalen von den zwei Eckrondellen, der Nepomuk, der neben dem Hauptportal stand. Der Marmor kamin mit dem Wappen der Grafen Salburg im Stuckaufsatz ist im Barocksaal des Stadtmuseums im Nordico wiederum auf gebaut worden. Verluste an Bauten des Historismus Es ist schon hervorgehoben worden, daß man in den Jahrzehnten nach dem Krieg kein Verständnis für die Fassaden der Gründerzeit hatte. Nicht nur in Linz, sondern überall, ja sogar auf der Wiener Ringstraße, ging man daran, die Fensterverdachungen, die reichen Verzierungen abzuschlagen und neue glatte Fassaden zu schaffen. Die bei den gleichgestalteten Eckhäuser auf dem Taubenmarkt (zur Schmidtorstraße und zur Domgasse) sind dafür ein Beispiel. Diese Veränderung erfolgte aber damals unter Zu stimmung der Öffentlichkeit, ohne daß man dabei irgendeine Schädigung des Stadtbil des finden konnte. Diese Entwicklung ging noch weiter. Sie führte zum Verlust von Kirchenbauten oder von Einrichtungen. Fast genau hundert Jahre nachdem die ersten Kreuzschwestern 1861 nach Linz gekommen waren, wurde die Kreuzschwesternkirche (Klosterkirche zum heiligen Kreuz und zum heiligen Fidelis von Sigmaringen in der Wurmstraße) im Jahr 1960 abgetragen. Der Grundstein zur Kirche war 1880 gelegt worden, 1882 hatte die Weihe stattgefunden. Planer der Kirche war Otto Schirmer. Es handelte sich um ei nen dreischiffigen neugotischen Ziegelroh bau, die Schauseite mit eingebautem, acht seitigem Turm und Pyramidenhelm war in den Straßenzug mit den Klosterbauten ein gebunden; die Kirche ragte in den Kloster garten hinein. An die Steile dieses Historis musbaues kam eine hohe Saalkirche mit Flachgiebeldecke nach den Plänen von Karl Lueginger. In der Herz-Jesu-Kirche an der Wiener Reichsstraße hat 1968 eine Architektenge meinschaft die Neugestaltung übernom men. Die alte Einrichtung wurde zur Gänze entfernt, das Bild des Innenraumes völlig verändert. Bei der Kapuzinerkirche wurde mit der alten Einrichtung wenig pietätvoll verfahren. Bei einem zufälligen Besuch im Kloster sah ich im Hof hoch aufgetürmte Holzstücke liegen,

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