Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

ehemalige Kolosseum abgetragen, auch die Bauten des alten Marktes mußten der neuen Handelskammer Platz machen. Ein neuer Markt auf dem Südbahnhofgelände ent stand. Die 1946 aus Baufälligkeit einge stürzte Holzkonstruktion der Fleischmarkt halle wurde durch eine Stahlkonstruktion ersetzt. Um die Wohnungsnot zu mildern, wurden in einer großangelegten Mansardenausbauaktion 254 Mansardenwohnun gen neu geschaffen. Daß die Verkehrserschließung auch ihre Folgen hatte, sei kurz angedeutet: die inbetriebnahme der Obuslinie zwischen Frosch berg und Garnisonstraße erforderte eine Verbreiterung der Fahrbahn in der Goethe straße, weshaib die Baumallee entfernt wurde. Semmelweis- und Prinz-EugenStraße wurden verbreitert und gepflastert. Erste Großtat: Martinskirche ,,ln der Martinskirche, so teiefonierten am Karfreitag 1947 die Entdecker Glasmaler Josef Raukamp und Professor Alfred Stifter, seien Fresken aufgefunden worden. Eine Strahlenmadonna sei ziemlich vollständig zutage getreten, alles Übrige aber In so trostlosem, weitgehend zerstörtem Zu stand, daß man kaum etwas damit anfangen könne." So schildert Franz Juraschek die Entdeckung des neuen Baudenkmals. Er sagt in seinem Bericht in der ersten zusam menfassenden Publikation, daß die Nach richt bei diesem Bau nicht unerwünscht kam, denn es war somit Gelegenheit gebo ten, dem Rätselraten um die älteste Kirche in Linz ein Ende zu setzen. Im ersten St.- Martin-Baustein, der am 18. Mai 1947 aus gegeben wurde, ist die Chronik der Entdekkung ausführlich geschildert. Man war über rascht, wie viele Bauformen zutage kamen. Nische neben Nische, dazwischen vereinzeite, aus Quadern werkgerecht aufgemau erte Pfeiler, die scheinbar sinnlos im Bruch steinmauerwerk steckten. Noch ein zweites Mai wandte sich der Verein für Denkmal pflege mit einem Baustein, unterstützt durch den Linzer Bischof, an die Öffentlichkeit und konnte somit die Finanzierung der Untersu chungen und Grabungen im ältesten Kir chenbau von Linz betreiben. Es ist nicht Aufgabe dieses Berichtes, hier den Wandel In der Forschungsgeschichte der Martins kirche darzustellen. Welche Schwierigkel ten aber die ersten Restauratoren und Aus gräber dort hatten, mag eine Erzählung von Altlandeshauptmann Dr. Gleißner beleuch ten. Dieser hatte zwar zugestimmt, daß in der Kirche Untersuchungen vorgenommen werden, war aber gegen eine Ausdehnung der Grabungen in die Umgebung. Als Anrai ner der Kirche hatte er Gelegenheit, diesen Auftrag auch zu überwachen. Er erzählte selbst (1978), daß er eines Morgens vorbei ging und einen Arbeiter graben sah. Auf die Frage, was er da mache, antwortete dieser, er solle hier graben. ,,Und ich bin der Lan deshauptmann und sage Ihnen, Sie graben hier nicht!" Manche sensationellen Ergeb nisse späterer Grabungen sind durch dieses Vorgehen zu erklären. Man muß bedenken, in welcher Zeit damals diese Untersuchun gen vorgenommen wurden. Die Politiker wagten nicht, bei der herrschenden Woh nungsnot größere Aufträge für Grabungs oder Restaurierungsarbeiten zu geben. Ein anderes Einzeldenkmal aus der näheren Umgebung von Linz, Schloß Hohenbrunn bei St. Florian, war dem Verfall nahe. Durch das Eingreifen des Denkmalamtes gelang die Instandsetzung des Dachstuhles und die Wiedereindeckung. Nur diese Maßnahmen ermögiichten es, daß später die Sanierung und der Umbau zum Jagdmuseum erfolgen konnten. Eingriffe In die Altstadt Hatte man sich bei der Ausbesserung der Bombenschäden mit dem Wiederaufbau am alten Platz begnügt, so kam es am Anfang der fünfziger Jahre schon zu kleineren Ein griffen in das Bild der Altstadt. Landeskon servator Gertrude Tripp sagte dazu: ,,Die Denkmalpflege tritt mit ganzer Uberzeu gung dafür ein, daß dieses Kernstück der Altstadt von Linz (das Haus Altstadt 1) in ih rem bisherigen Erscheinungsbild erhalten bleibt. Dies wird nur dann möglich sein, wenn die Sicherung der Bausubstanz recht zeitig erfolgt und die Sanierung der Altstadt als Aufgabe erkannt und systematisch in Angriff genommen wird. Dabei müssen vom Standpunkt der Denkmalpflege folgende Gesichtspunkte beobachtet werden: 1. Die bestehenden Objekte sind in ihren hiAbtragung des Einganges in den Luftschutz bunker (erbaut 1944) auf dem Hauptplatz im Jahre 1949 Ansicht des Hauptpiatzes mit dem Wolkenstumpf der Dreifaltigkeitssauie vor deren Wiederherstellung im Dezember 1947

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