Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Eröffnung des Forums Design am 28. Juni 1980. Aufnatime: O. Prokosch moderne Kunst wird zudem aucli durcfi kommerzielle, werbemäßige Verflechtun gen in vordergründig völlig ,,frei" geführten Firmen- und Geschäftsgaierien irritiert. Es ist deshalb die Forderung nach stetiger Selbstkritik der Galeristen im Hinblick auf außerkünstlerische Ziele zu erstreben. Da mit verbunden sei auch die Verpflichtung für die Veranstalter, ihr Angebot ständig zu ver bessern und zu aktualisieren. Programm überschneidungen, Doubietten, Wiederho lungen wurden bis jetzt noch immer nicht ausgeschieden, wären aber künftig unter al len Umständen zu vermeiden. Ein gutes Rezept für gedeihliche Weiter entwicklung scheint dann befolgt zu werden, wenn sich Regionalismus und Internationalität der künstlerischen Kontakte etwa die Waage halten. Kontrastierende Wertmesser für das, was im nächsten heimischen Umraum geschieht, sind entschieden die letzt hin von der Linzer Hochschule für künstleri sche und industrielle Gestaltung verwirk lichten Großvorhaben Forum Metall und Fo rum Design, auch das Mauthausener Biidhauersymposion, das derzeit allerdings ei ner Wiederbelebung bedarf. Der Neuen Galerie und den führenden Künstlervereinigungen wiederum ist aufge tragen, über dem Aufreißen internationaler Zusammenhänge nicht den Konnex mit der einheimischen Künstlerlandschaft aus den Augen zu verlieren, wobei insbesondere der Nachwuchs und die von Vergessen bedroh ten Altmeister zum Zug kommen sollten. Wenn Linz als Galeriestadt sich erhalten und weiterentwickeln soll, dann wären auch jeweils die Erfordernisse neuester Galerie technik und -politik zu beachten. Darunter fällt Ausstattungsmäßiges - also Adjustie rung der Räume nach dem neuesten Stand - ebenso wie Animation in weitestem Sinne, Weckung von Sammler- und Käuferinteres sen, Aktivitäten von Rahmenprogrammen, mit einem Wort: ein zeitaufgeschlossenes Galeriemanagement, das mancherorts noch immer im argen liegt. Schließlich muß auch soziologisch laufend umstrukturiert werden, das heißt, es sind neue Interessengruppen dem Kreis der In sider, deren Gesichter von Vernissage zu Vernissage gleichbleiben, hinzuzugewinnen. Ansätze dazu sind festzustellen im Heranführen der Bankkunden oder -ange stellten, des Arbeiterkammer- oder Bildungsheimkursbesuchers genauso wie der Schüler und Studenten und schließlich des oft konservativ voreingenommenen Kon zertsaalpublikums an Themenkreise und Probleme zeitgenössischer Kunst. Darf am Ende eine Prognose gewagt wer den? Die Antwort lautet auf Ja und ist sogar eine optimistische. Wenn nämlich Linz der zeit (laut ,,Was ist los?") 22 Galerien und zehn öffentlich zugängliche Künstierateliers zählt, dann sollte dieser Bestand auch eine allgemeine Hebung des Geschmacks mit sich bringen. Die Arbeit der Galeristen wirkt denn auch in den meisten Fällen noch im mer weit verbreiteten Ressentiments ent gegen. Diese Umerziehung wird allerdings dort in ihr Gegenteil verkehrt, wo fragwür dige Qualität des Angebots und der Darbie tung Progressivität nur vortäuscht oder wo gutgemeinter Wille bemühter Dilettanten seine ungerechte Aufwertung erfährt. Der bereits vorhandene gute Ruf von Linz als einer experimentierfreudigen Kunststadt wird sich allerdings auch in Zukunft, gerade im Hinblick auf die Forum-Veranstaltungen der Kunsthochschule und das künstlerische Rahmenprogramm des Internationalen Brucknerfestes (1980 mit Otto Pienes Licht objekten am Nachthimmel), weiter verbrei ten. Man darf zuletzt nicht bekümmert sein über das noch immer weithin unveränderte Ver halten des sogenannten Linzer Durch schnitts- oder Normalbürgers; dieses be fremdet nämlich nach wie vor durch seine kunstfeindlichen Aggressionen (etwa ge genüber den Objekten des ,,Forum Metall" oder der bereits schon wieder demontierten ,,Nike" der Haus-Rucker-Co). Dafür darf man im Gegenverfahren erschrecken ob der Erbärmlichkeit so mancher kleinbürgerlich reichen Wohnungsausstattung und Villen architektur. Die Ästhetik all jener, die heute das Experi ment aktueller Kunst verlachen, ist eben nun einmal fixiert am Design schnell verschleiß barer Autokarosserien, an den Werbekli schees von Luxusreisen, Massensport und Freizeitmode. Man glaubt lieberden oppor tunistischen Derivaten der neuen Kunst, wie sie aus den TV-Kästen flimmern, als den Urhebern einer ebenso kreativen wie zeitlo sen Moderne, an denen sich die Werbegra phik erst nachahmerisch orientieren muß. Am ehesten scheinen die meisten Linzer noch durch Reisen (die ihnen heutzutage leichtgemacht werden) ihren künstlerischen Geschmack zu entdecken. Sie demonstrie ren dies auch neuerdings als Gäste jener ausländischen Feinschmeckerlokale, die eine Andeutung fremder Eßkulturen über Zunge und Gaumen in ihre Mägen gelangen lassen. Die Prognose lautet also: Es kommen schöne Zeiten für Künstler, Kenner und Pu blikum, wenn - ja, wenn noch mehr eigene Kreativität und eigenes kritisches Bewußt sein entwickelt werden als bisher. . . Oberösterreichischer Kunstverein 1851 Galerle im Landeskulturzentrum Ursulinenhof 4020 Linz, Landstraße 31 Telefon 74 72 74 Galerieplan 1980/81 14. November - 5. Dezember Dieter Barth, ,.Aquarelle und Zeichnungen" 11. Dezember -11. Jänner Prof. Hans Hoffmann - Ybbs, Staatsoperngaierie, ,,ARKADIEN" '80" Maierei - Graphik 10. Dezember - 4. Jänner Kulturpreise 1980 Freitag, 9. Jänner - Sonntag, 1. Feber Prof. Inge Pohl, ,,Farbiändereien" Freitag, 6. Feber - Donnerstag, 12. März ,,Gruppe Odysseus Graz" Austauschaussteilung Freitag, 20. März - Dienstag, 21. April ,,130 Jahre Oö. Kunstverein" Freitag, 22. Mai Presseball Freitag, 24. April - Sonntag, 31. Mai Gedächtnisausstellung ,,Herbert Lange" Freitag, 5. Juni — Dienstag, 30. Juni Herr Gilles, DDR,,.Gemälde und Graphiken" Freitag, 3. Juli - Sonntag, 26. Juli Virgile Bertoli, Frankreich Austauschausstellung Freitag, 31. Juli - Montag, 31. August ,,Moderne Ikonen-Ausstellung" Prof. Dipi.-Ing. Dr. techn. A. Wollenek Sommeraussteiiung mit Berufsvereinigung Freitag, 4. September - Sonntag, 4. Oktober Textiikunst 1981 Freitag, 9. Oktober - Sonntag, 8. November Ölbilder und Zeichnungen Prof. Johannes Schreiber (mit Berufsvereinigung) Donnerstag, 12. Nov. - Sonntag, 6. Dez. ,,Neue Kaitnadeiradierungen" Prof. Eifrlede Trautner Freitag, 11. Dez. - Montag, 4. Jän. 1982 ,, Kulturpreisträger 1981"

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