Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Straße dar, in der sich, fast unmittelbar aneinandergrenzend, gleich drei Galerien ein gerichtet haben. Vom nahen Hauptplatz herkommend, stößt man zunächst auf die ,,Galerie Klosterstraße 10" von Brigitte Riha. Der ausstellerische Schwerpunkt liegt auf progressiver, experimenteller Schmuckgestaltung, Keramik, intimer Textilkunst und Graphik. In nächster Nähe lädt ein Gewölbe zur Besichtig ung und zum Kauf von qualitätvoller alter Kunst, vorwiegend Gemälde und Graphik in der,,Galerie Seid ler", ein. Benachbart ist die ,,Galerie Grü ner", in der namhafte österreichische Künstler, etwa vom Rang eines Hans Fronius, ausstellerisch betreut werden. (Letzte rem war mehrmals eine Einzelschau dort ge widmet.) Grüner ist auch auf einschlägige Druckgraphik spezialisiert, bringt selber kostbare Mappenwerke heraus und bietet ein reichhaltiges Sortiment an Kunstbü chern und -kalendern sowie Ausstellungs katalogen an. In seiner Galerie ist auch ein stilvolles kleines Espresso für die Kunden eingerichtet, Die von Riha und Grüner erworbenen be ziehungsweise gemieteten Objekte sind auch mit Hilfe öffentlicher Subventionen durch Stadt und Land zur Gänze revitalisiert worden und bieten zusätzlich eine hervorra gende Wohnqualität an. Grüner nutzt etwa auch einen kleinen Arkadenhof als Erho lungsraum für sich und seine Gäste. Die ,,Abteilung Altstadterhaltung" des Magi strats Linz betrachtet gerade diese weitge hend mit ihrer Hilfe und fachlichen Beratung erfolgte Regeneration der Klosterstraße als einen bedeutsamen Beitrag zur Erneuerung des alten Stadtkerns. Ihre diesbezüglichen Bemühungen, für die alljährlich etwa 10 Mil lionen Schilling (mit weiteren Subventions gebern: 30 Millionen Schilling) budgetiert sind, stehen freilich erst am Anfang, denn es sollen im Lauf der nächsten Jahre noch wei tere Hofverbindungen zwischen dem Hauptplatz und der westlichen Aitstadt als Wohn- und Geschäftsbereiche im Zentrum einer ansehnlichen Fußgängerzone genützt werden. Ein Modell existiert bereits für den nahen Feichtingerhof, der vom südwest lichen Hauptplatz aus zugänglich ist, und ebenso wurde ein Projekt für die Revitalisierung des gesamten Rathausgeviertes im Osten des Hauptplatzes geschaffen, wo schon jetzt das sogenannte ,,Musische Zen trum" und ,,Theater des Kindes" einen er sten Schritt in Richtung Gesamtrealisation andeuten. Ein kleines, aber nicht unbedeu tendes Detail am Rande des Themas ,,Ga lerlestadt" stellt das am nahen Pfarrplatz etablierte ,,Haus der Kinderfreunde" mit spezieller ,,Kindergalerie" dar. Für Altstadttouristen attraktiv erweist sich schließlich noch der Bereich Klamm straße-Herrenstraße in Landhausnähe. Der enge Gehsteig am Beginn der Klammstraße erlaubt nämlich einen Fensterblick in die so genannte ,,Galerie Lehner", die sich auf Repräsentation des Linzer Malers Fritz Aig ner spezialisiert hat und gute Kontakte zur Kunsthochschule unterhält. In der von hier aus leicht erreichbaren Herrenstraße stößt der Spaziergänger auf Friedl Kleins selbst ironisch getaufte ,,Kleine Galerle". Der In haber des boutiqueartigen Ladens ist ein scharf kritisch eingestellter, experimentier freudiger Geist, der stets dem begabten Nachwuchs, aber auch den unterreprä sentierten älteren Künstlern mit eindeutiger Befähigung Präsentationschancen ein räumt. Friedl Klein hat schon Jahre zuvor in einem im Kern uralten Haus am Hauptplatz den Mut gehabt, seine dortige Wohnung als Galerle dem Publ ikum zu öffnen, er hat auch jahrelang in der Badgasse, genau in Otto Bejvis erstem Galerielokal, ein Cafe zum Ort von Ausstellungen und Autorenlesungen funktionell erweitert. Dies führt zum Nachdenken darüber, wie viele dieser kleinen und oft wagemutigen Privatgalerlen eigentlich schon im Lauf der Jahre wieder eingegangen, von der Bildflä che verschwunden sind. Da war in einem herrlichen gotischen Haus In der Adlergasse beim Brückenkopf Ost die Galerie von Magister Feichtinger mit intelli gentem, einfallsreichem Programm. Der In haber, der auch baulich gewaltig investiert hatte, kapitulierte schließlich vor den Schwierigkeiten der Erhaltung und des ver wehrten geschäftlichen Erfolges und ver dingte sich bei einer Bank. Dann gab es, schon Jahre zuvor eine der programmatisch entschiedensten Grün dungen, in der unteren Volksfeststraße die Ausstellung ,,Heinrich Harrer - ein Leben als Forscher", eröffnet am 26. September 1980 im Stadtmuseum ,,Nordico". Aufnahme: Fr. Michalek

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