Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

zur Hochschule für künstlerische und indu strielle Gestaltung in Linz, zur Neuen Gale rie und zu ähniich profilierten progressiven Künstler- und Architektenvereinigungen in Österreich selbst und über die Staatsgren zen hinaus belegen noch genauer dieses Image. Auch der publizistische Nieder schlag in entsprechenden Zeitschriften und Nachschlagewerken zeigt eine gewisse Vorrangigkeit des Substantiellen und Pro grammatischen beim MAERZ an. Entscheidend für den Fortschritt der Infor mation in Sachen neuer Gegenwartskunst ist zuletzt sicher auch die Übersiedlung der Neuen Galerie der Stadt Linz mit sämtlichen Beständen im Herbst 1979 in die zur Gänze Kindermalen In der Neuen Galerie der Stadt Linz. Aufnahme: P. Baum Links: Neue Galerie der Stadt Linz, Wolfgang-Guriitt-Museum, im Gebäudekomplex ,,Lentia 2000"', Mirö-Aussteliung vom 25. Ok tober bis 1. Dezember 1979. Aufnahme: P. Baum neu konzipierten und ausgestatteten Räum lichkeiten des Urfahrer Hochhauskomple xes ,,Lentia 2000" gewesen. Bestände und Art der Präsentation setzen seither neue Maßstäbe für die künstlerische Rezeption und Bewußtseinsbildung in Linz. Die Aussteilungsarchitektur von Professor Fritz Goffitzer dürfte in ihrem ästhetisch sugge stiven, dabei technisch hundertprozentig ,,passenden" Funktionalismus neue Di mensionen für das moderne Ausstellungs wesen in Österreich geschaffen haben. Es ist an dieser Stelle jedoch der eigentüm lichen Expansion des Galeriewesens, wie ein solches vor allem auf dem Sektor priva ter Kleinunternehmen sich besonders seit der Mitte der sechziger Jahre abzeichnete, näher nachzuforschen. Die soziologischen Ursachen waren, wie schon teilweise ange deutet, eine gewisse Fülle des Informa tionsmaterials, das über die Medien heran geschafft wurde, weiters die kulturpolitische Beispielwirkung der öffentlichen Institutio nen Stadt und Land und die steigende Wohlstandskurve der Bevölkerung, weiche zumindest ansatzweise das Vakuum ihrer Freizeit mit Kunsterlebnissen auszufüllen begann. Seit diesem nur ungefähr zu ermit telnden Zeitpunkt tauchte als neue Gruppie rung eine Reihe initiativer Einzelpersönlich keiten auf, die plötzlich ihren eigenen Stel lenwert als Kunstkenner und - vorerst be scheiden - Kunsthändler durch individuelle Ausstellungsprogramme manifestierten. Die unauffällige Renaissance begann in ei nem dunklen Gäßchen der ältesten Linzer Altstadt, wo zunächst ötto Bejvl in der Nach folge des tragisch verunglückten Engelbert Kliemstein ein Lokal für Ausstellungen, aber auch für Zimmertheater und Autorenlesun gen eröffnete. Diese erste Bejvi-Galerie in einem gotischen Gewölbe der Badgasse, inmitten eines fast bieder wirkenden kleinstädtisch-rustikalen Nachtlebens, das be nachbart seinen Verführungszauber entfal tete, datiert in die erste Hälfte der sechziger Jahre zurück. Damals war bereits der uni versell begabte Anreger Wilhelm Koller ein literarischer Zuträger von Programm. In der Folge konnte Bejvl, aus eigener Kraft und im wesentlichen ohne Subvention auskom mend, seinen Betrieb sogar erweitern. Er übersiedelte nur wenige Schritte weiter in ein ähnlich altes Haus in der Hofgasse. Dort adaptierte er erstmals eine moderne Klein galerie auch ausstellungstechnisch in ei nem originellen öbjekt der innersten Denk maischutzzone nächst dem Hauptplatz. Der langgestreckt-schmale Gewöibeg rundriß führt von der Hofgasse bis an den Hinterhof des Brückenkopfgebäudes West, eine Art Maulwurfsgang, fast wieder zurück zu Bejvis erstem Lokal in der Badgasse und ist zugleich heute schon wieder ein Auslug auf die Hochschule für künstlerische und indu strielle Gestaltung, die alle Räumlichkeiten der seinerzeit dort untergebrachten Neuen Galerie an sich gebracht hat. Vorgängerinstitution dieser Hochschule war die von der Stadt Linz fast gleichzeitig mit der Neuen Galerie ins Leben gerufene städ tische Kunstschule gewesen, an der Otto Bejvl selbst zur ersten Studenten- und Künstlergeneration gezählt hatte. Die Ver bundenheit lebt fort, indem der Galerist Bejvl durch viele Jahre immer wieder Kunstschulabsoiventen Ausstellungsmöglichkei ten in seinem Lokal verschaffte. Der bereits zitierte Wilhelm Koller wiederum übernahm Bejvis erstes Lokal in der Bad gasse und taufte es nach dem Jahr des Ein zuges als Mieter,,Galerie Forum 67". - Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man be hauptet, daß Wilhelm Koller für ganz Linz verbindliche Ausstellungsgeschichte ge macht hat. Er konnte nämlich, mehrmals noch vor entsprechenden Abschlüssen der Neuen Galerie, gerade erst international bekanntwerdende österreichische Avant gardisten anziehen, wie die Namen Rainer, Frohner, Ringel, überhaupt die von Ötto Breicha publizistisch lancierten ,,Wirklich keiten" exakt beweisen. Daneben bot er ein hochwertiges literarisches Programm mit Namen auch aus Deutschland, wie Heissenbüttei, Weyrauch und verschiedenen weite ren Autoren der ersten Garnitur. Leider konnte diese hochgemute Aufbruchsstim mung, die auch dem Nachwuchs und besten einheimischen Begabungen (etwa Elfriede Trautner, Professor Buchegger und seinem Kreis) zugute kam, in keiner Weise durch gehalten werden. ,,Forum 67" überlebte nicht die ersten zwei Bestandsjahre. Das, was Linz zur Galeriestadt macht, hat jedoch, im Hinblick besonders auf die sieb ziger Jahre, von dorther, aus diesem Alt stadtkern von Badgasse und Hofgasse, sei nen Ausgang genommen. Denn der kultur historisch interessierte Fremde, der Alt stadt- und innenstadtbummler, findet heute auf einmal in nächster Nähe, beinahe dicht gedrängt, noch ein paar andere und gut ge führte Privatgalerien. In der Hofgasse exi stiert neben der Galerie Bejvl die Galerie im Hofstöcki von Aigner, und in der anderen Richtung, gegen den Schioßberg hin an schließend, ist das kurzfristig von Bejvi ge führte ,,Hofkabinett" ein Präsentationsraum des Bildhauers Fischnalier geworden. Ein Musterbeispiel denkmalpflegerischer Sanierung stellt die parallel zur Hofgasse, aber nur wenige Schritte weiter südlich in öst-West-Richtung verlaufende Kloster-

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