Linz als Gaieriestadt Peter Kraft Der Begriff der Kunstgalerie, also eines speziell adaptierten Lokais, in dem Werke der bildenden Kunst-Gemälde, Grapfiiken, Plastiken - der öffentlictikeit zur Besicfitigung oder zum Verkauf präsentiert werden, ist in Linz relativ jungen Datums. Noch im zweiten Drittel des vergangenen Jahrhun derts war der 1851 gegründete Oberöster reichische Kunstverein, zu dessen Grün dungsmitgliedern auch Adalbert Stifter (in seiner Eigenschaft als Maler und Kunstkriti ker) zählte, auf ,,Gastspiele" Im Nordico, dem heutigen Stadtmuseum und damals privaten Miethaus, angewiesen. Die Er richtung des anspruchsvollen Landes museums, noch In der ausgehenden Mon archie, brachte bereits einen eingeplanten Galerleraum im Dachgeschoß, in der Artei nes Ateliers mit Oberlicht, und dort wurden auch Ausstellungen des zitierten Oberöster reichischen Kunstvereins noch nach dem zweiten Weltkrieg organisiert. Ein typisches Beispiel für die provinzielle Verschlafenheit der Noch-nicht-Galeriestadt Linz gibt der bereits verstorbene lang jährige Präsident und Mitbegründer der oberösterreichischen Künstlervereinigung MAERZ, Egon Hofmann, wenn er über das erste Ausstellungslokal des Vereins, kurz nach der Gründung von 1913, nur zu sagen wußte, daß es ein gänzlich unscheinbarer Raum im Gebiet des heutigen Volksgartens war, über dessen vier Wände und Decke man bereits stolz war und den die Frauen und Freundinnen der Künstler noch eigen händig ausreiben mußten . . . Eine höhere Ironie für den geschichtsphilosophischen Betrachter scheint es zu sein, daß Adolf Hitler, der gescheiterte Kunststu dent in Wien, Linz zur führenden Kunst- und Galeriestadt des sogenannten Dritten Rei ches im Ernst machen wollte, daß dann während seiner kurzlebigen ,,Ära" die freie Kunstausübung und Kulturpolitik gewach sener Vereine überhaupt verboten war und schließlich unmittelbar nach 1945 aus dem selben Bad Aussee, wohin die aus ver schiedensten Weitgegenden vom ,,Führer" erbeuteten und beschlagnahmten Kunst schätze verlagert worden waren, auch der Berliner Kunsthändler Wolfgang Guriitt mit den evakuierten Beständen seiner Privatga lerie den Weg nach Linz fand. Sein Angebot führte ja bekanntlich zur Gründung der Neuen Galerie der Stadt Linz, dem Wolfgang-Gurlitt-Museum, dessen Bestände an wertvoller deutscher und österreichischer Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts von der Stadt Linz angekauft wurden. Die Aussteilungen der Neuen Galerie im bundeseigenen Linzer Brückenkopfgebäu de West, Hauptplatz 8-wieder eine von Hit ler angeordnete, städtebauliche Verände rung des alten Ortsbildes - setzten alsbald das Signal einer vorerst gar nicht abzuse henden ästhetischen Wende: In diesem Haus wurden nämlich mit österreichischem und internationalem Echo jene Werke ,.ent arteter" Künstler erstmals gezeigt, die zwi schen 1938 und 1945 tabu gewesen waren. Die berühmtesten Werke des Österreichers Oskar Kokoschka befanden sich etwa dar unter, die heute Glanzstücke der Sammlung darstellen. Hand in Hand mit dem Aufstieg der Neuen Galerie als erstem Informanten über aktu elle und progressive Kunst des In- und Aus landes ging die Erneuerung des Oberöster reichischen Landesmuseums, die gleich falls schon unmittelbar nach Kriegsende er ste Vereinsausstellungen der führenden Künstler im Land ermöglichte und auch, zu mindest dem Prototyp nach, bereits auf jene Großausstellungen hinsteuerte, die später hin und bis heute einem ganz bestimmten künstlerischen oder kulturhistorischen Son derthema untergeordnet sind und sich meist eines sensationellen Besucherinteresses erfreuen. Die Galeriepolitik der Stadt Linz erhielt dann bis etwa um die Mitte der sechziger Jahre entscheidende weitere Impulse durch den Ausbau des Linzer Schloßmuseums, des sen erneuerter Westtrakt ursprünglich ganz den Großpräsentationen aktueller einheimi scher Gegenwartskunst diente, heute aber leider durch Vergrößerung um wertvolle kunsthistorische Privatsammlungen in Landesbesitz als Galerieräumlichkeit wie der verlorengegangen ist. im chronologischen Anschluß sind auch die Eröffnung des Linzer Stadtmuseums 1973 Signal eines Neubeginns im Linzer Kunstleben war die Ausstellung ,.Junge Künstler Ober österreichs", veranstaltet vom Oö. Kunstverein im Oberösterreichischen Landesmuseum vom 4. Dezember 1954 bis 31. Jänner 1955. Blick in den Festsaai des Oö. Landesmuseums, Linz, Museumstraße 14, an der Stirnwand Arbeiten von Rudoif Kolbitsch, links Stahimonstranz von Fritz Goffitzer f.—j__
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