Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Kulturzeitschrift Nach den Städteheften über Wels, Gmunden und Steyr sowie Darstellung der Innviertler Städte und Märkte erschien es an der Zeit, die oberösterreichische Landes hauptstadt in das Redaktionsprogramm un serer Zeltschrift aufzunehmen. Das Thema Linz Ist allerdings so vielfältig, daß In einem Perlodikum mit beschränktem Umfang nur Streiflichter gebracht werden können. Sie sollen anregen, sich mit der Stadt, ihrer Ge schichte, ihrem Kulturleben, ihrer Land schaft eingehender zu beschäftigen. Bei Planung des Inhalts wurde die Redaktion von den zuständigen Sachbearbeitern des Magistrates der Landeshauptstadt Linz be raten. Diese erklärten sich auch zur persön lichen Mitarbeit bereit. Herzlichen Dank für die kollegiale Hilfe! Universitätsprofessor Dr. Wilhelm Rausch, Kulturverwaitungsdirektor des Magistrates Linz, macht mit seinem Beitrag auf einen stadtgeschichtlich aktuellen und interes santen Fragenkomplex aufmerksam. Vor dem Hintergrund des mittelalterlichen Städ tewesens im Lande ob der Enns schildert er den Werdegang von ,,Lynntz-ain Haubtstat unnsers Fürstentumbs Österreich ob der Enns". Er weist auf die Aufgabenstellung ,,Linz - 500 Jahre Landeshauptstadt" hin und beschließt seine historische Abhand lung mit praktischen Vorschlägen für eine sinnvolle Festgestaltung. Dr. Walter Knogiinger, Leiter des Amtes für Presse und Fremdenverkehr, bekennt sich in sehr persönlicher Art und Weise zu Linz - mit ,,Enthüllungen über die heimlichen Be weggründe einer alten Liebe". Er regt die Linzer zur Entdeckung ihrer Stadt an, wobei von ihm als erfahrenem Journalisten viele Gegenwartsprobleme lebendig dargestellt werden. Ein brillantes Feuilleton! Poetisch wird diese laudatio auf Linz von Hugo Schanovsky ergänzt, offiziell Vizebür germeister unserer Landeshauptstadt, pri vat Literat, der bereits mehrmals in unserer Zeitschrift vertreten war. Sein lyrisches Lob lied auf Linz, das dem verstorbenen Bür germeister Aigner gewidmet ist, stellt einen wertvollen Beitrag zur lokalen Literaturge schichte der Stadt dar. Dr. Hertha Schober, Historikerin, Journali stin, Buchautorin, zeigt die enge geographi sche und geschichtliche Verbindung von Linz mit der Donau auf. Auch dieser Beitrag bringt eine reiche Informationsfüiie in ange nehm lesbarer Form. Wir erleben die Linzer Überfuhren, die Brücken im Stadtgebiet, das Leben an der Donau von der Vergan genheit bis in die Gegenwart. Besonders Alt-Linzer werden an vielen Erinnerungsbil der herangeführt. Ein bemerkenswertes und völlig neu gestell tes Phänomen im Kulturleben unserer Lan deshauptstadt behandelt Dr. Peter Kraft, Mitarbeiter des Amtes für Presse und Frem denverkehr und angesehener Publizist, mit seiner Abhandlung ,,Linz als Galeriestadt". Gewissenhaft, wie es seine Art ist, schildert der Autor den Aufstieg von Linz aus provin ziellen Anfängen zu einem Galeriebetrieb, der internationalen Maßstäben gerecht werden kann. Dabei referiert er nicht nur, sondern betrachtet auch kritisch, stellt Fra gen, weist auf manche Problematik hin. Umfangreich ist in diesem Heft der Beitrag über Denkmaipflege ausgefallen. Senatsrat Dr. Georg Wacha, Direktor des Stadtmu seums Nordico, übernahm die schwierige Aufgabe, das Thema ,,Linz und die Denk malpflege 1945 bis 1980" zu bearbeiten. Er zeigt sich als kritischer und mutiger Refe rent. Es werden von ihm viele,,heiße Eisen" angefaßt. Neben erfreulichen denkmalpflegerischen Leistungen werden auch städte bauliche Vergehen schonungslos darge stellt. Für die Denkmalpflege in Oberöster reich ist dieser Artikel von höchster Aktuali tät. Dr. Harry Slapnicka, bewährter Mitarbeiter unserer Zeitschrift, bearbeitet in der Fach sparte ,,Historische Kunst" Neuland, wenn er über,,Denkmäler aus der Endphase der Monarchie" berichtet. Die Kunstgeschichte wagt sich nämlich im allgemeinen nur zö gernd an die Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts heran. Als Vertreter der Zeitgeschichte fand er bei seiner Quellenar beit auch vielfache archivalische Unterla gen über die Kunst dieses Zeitabschnittes. Diese Funde regten ihn an, nicht nur die Po litik, sondern auch die zeitgenössische Kunst in seine Forschungen einzubeziehen. Das Ergebnis ist überraschend. Denkmäler, wie z. B. das Stifter- und StelzhamerDenkmal in Linz, erhalten plötzlich ge schichtliche Kontur. Wir lernen sie aus ihrem Zeitgeist heraus verstehen. Künstler, wie etwa der Bildhauer Viktor Tilgner, über die keine Kunstgeschichte informiert, werden als historische Persönlichkeiten faßbar. Leider mußte dieser Beitrag aus Platzgrün den stark gekürzt werden. Das Manuskript enthält Stoff für einige weitere Veröffent lichungen. Bei der Wahl des Künstlers, der in einem Linzheft die Kunst der Gegenwart vertreten soll, war es der Redaktion ein Bedürfnis, den Maler Herbert Dimmel gebührend zu würdigen. Dr. Walter Beyer, Kunstkritiker der Oö. Nachrichten, hat diese Aufgabe übernommen und in eindrucksvoller Weise gelöst. Sein Beitrag ,,Herbert Dimmel - Die Botschaft eines großen Malers" kann als Musterbeispiel eines geistreichen Kunst essays gewertet werden. Für ,,Oberösterreich aktuell" bot das Jubi läum ,,350 Jahre Linzer Zeitung", das am 23. Oktober 1980 im Linzer Landhaus mit einem Festakt feierlich begangen worden ist, eine sehr willkommene Gelegenheit, über die ,,Öffentlichkeitsarbeit des Landes Oberösterreich" zu berichten. Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck be schreibt die Gegenwartssituation, Dr. Peter Baumgartner stellt vor ,,Der Methusalem der Printmedien: Das älteste, gegenwärtig noch existierende Perlodikum der Welt - Das älteste amtliche Medium der Welt - Das älteste offizielle Presseprodukt der Welt". Die Literaturbeiiage ist Professor Karl Klein schmidt gewidmet. Ais seinerzeitiger Leiter des Literarischen Referats im Kulturamt der Stadt Linz hat er viele wesentliche Beiträge zum Kulturleben unserer Landeshauptstadt geleistet. Als Dichter zählt er zu den profi liertesten Persönlichkeiten der oberöster reichischen Gegenwartsliteratur.

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